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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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auf die Knie. Seine Aura waberte und wurde von wilden Lichtblitzen durchzogen. Mama-Blut beugte sich und presste ihren Mund gegen seinen. Das war kein Kuss. Das war geradezu eine Mahlzeit. Ihre Aura umgab den anderen Zombie in einem Sturm roter Blitze – und ich dachte, nein, ich wunderte mich darüber, wie ein Mensch so blind sein konnte, das nicht zu sehen, zu spüren oder zu fürchten.
    Grant griff nach seinem Stock, als wollte er sich erheben. Ich hielt ihn an seinem Arm zurück. Er warf mir einen harten, gehetzten Blick zu, aber nun war es schon zu spät für das – was zum Henker auch immer – er hatte tun wollen. Ich hörte einen Schlag. Der menschliche Wirt brach vor Mama-Bluts Füßen auf dem Boden zusammen. Ihre Aura umschloss ihn nach wie vor. Sie trat mit ihrem roten Absatz nach dem Körper und betupfte dabei zart ihre Lippen.
    Ich kniete mich neben ihn und betastete seinen Hals. Und spürte einen starken Puls. Er war nur bewusstlos. Er würde mit Gedächtnisverlust aufwachen – und mit einer erheblichen Sündenlast auf den Schultern. Sünden, an die er keinerlei Erinnerungen
mehr haben würde. Ich fühlte mich ihm plötzlich sehr verbunden.
    »Mmmm«, murmelte sie. »So was sollte ich öfter machen.«
    »Du hast dein eigenes Kind gefressen«, sagte Grant.
    »Ich mach mir halt ein neues.« Mama-Blut schnippte mit den Fingern, und ein zweiter Zombie eilte nach vorn, um den Kaffee wegzubringen. »Gut. Worüber sprachen wir gerade?«
    »Über gar nichts«, sagte ich, kehrte auf meinen Platz zurück und warf Grant einen warnenden Blick zu. »Aber es ist bestimmt kein Zufall, dass du hier bist.«
    »Warum… ist denn was passiert?« Mama-Blut lächelte, sie wischte sich noch immer die Lippen ab. »Ach ja, Jack.«
    »Jack«, wiederholte ich. »Gerüchte verbreiten sich schnell.«
    »Das hängt immer von dem Gerücht ab.« Sie sah sich in der Bar um und benahm sich ganz zwanglos. Dann fuhr sie mit den Fingern entspannt an ihren Schenkeln entlang, als könnte sie gar nicht aufhören, ihre gestohlene Menschenhaut zu berühren. »Du hast von Zufall gesprochen, aber es ist einfach nur ein Pfad, der sich langsam abzeichnet. Und ich bin hier, Jägerin, weil ich den Eindruck hatte, etwas Beunruhigendes hätte meine Pfade gekreuzt. Bis nach drüben, hinter dem Schleier.«
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück und erwiderte ihren Blick. »Und dann hast du also gleich eine ganze Armee mitgebracht. Ist das nicht etwas übertrieben? Wir wissen doch beide, dass wir einander nicht umbringen dürfen.«
    Sie neigte den Kopf und verzog den Mund, vielleicht überrascht, vielleicht aber auch amüsiert. Und ich fragte mich, was ich wohl Falsches gesagt haben könnte. Ich betrachtete die Zombies, die an der Bar herumstanden. Keiner von ihnen konnte meinem Blick standhalten. Ihre Auren schrumpften, wenn ich sie ansah.

    Oder wenn sie Grant betrachteten.
    Ich reckte mich. »Als ich das letzte Mal so viele Dämonen in einer Bar gesehen habe, war ich acht Jahre alt. Du hast bestimmt von dieser Begegnung gehört.«
    Sie presste die Lippen zusammen. »Deine Mutter hätte dich umbringen sollen, als sie sah, wozu du imstande bist. Sie war noch jung genug für ein anderes Kind. Ein ungefährlicheres.«
    »Aber jetzt hast du mich.«
    Mama-Blut machte eine wegwerfende Handbewegung, so als ob ihr dass gleichgültig sei. Aber das Funkeln in ihren Augen bewies, dass es das ganz und gar nicht war. »Lass uns doch keine Zeit mit diesen alten Geschichten verschwenden. Eure Blutlinie war schon immer abscheulich. Wenn auch nützlich. Sogar der Krieg mit diesen Avataren hat mir und den Meinen Vorteile gebracht. Wie sonst hätten wir uns denn in all den Jahrtausenden durchschlagen können, während der Rest der alten Lords im Gefängnis weggeschlossen war?«
    Sie beugte sich nach vorn, während ihre Aura so heftig in ihrer kontrollierten Gewalttätigkeit tanzte, dass ich spürte, wie der Tisch vibrierte. »Wir wissen beide, dass der Schleier Risse hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der innere Ring ganz bricht und die Armee freikommt. Und auch die Avatare, diese Häute, werden zurückkehren. Sie sind hinter denen her, die ihre Leute umgebracht haben, hier, auf dieser Welt. Durch euer beider Hände.« Mama-Blut schaute zu Grant hinüber. »Ich frage mich nur, was schlimmer ist? Wir, die wir euch nur fressen wollen, oder die anderen, die mit euch spielen möchten?«
    Ich konnte nichts erwidern. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich Grant

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