Chroniken der Jägerin 3
lustig.«
Ich schwieg einen Augenblick, fühlte mich müde und kalt. »Es gibt nichts, was mir weniger Spaß machte.«
Ihre Aura erschauderte und fiel um ihre Schultern herum in sich zusammen, loderte dann aber wie zum Trotz doch noch einmal auf.
»Tu, worum Lord Ha’an dich gebeten hat. Stell dich an die Spitze der Hatz.«
Ich holte tief Luft. »Nein.«
»Nein«, flüsterte sie. »Ich wusste, dass es einmal so weit kommen würde. Ich habe meine Deals gemacht, habe gewisse Zusicherungen von eurer Blutlinie, aber all das bedeutet nichts, wenn euch die Lords des Schleiers nicht beschützen.«
Ich ging näher. Zee und die Jungs sammelten sich wie die Wölfe. »Dachtest du etwa, wenn der Schleier bräche, wäre ich irgendwie schon eine andere Frau? Hätte es überwunden? Hast du geglaubt, ich würde so schnell klein beigeben?«
Ihre Augen glitzerten. »Die Macht, die in dir steckt, ist immens groß, und außerordentlich klug dazu. Sie liebt nur das eine: den Tod.«
Du kennst uns nicht , sagte die Finsternis und stieg schwer und kräftig bis in meine Kehle empor.
»Keine Vermutungen«, sagte ich schnell. Die Worte kamen ganz von allein aus mir heraus, ohne dass ich sie kontrollieren konnte. Grant richtete sich auf und beobachtete mich. Zee berührte mein Knie.
Mama-Blut zitterte und senkte den Kopf. »Du musst sie anführen. Das ist die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten. Du
kannst sie niemals alle umbringen, ganz gleich, wie stark du sein magst. Und die Mahati sind erst der Anfang. Ha’an ist ein starker Lord, aber er ist weit schwächer als die anderen. Er denkt zu viel.«
Er ist loyal , sagte die tiefe Stimme, während sie sich aus meiner Kehle zurückzog. Er zettelt keine Verschwörung an – wie sie. Oder die anderen.
Ein wahrer Freund. Der allerdings immer noch Menschenfleisch goutierte.
Ich warf Grant einen Blick zu, er aber musterte Mama-Blut mit jenem unergründlichen Gesichtsausdruck, den ich so gut kannte. Nachdenklich, ein bisschen unterkühlt, aber doch nicht grausam.
»Wenn du Angst hast«, sagte er, »dann geh nicht in den Schleier.«
Sie reagierte mit Verachtung: »Und was soll mir das nützen? Der Schleier ist offen, Lichtbringer. Du kannst doch nicht alle Mahati bekehren.«
»Aber wir können das Loch schließen«, entgegnete er ruhig. »Wir können sie wieder einsperren.«
Ich durchbohrte ihn mit meinen Blicken. Er ignorierte mich zwar, aber in seinen Augen lag doch etwas. Da war etwas, dem ich einfach vertrauen musste. Ich hatte gar keine Wahl.
»Du bist ein Narr«, erwiderte Mama-Blut zaghaft. »Das ist unmöglich.«
»Sollten wir es dennoch schaffen, wirst du keine Kinder mehr in die Welt setzen«, fuhr Grant fort. »Ihr werdet keinem Menschen mehr Schaden zufügen. Ihr zieht keine Tricks mehr ab und werdet euch nicht mehr von Schmerzen ernähren.«
»Wenn du nicht damit einverstanden bist, dann verschwinde!«, befahl ich ihr. »Allerdings werde ich dafür sorgen,
dass Lord Ha’an deinen Namen erfährt. Ich werde ihn nämlich schon bald sehen.«
Angst überkam sie, während sie sehr ruhig wurde. »Tu das nicht.«
Ich grinste. »Meine Vorfahren waren vielleicht so dumm, dir das Leben zu schenken, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand versprochen hat, wir würden nicht über dich reden . Stimmt’s, Zee?«
»Stimmt«, schnarrte er und zog die Krallen über den Boden.
Mein Grinsen wurde breiter. »Ha’an wird dich lieben, wenn ich mit meiner Geschichte fertig bin.«
Mama-Bluts Aura flackerte heftig.«Woher soll ich denn wissen, dass dies kein Trick ist?«, erkundigte sie sich drängend.
»Wir verlangen nicht viel für einen Dämon, der unbedingt leben will«, erwiderte Grant.
Sie zeigte auf ihn und krümmte den Finger zu einem Haken. Mal zischte sie an. Alle Jungs knurrten.
»Ich verspreche es«, spuckte sie schließlich aus. »Ich verspreche, keine Intrigen zu schmieden, keine Kinder mehr zu gebären und keine Schmerzen zu verursachen. Das schwöre ich bei meinem Blut, bei meiner Ehre als Königin.«
»Hier gibt es keine Königin«, schnarrte Zee. »Keine außer Maxine.« Mama-Blut zuckte und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu.
Auf dem Bürgersteig regten sich Schatten. Grant öffnete die Tür.
Killy stöckelte auf dünnen Stiefelabsätzen ins Apartment, dicht gefolgt von Vater Lawrence. Er sah jetzt menschlich aus, hatte gebräunte Haut und einen kleinen Schmerbauch. Eine Beule unter seinem schwarzen Pullover ließ darauf schließen, dass er eine Waffe
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