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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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Haare war schmutzig. Das Schwarz seiner noch immer angstvoll aufgerissenen Augen hob sich von der hellen Haut ab.
    »Wir wollen dir helfen«, sagte Elsa. »Wohnt hier jemand, zu dem wir dich bringen können? Vielleicht deine Eltern?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und bewegte die Lippen, als suche er nach den richtigen Worten. Dann sprach er. Nur ein zittriges Flüstern war zu hören.
    »Sie … Sie sind weg. Im Feuer umgekommen.«
    Elsa hatte instinktiv die Hand nach ihm ausgestreckt, doch als sie seine Worte hörte, zog sie die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Adrian sah, wie ihre Lippen sich bewegten: Ioneth!
    »Das war wieder er«, sagte sie heftig. »Er hat die Leute getötet … und alles verbrannt … wie vor ein paar Tagen …« Sie wandte sich wieder dem Jungen zu, der sie erschrocken anstarrte.
    »Komm mit uns«, sagte sie freundlich. »Wir bringen dich an einen sicheren Ort.«
    »Mit uns!«, rief Cluaran. »Für wie lange denn?«
    »Bis wir jemanden gefunden haben, der ihn aufnimmt«, erwiderte Elsa erregt. »Hier kann er nicht bleiben!«
    »Wir können ihn auch nicht mitnehmen«, sagte Cluaran. »Vielleicht bis zur Straße. Wenn er noch Angehörige hat, wohnen die bestimmt in der Nähe. Mit diesen Lumpen an den Füßen kann er nicht weit gelaufen sein. Und wir haben noch einen weiten Weg vor uns, Elsa. Ein Kind würde uns bremsen.«
    »Dann lass mich hier bei ihm«, erwiderte Elsa.
    Der Junge verzog das Gesicht, als wollte er gleich in Tränen ausbrechen. Mitleid mit dem kleinen Wicht überkam Adrian. »Ich finde, Elsa hat Recht«, sagte er. »Wir müssen ihn mitnehmen. Er ist zu klein und die Räuber könnten zurückkehren.«
    »Wenigstens bis wir ihn irgendwo untergebracht haben«, meinte Cathbar.
    Cluaran zögerte und nickte dann.
     
    Es war kurz vor Morgen und wurde bereits heller, obwohl Wolken über den Himmel jagten und den Mond verdeckten. Sie waren mit dem Jungen in ihr Lager zurückgekehrt, hatten danach aber nicht mehr schlafen können. Adrian und Cluaran nahmen ihre Bögen und gingen jagen. Den Jungen gaben sie in die Obhut von Elsa und Eolande. Cathbar hielt Wache.
    Adrian ging neben Cluaran durch den vom Feuer verschonten Wald auf der anderen Seite der Lichtung. Auf den Bäumen lag Asche wie Staub. »Glaubst du, der Junge lebt hier im Wald?«, fragte er.
    »Wenn ja, könnte er uns nützen. Er könnte uns zeigen, wo er herkommt, und vielleicht auch, wo das Feuer ausgebrochen ist.«
    Adrian war empört. »Denkst du nur daran, wie er uns helfen könnte? Er braucht vor allem selbst Hilfe!«
    »Die wir ihm auch geben«, erwiderte Cluaran ernst. »Wir werden seine Eltern finden, wenn sie noch am Leben sind – und wenn nicht, finden wir jemanden, der ihn bei sich aufnimmt. Aber er wird nicht der letzte Waise sein, dem wir begegnen, Adrian. Und wenn wir Loki nicht finden und aufhalten, wird es auf der Welt bald vor Waisen nur so wimmeln.« Er ging eine Weile schweigend weiter, dann sagte er: »Vor allem dürfen wir nicht verhungern. Also an die Arbeit, Junge, wir brauchen ein Reh.«
    Sie begegneten nur Kaninchen, doch kehrten sie im fahlen Licht des Morgengrauens mit drei davon ins Lager zurück, was für ein ordentliches Frühstück reichte. Elsa und Cathbar hatten auf der Lichtung ein Feuer gemacht, das sie mit einer Rinne umgaben, damit es nicht außer Kontrolle geraten konnte. Es hatte nicht mehr geschneit. Adrian setzte sich ans Feuer und briet sein Fleisch an zwei Stöcken. Allmählich wurde ihm wieder warm.
    Der Junge hatte sich so nahe ans Feuer gelegt, wie er konnte, ohne sich zu gefährden, und schlief fest. Vor dem Einschlafen hatte er Elsa noch ein wenig von sich erzählt. Er hieß Wulfstan oder Wulf und lebte nicht im Wald. Seine Eltern seien Händler, sagte Elsa.
    »Er erzählte, sie seien durchs Land gezogen und hätten ihre Waren verkauft und vor einigen Tagen seien sie hierhergekommen. Ich glaube, sie besuchten Dörfer im Wald. Ich habe ihn nicht gut verstanden, er sprach vor lauter Angst ganz undeutlich – und ich glaube, er kommt auch nicht aus dieser Gegend. Er scheint die Sprache nicht richtig zu beherrschen.«
    Sie hatten auch den Inhalt von Wulfs Handkarren eingesammelt – eine Decke, eine Wasserflasche und einigen Proviant, von dem das meiste in den Schmutz gefallen und verdorben war. »Er meinte, er sei beim Ausbruch des Feuers mit dem Karren losgerannt«, sagte Elsa.
    »Wir finden seine Eltern«, brummte Cathbar.

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