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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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wie Tränen an Eolandes Wangen hinunter, doch sie blickte mit dem Anflug eines Lächelns zu ihm auf.
    Adrian ging mit Elsa und Wulf unter den Bäumen mit den dicken Knospen am Fluss entlang. Mit der Rückkehr des Lebens in ihrer Umgebung hatte sich auch ihre Laune gebessert.
    Der Fluss machte eine Biegung, wurde breiter und hatte auf ihrer Seite ein flaches Ufer. Dankbar hielten sie an, um sich zu waschen. Wulf schien auf einmal von einer unerklärlichen Scheu befallen. Als Elsa ihm helfen wollte, das Hemd auszuziehen, wich er vor ihr zurück und wurde rot.
    »Du bist ein Mädchen!«, protestierte er.
    Elsa und Eolande gingen zum Waschen schließlich ein wenig flussaufwärts, Wulf blieb bei Adrian, Cluaran und Cathbar. Sobald Elsa gegangen war, zog der Junge sich bereitwillig aus, er wollte sich allerdings immer noch nicht helfen lassen und mied die Blicke der anderen. Als sie am Ufer knieten, warf Adrian ihm einen verstohlenen Blick zu und bemerkte erschrocken einen hässlichen Streifen quer über der Brust des Jungen – eine noch frische Narbe, die sich dunkelrot vor der hellen Haut abhob.
    »Wie ist denn das passiert?«, platzte er heraus. Der Junge senkte rasch den Kopf und bedeckte die Brust mit seinen mageren Armen. Adrian verstummte. Seine Neugier war ihm peinlich, aber er sah Wulf nun unwillkürlich in einem neuen Licht. So zäh und beherrscht der Junge wirkte, er hatte offenbar eine schwere Zeit durchgemacht. Hatte ein Tier ihn verletzt?
    Sie wuschen sich die Asche aus den Haaren und von der Haut, hüpften zitternd vor Kälte am Ufer auf und ab, um wieder warm zu werden, schlugen ihre staubigen Kleider an Baumstämmen aus und zogen sie wieder an. Mit einem sauberen Hemd sah der Junge gleich weniger verwahrlost aus. Er war zwar immer noch furchtbar mager, zugleich aber muskulös und zäh, mit einem hellhäutigen, sommersprossigen Gesicht und wachen blauen Augen. Seine ungebärdigen Haare glänzten nach dem Trocknen rotgolden. Nur seine Kleider waren zerschlissen wie die eines Bettlers. Die Lumpen um seine Füße hatten die Überreste von Schuhen zusammengehalten, deren dünne Ledersohlen bereits gerissen waren. Das Hemd bestand zwar aus Wolle, war aber so grob gewebt, dass der Wind überall hindurchpfiff. Adrian hängte ihm seinen eigenen Umhang aus Fell um die Schultern, beschämt, dass er erst jetzt daran dachte. Auch das Kettchen, das der Junge so eifersüchtig hütete, war billig gemacht, wahrscheinlich aus Eisen, und so kurz, dass es eher aussah wie ein Halsband. Doch als Adrian den Umhang an Wulfs Hals befestigen wollte und es dabei berührte, wich der Junge sofort zurück.
    Dann kam er freilich wieder und ließ Adrian den Umhang schließen.
    Seine Freude an dem gut geschneiderten Kleidungsstück war offensichtlich. Als Elsa und Eolande zu den anderen zurückkehrten, zeigte er ihn gerade Cathbar. Beim Gehen gab er acht, dass der Saum nicht den Boden berührte.
    Elsa sah Adrian mit leuchtenden Augen an und legte schützend den Arm um den Jungen.
    »Das war aber lieb von dir«, sagte sie.
     
    Sie kamen überein, am Fluss zu übernachten, bei Tagesanbruch zur Straße zurückzukehren und die Reise nach Süden in Richtung Varde fortzusetzen, wo der Wald angeblich auch gebrannt hatte. Das war keine besonders vielversprechende Spur, aber einen anderen Anhaltspunkt besaßen sie nicht, und sie mussten sich unbedingt wieder an Lokis Fährte heften. »Der Ziegenhirt hat von Unruhen und Kämpfen im Süden gesprochen«, meinte Cluaran. »Ich wette, dahinter steckt Loki. Er hat Menschen schon immer gegeneinander aufgewiegelt.«
     
    Die Luft war klar und die tief stehende Sonne blendete Adrian. Die Äste mit den dicken Knospen und der blaue Himmel darüber versetzten alle in gute Laune. Sogar Eolande sprach ein wenig.
    Kurz bevor sie die Straße erreichten, schlug der Wind um und der vertraute beißende Geruch stieg ihnen in die Nase. Das Gespräch verstummte.
    Der Wind hatte die Flammen bis zum Rand der Straße getrieben. Sie marschierten nun inmitten kahler geschwärzter Bäume. Unter einer Aschewolke hindurch gelangten sie zur ausgetretenen Spur der Straße.
    Am Straßenrand hatte jemand einen Bildstock aufgestellt. Sein geschnitztes Holz war so schwarz, dass Adrian ihn zunächst für einen verbrannten Baumstumpf hielt. Er war groß, fast so groß wie Wulf. Der Junge rannte darauf zu, um ihn genauer zu betrachten, und Adrian folgte ihm. Jemand hatte ein primitives Bildnis in das Holz geschnitzt und mit etwas

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