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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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Staub machen …« Mama-Bluts Lächeln wurde eine winzige Spur breiter. »Lass dir ruhig Zeit, Jägerin.«
    Sie zog die Tür hinter sich zu, die aber nicht lange geschlossen blieb. Zombies wankten hinaus, einige in aller Ruhe, andere drängelten, ein paar Verletzte schleppten sich voran, andere schließlich trugen die Bewusstlosen.
    Ich trat der Zombiemutter in den Weg. Ihr Baby schrie zwar
noch immer, doch sie unternahm keine Anstalten, etwas dagegen zu tun. Sie hatte die Waffe in ihrer Handtasche verschwinden lassen. Jetzt wollte sie danach greifen, fasste aber knapp vorbei. Ich rammte meine tätowierte Hand gegen ihre Stirn und murmelte die Worte, die mich meine Mutter in einer Sprache gelehrt hatte, die vielleicht schon vor Jahrtausenden gestorben war.
    Der Parasit in ihr heulte auf. Sie schrie. Ihre Aura schien sich von den Fesseln des Fleisches losreißen zu wollen, doch ich hörte gar nicht auf, durch die zusammengebissenen Zähne meine Beschwörungsformel zu singen. Wie einen Fisch an der Schnur zogen die Jungs, meine ausgehungerten Jungs, das Mistvieh heraus.
    So lange, bis der Parasit vernichtet war. Verspeist. Und die Frau war befreit.
    Ich fing sie auf, bevor sie zu Boden ging. Vater Lawrence ging mir zur Hand, und wir setzten sie auf einen Stuhl. Sie war nicht bei Bewusstsein, dafür aber ihr Baby, das schrie und schrie. Vater Lawrence machte ein beschwichtigendes Geräusch und strich mit der pelzigen Hand über die Stirn des Babys. Das Kind hörte zu weinen auf und starrte mit großen Augen zu ihm hoch.
    Ich drehte mich um. Alle Zombies waren fort. Ich roch Schweiß, Angst und verbranntes Fleisch. Ein bisschen roch es auch nach nassem Hund. Killy fixierte die exorzierte Frau und stammelte vor sich hin.
    Grant hatte sich noch immer nicht aufgerichtet. Aber immerhin hatte er die Augen aufgeschlagen und beobachtete mich.
    Ich ging hinüber und kniete mich neben ihn. Glas knirschte unter meinen Knien. Während des Kampfes waren die Kaffeetassen
irgendwann auf dem Boden zerschellt. Kaffee durchnässte meine Jeans, aber die Jungs saugten alles auf, und im Handumdrehen war meine Hose wieder trocken.
    »Eines Tages«, sagte er, als wäre das ein alter Witz, den nur wir zwei verstünden. Und einen Augenblick lang wünschte ich mir, es wäre so. Mir war so sehr nach etwas Gutem, Warmem zumute.
    »Du solltest dir lieber nicht wünschen, dass ich mich wieder an dich erinnere«, sagte ich, und es klang beinahe, als flehte ich, wie ich es noch nie im Leben getan hatte. »Nicht, wenn das so etwas wie dies hier eben bedeutet. Diese Gewalt.«
    Er lächelte nicht, aber irgendwie spürte ich doch etwas in ihm aufsteigen. Ich spürte das Feuer in seinen Augen und den leichten, kurzen Druck seiner Finger gegen meinen Handrücken. Dann verstand ich, wie es hatte geschehen können, dass ich etwas für diesen Mann empfand. Vielleicht. Ein wenig.
    Grant setzte sich mühsam auf. Diesmal half ich ihm dabei. Ich merkte es erst, als es schon zu spät war und er seinen Arm um meine Schulter geschlungen hatte. Seine raue Wange rieb an meiner. Ich schloss die Augen.
    »So was sagst du jedes Mal«, flüsterte er. »Aber ich bin immer noch hier, Maxine. Du musst dich nicht an die Vergangenheit erinnern. Erinnere dich ab jetzt einfach an mich.«
    »Das werde ich tun«, versprach ich.

7
    K illy wollte nicht, dass wir ihr halfen, die Bar aufzuräumen. Ich konnte sie gut verstehen. Es sah so aus, als wäre es schon eine schlechte Angewohnheit von mir geworden, Gewalt in ihr Etablissement einzuschleppen.
    Grant und ich fuhren ins Coop zurück. Der Regen prasselte heftig und laut auf unsere Windschutzscheibe, bis aus dem Radio nur noch Bässe und die bloße Ahnung einer Melodie zu hören waren. Grant starrte aus dem Fenster und summte vor sich hin. Ich wusste zwar nicht, um welches Lied es sich handelte, aber ich konnte ihn deutlicher hören als den Regen und das Radio. Seine Stimme ging mir durch Mark und Bein und überrollte mich förmlich. Die Jungs reckten sich und zitterten.
    »Hör auf«, sagte ich.
    Grant sah mich an, verkniff sich aber, so zu tun, als wüsste er nicht, was gemeint war. »Da gibt es einiges, was ich dir sagen muss.«
    Vater Lawrence hatte mir das ja bereits prophezeit, und ich hatte ihm nicht geglaubt.
    Warum hast du diesen Mann vergessen?, fragte ich mich. Warum ausgerechnet ihn?
    »Deine Stimme«, meinte ich und runzelte unbehaglich die Stirn. »Was du mit Mama-Blut gemacht hast; diese Dinge, die
sie dir gesagt

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