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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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versteinertem Gesicht neben ihr.
    »Wie viele …?« Adrian versagte die Stimme. »Wie viele Menschen haben hier wohl gelebt?«
    »Vielleicht zwanzig«, sagte Cluaran leise. »Auf der schwarzen Fläche haben schätzungsweise ein Dutzend Hütten Platz.« Er wandte sich ab. »Es muss alles sehr schnell gegangen sein.«
    »Loki hat sich als Feuerball auf das Dorf gestürzt und ist dann …« Cathbar sah sich um. »Wohin ist er verschwunden?«
    Keine Schneise führte durch die Bäume von der Lichtung weg, in allen Richtungen erstreckten sich nur die niedrigen schwarzen Stümpfe, auf die in einiger Entfernung höhere Stämme folgten.
    »Adrian?«, rief Cluaran, doch Adrian hatte seine Gedanken bereits ausgeschickt und suchte nach einem Lebenszeichen. Nichts. Von ihnen selbst abgesehen, schien der Wald ausgestorben. Adrian ließ seine Gedanken weiterwandern, stieß aber nur auf einige kleine Tiere, die sich in tiefen Höhlen versteckten oder ins Wasser geflohen waren. »Tut mir leid«, sagte er, »da ist niemand.«
    Elsa war wieder neben ihn getreten, der Junge folgte ihr. »Wir müssen Wulfs Eltern suchen«, sagte sie. Sie bückte sich zu dem Jungen hinunter. »Wulf, kannst du den Ort beschreiben, an dem deine Eltern beim Ausbruch des Feuers waren?«
    Der Junge überlegte. »Es gab da einen Fluss«, sagte er.
    Adrian kehrte zu den Tieren zurück, durch deren Augen er Wasser gesehen hatte: einem Vogel, der unruhig auf einem Schilfrohr saß, und einer bis zur Nase ins Wasser eingetauchten Wühlmaus oder Wasserratte, die den Blasen und weißen Aschepartikeln nachblickte, die an ihren Schnurrhaaren vorbeitrieben. Dann öffnete er die Augen wieder.
    »In dieser Richtung«, sagte er.
     
    Sie gelangten zum Bett eines ausgetrockneten Flusses, von dem nur noch rissiger Schlamm übrig war. Ein Stück weiter war der Schlamm klebrig und von einigen feuchten Kieseln durchsetzt. Von Wasser noch keine Spur. Dann sahen sie die beiden Aschehaufen.
    Sie lagen am Flussufer. Der eine bedeckte das verkohlte Ende eines Holzstücks, das offenbar ein Brett gewesen war. In der Asche entdeckte Adrian einige Zähne. Er erstarrte. Außerdem lagen auf dem Boden vereinzelte graue Klumpen.
    »Metall«, sagte Cluaran und bückte sich, um die Klumpen genauer zu betrachten. »Das könnte eine Spange oder ein Ring gewesen sein – Messing mit einem blauen Stein. Der längliche Klumpen war vielleicht ein Messer, billige Ware, die schnell geschmolzen ist.« Er trat einen Schritt zurück. »Offenbar haben sie mit den Waldbewohnern Handel getrieben, und das Feuer hat sie erwischt, bevor sie den Fluss erreichen konnten.«
    Wulf starrte stumm auf die kleinen Haufen. Es mussten die Waren seines Vaters gewesen sein, dachte Adrian und wunderte sich, dass der Junge so ruhig blieb. Elsa trat zu Wulf, als wollte sie ihn trösten, aber der Junge bewegte sich nicht und weinte auch nicht. Er schien nicht zu verstehen, was er sah.
    Auch die Bäume am Ufer waren zu Stümpfen verbrannt, so weit das Auge reichte. Sie gingen am Flussbett entlang. Jeder umgestürzte Baum erfüllte Adrian aufs Neue mit Angst und Schrecken, doch sie machten keine weiteren furchtbaren Entdeckungen.
    Der Schlamm im Flussbett wurde nach und nach immer weicher, dann sahen sie ein kleines Rinnsal. In die ewige Asche unter ihren Füßen mischte sich wieder braune Erde … und dann blieb Cluaran mit einem Seufzer der Erleichterung stehen. Adrian folgte seinem Blick nach oben und sah an der Spitze eines verkohlten Baumstamms unbeschädigte Äste mit dicken Knospen. Im selben Moment hörte er in einiger Entfernung Wasser gluckern.
    Im Laufschritt folgten sie dem Geräusch. Und dann sahen sie den Fluss plötzlich vor sich – einen richtigen Fluss, zwar nicht breit, aber dafür tief. Die Bäume am anderen Ufer waren vom Feuer verschont geblieben.
     
    Eolande gelangte zuerst zum Wasser. Sie war als Letzte gegangen und so leise, dass Adrian sie schon ganz vergessen hatte, doch beim Anblick des Flusses schrie sie leise auf – seit Tagen der erste Laut, der über ihre Lippen kam –, lief zum Fluss und kniete sich am Ufer hin.
    Sie tauchte die Hände ins Wasser und benetzte Kopf und Gesicht mit einem Schauer glitzernder Tropfen. Sie war wie auch die anderen am ganzen Körper von einer dünnen weißen Ascheschicht bedeckt. Cluaran legte seiner Mutter eine staubige Hand auf die Schulter.
    »Lass uns dem Fluss folgen, bis keine Asche mehr den Boden bedeckt. Dann können wir uns waschen.« Wassertropfen liefen

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