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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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wartest, wird es schwieriger werden.
    Mir wäre lieber, wenn er mich vergäße, als ihn zu verletzen.
    Wir werden ihm nichts antun.
    Das hätte ich gern geglaubt. Die Versuchung war groß. Der Wunsch lag mir wie eine andere Art von Hunger auf der Zungenspitze … der Wunsch, die Grenzen der Macht auszuloten, die in mir war. Für einen guten Zweck: um Byron zu helfen.
    »Du willst etwas tun«, sagte die Botin.
    »Ich will nicht, dass er mich vergisst. Ich weiß, das ist egoistisch.«
    Sie betrachtete den Knaben. »Wir sind darauf trainiert, uns an nichts zu binden. Bindungen beeinträchtigen unsere Fähigkeit, den Aetar-Meistern zu dienen.«
    Irgendetwas in ihrer Stimme und der Art, wie sie es sagte, ließ mich ihren Blick suchen. »Trotzdem hast du noch Erinnerungen. Du erinnerst dich doch an jemanden.«
    Die Botin presste die Kiefer zusammen, während ihre Hand in die Richtung von Byrons Fuß zuckte. »Ich werde versuchen, seine Erinnerungen wiederherzustellen.«
    Ich zögerte und dachte schon, sie wollte noch mehr sagen. Aber sie summte nur und verengte ihren Blick, als sie sich auf
Byron konzentrierte. Der Knabe wälzte sich in seinem Schlaf und nahm die Decke noch ein wenig fester. Dann veränderte sich der Klang ihrer Stimme auf eine merkwürdige Weise.
    Und sie hielt jäh inne. Mir gefiel die Art nicht, wie sie ihn ansah. Als sei sie gerade überraschend auf etwas völlig Unerwartetes gestoßen, das alles andere als gut war.
    »Mehr kann ich nicht tun«, sagte sie.
    »Was ist passiert?«
    Sie baute sich würdevoll vor dem Bett auf. »Er ist ein kompliziertes Kind.«
    Rohw, der in der Nähe hockte, seufzte nur. In meinem Kopf sprach eine tiefe Stimme: Eine einzige Berührung würde ausreichen .
    Ich legte die Hände in meinen Schoß. Aus der Kunstgalerie in der Etage unter uns ertönte leises Türklingeln. Hier war es wirklich hellhörig. Unter dem Bett lugte Zee hervor, griff nach meinem Knöchel und zog daran.
    »Wollen«, schnarrte er leise.
    Ich streichelte ihm über den Kopf und beugte mich über Byrons schlafendes Gesicht. Ich kannte ihn nun seit anderthalb Jahren, und in dieser Zeit hatte er sich von einem Jugendlichen, dem ich einfach nur half, zu jemandem entwickelt, bei dem ich mich … wie eine Mutter fühlte.
    Eigentlich hätte er älter aussehen müssen, aber er schien immer noch der Fünfzehnjährige zu sein, dem ich zum ersten Mal in jener dunklen, nassen Allee begegnet war. Tapferer, guter Junge, am liebsten hätte ich ihn aufgeweckt, um zu sehen, ob er meinen Namen sagte. Aber das war jämmerlich und würde mir das Herz nur noch mehr zerreißen.
    Ich stand auf und verließ das Zimmer. Die Botin war schon vor mir hinausgeschlüpft. Sie stand am Küchentisch und untersuchte
den Knochen, der aus Jacks Leichnam gelöst worden war. Sie schien mich ganz bewusst zu ignorieren. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich mir meinen Weg durch das Bücherlabyrinth zur Wohnungstür bahnte.
    Von unten ertönte eine Frauenstimme. Killy war es nicht, wenn es auch vertraut klang.
    Ich entdeckte Mama-Blut, die allein mit Grant in einer dunklen Ecke der Galerie stand. Sie befanden sich gute drei Meter voneinander entfernt. Mal hatte sich über Grants Kopf aufgerichtet und zischte. Ich sah mich um, ob noch mehr Zombies dort waren, in der Galerie oder draußen auf dem Bürgersteig. Aber nichts trübte den Eindruck der Leere.
    Sie war allein gekommen.
    Immer noch dieselbe Menschenhaut. Immer noch dieselbe gelackte Erscheinung mit den vollkommenen Beinen und dem roten Haar. Aber ihre Aura dröhnte nicht, und ihr Menschengesicht war vor Schmerz und Furcht ganz eingefallen. Rohw und Aaz hingen an meinen Beinen. Zee schlich sich näher und betrachtete Mama-Blut mit brennendem Blick. Sie konnte ihn nicht anschauen. Ebenso wenig wie mich.
    Trotz all ihrer Überheblichkeit hatte sie Angst davor gehabt, dass der Schleier brechen und die übrigen Dämonen freisetzen könnte.
    Das war der vielleicht schlimmste Albtraum für sie, genauso wie für mich. Wenn auch aus anderen Gründen. Ich erinnerte mich daran, wie die Mahati ihre Kinder gefressen hatten. Und ich wusste noch, welchen Namen Ha’an ihr gegeben hatte. Er nannte sie genauso, wie die Finsternis sie in Killys Bar genannt hatte.
    Lady Hure.
    Fast hätte sie mir leidgetan. Aber nur fast. Schließlich war es
Mama-Blut gewesen, die den Mord an meiner Mutter arrangiert hatte.
    »Wo ist dein Gefolge?«, fragte ich.
    »Lass das!«, fauchte sie. »Mach dich nicht über mich

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