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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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Parasiten. Ratten, Kakerlaken, Fliegen. Sie drangen durch die Risse im Äußeren Ring des Gefängnisschleiers, um Schmerz zu ernten. Einige von ihnen waren noch jung, andere älter. Die Älteren konnten die vollständige Kontrolle über ihren Wirt übernehmen. Die Jüngeren ließen sich einfach nur mitnehmen und suchten sich Menschen aus, die die Anlagen dafür mitbrachten, missbraucht zu werden. Sie nisteten nur auf ihnen und legten ihre Eier ab. Ich konnte zwar nicht
jede beliebige Gewalttat, die einen Menschen in eine Zombiepuppe verwandelt hatte, auf einen Parasiten zurückführen, aber wenn irgendwo Schmerz, Angst und Tod zusammen auftraten, dann war höchstwahrscheinlich auch ein Dämonenparasit in der Nähe, der sich an der dunklen Energie labte.
    Und der Zombie, der vor mir saß, das war ihre Königin. Die Königin der Dämonenparasiten, die Königin der Kanalratten.
    Ich ging zum Tisch, drehte einen Stuhl herum und setzte mich rittlings darauf. Ich hatte noch immer keine Handschuhe an, meine Ärmel waren aufgekrempelt. Die Tattoos wanden sich unter meiner Haut, Schuppen schimmerten und spreizten sich – und jene roten Augen auf meinen Handflächen glitzerten wie Feuer. Grant und Kelly beobachteten mich, aber ich sah nicht zu ihnen hin, sondern nur auf Mama-Blut, nur auf dieses kalte Grinsen.
    »Komm, trink was«, sagte sie, als ein zottelhaariger Zombie in Jeans und Birkenstocksandalen hinter der Bar hervorkam und ein Tablett mit drei Bechern dampfenden Kaffees brachte. Killy bedachte den Zombie mit einem verächtlichen Blick.
    Ich goss aus jedem Becher etwas über meinen tätowierten Finger, um die Jungs probieren zu lassen. Mama-Blut sagte: »Gift, meine Liebe, ist was für Typen, die in Höhlen hausen und keine Bildung haben. Da steh ich doch drüber.«
    »Kugeln sind auch nicht besser«, entgegnete ich und trank von dem letzten der getesteten Becher langsam einen Schluck, der mir die Lippen und meine Zunge verbrannte. Ich warf den anderen einen Blick zu. »Der ist in Ordnung.«
    Grants Mund verzog sich zu der Andeutung eines Lächelns, was mich ganz unvorbereitet erwischte. Genau wie der Umstand, dass ich beinahe zurücklächelte. Ein ganz klein wenig. So
als wäre dies ein Spiel. Was es natürlich auch war. Aber keines, das Anlass zum Kichern und Herumalbern gegeben hätte.
    Ich kenne dich nicht. Und das ist besser für uns beide, sagte ich ihm wortlos, als er nach seinem Becher griff. Killy schlug ihren Fuß ein wenig fester auf und deutete mit ihrem Kinn auf den Zombie, der den Kaffee gebracht hatte. »Tu es nicht. Der war gerade auf dem Lokus und hat sich die Hände nicht gewaschen. Um genau zu sein, hinterher hat er sogar an ihnen geschnuppert.«
    Grant zögerte. Ich setzte meine Tasse ab. Der Zombie flüchtete vom Tisch und von Mama-Blut, die ebenfalls in ihren Kaffee starrte.
    »Peinlich«, sagte ich.
    Mama-Bluts Hand schoss nach vorn und schnappte den Zombie an den Handgelenken. Seine Aura flackerte wie Feuer, während ihm der Schweiß auf der fahlen Stirn ausbrach. Trotzdem versuchte er nicht, sich zu befreien, sondern erstarrte einfach nur wie ein Kaninchen. Nun bemerkte ich eine Veränderung bei den anderen Zombies, ihre Augen bekamen etwas Gieriges, so wie bei einem Lynchmob, der bei einer Hinrichtung zuschaut. Furcht und Aufregung, das machte sie an: Das versprach ja mal, ein leckeres Mahl zu werden.
    »Böses Kind«, flüsterte Mama-Blut. »Ich mag diesen Wirt. Wenn ich vorhätte, ihn mit Jauche zu verpesten, dann würde ich schon eine Kloake finden, in die ich ihn hineinwerfen könnte.«
    Der Griff ihrer bleichen Hand wurde fester. Ich hörte es knacken – der Knochen, dachte ich, aber es war das scharfe Atemholen des Zombies mit seinen menschlichen Lungen, als sein Kopf zurückruckte, er den Mund aufriss und die Augen verdrehte. Seine Aura flackerte einmal auf, in einem tiefen
Schwarz wie eine Gewitterwolke über der Prärie, und wurde dann nach innen gezogen, bis sie nur noch die Größe einer Faust hatte. Ein Schrei brach aus ihm heraus, der dann aber zu einem würgenden Seufzer erstarb. Grant stieß seinen Stuhl zurück.
    »Aufhören«, sagte er mit gefährlicher Gelassenheit. »Überlass ihn mir, wenn du ihn nicht mehr haben willst, aber hör damit auf.«
    Ich glotzte nur noch. Mama-Bluts Lippen legten ihre Zähne zu einem grotesken Grinsen frei. »Noch ein Haustier, Lichtbringer? Nein, der hier gehört mir .«
    Sie riss den Zombie fest am Arm, und er ging heulend und stammelnd

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