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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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hat. Sie hatte dich mit so einem Namen bezeichnet.«
    »Lichtbringer.« Grant spielte mit seinem Gehstock. »Ich fühle mich mit diesem Namen nicht sonderlich wohl, aber so nennen sie mich nun mal. So wie die Dämonen dich Jägerin nennen.«
    Lichtbringer. Ich hatte diesen Namen zuvor schon einmal gehört, von Jack. Der Zusammenhang war mir zwar unklar, aber ich fühlte trotzdem, wie es in meinem Herzen nachhallte.
    Ich fuhr an eine Tankstelle heran und hielt an. Ich lauschte dem Regen auf dem Dach, den Scheibenwischern und dem Radio, aus dem lautstark Bohemian Rhapsody dröhnte. Ich lauschte dem Text und stellte mir vor, wie die Jungs in meinem Kopf mitsangen.
    Vor der Realität kannst du nicht fliehen. Öffne deine Augen.
    Öffne deine Augen.
    Ich ließ den Motor laufen und stieg aus. Dieses Mal folgte mir Grant nicht. Im Verkaufsraum waren die Gänge sauber, durch das Neonlicht herrschte eine helle Atmosphäre. Ein Mädchen in einem braunen Sweatshirt beobachtete mich vom Tresen aus. Ich ignorierte sie und ging geradewegs zur Theke mit den heißen Speisen. Ich sah mir nicht mal genau an, was es dort gab, sondern schnappte mir einfach nur ein paar Hamburger, die in Folie gewickelt waren, und jonglierte sie auf einem Arm, während ich noch schnell zu den Kühltruhen ging, um uns ein Eis zu holen. Außerdem nahm ich ein paar Flaschen Wasser mit. Einige der Hamburger fielen mir auf dem Weg zur Kasse zwar aus der Hand, aber ich versuchte nicht einmal, sie aufzuheben. Ich kickte sie mit dem Fuß quer durch den Raum, als wären es Hockey-Pucks. Das Mädchen sah aus, als wollte es jeden Augenblick den Alarmknopf drücken. Ich fragte mich, ob
ich wohl noch etwas Blut von dem Kampf in meinem Gesicht hatte. Vielleicht roch ich aber auch nach verbrannter Haut. Meine Kleidung war schließlich etwas angesengt.
    Ich zahlte die Lebensmittel, während sie alles in eine Plastiktüte packte. Als ich wieder ins Auto stieg, lief noch immer Bohemian Rhapsody. Grant beobachtete mich schweigend.
    Ich griff mir einen Hamburger und schob die Tüte zu ihm rüber. Er warf einen Blick hinein und nahm sich dann ein Eis. Seine verbundene Hand erschwerte es ihm zwar, das Papier aufzureißen, aber er schaffte es trotzdem.
    »Weißt du noch«, sagte er, »in der Nacht, als wir uns das erste Mal trafen, sind wir auf ein Eis und einen Hamburger zu McDonald’s gegangen.«
    Ich würgte ein wenig.
    Grant sah mir dabei zu, wie ich den Hamburger mit drei großen Bissen verschlang und nach einem zweiten griff. »Ich dachte, du wolltest nie wieder etwas essen.«
    »Und ich dachte, du wolltest Alkoholiker werden.«
    »Hmm«, sagte er. »Also gut, dann schieß los!«, meinte er dann.
    »Ich weiß nicht wie.« Ich war gerade mit dem zweiten Burger fertig. Billig, aber gut. Es war lange her, dass ich so etwas gegessen hatte. Ich hatte mich daran gewöhnt, mich gesund zu ernähren und nicht mehr diesen Straßenfraß in mich reinzustopfen. Ich wickelte den dritten Hamburger aus.
    »Was du da vorhin getan hast, beziehungsweise was du offenbar gerade zu tun im Begriff warst, das sollte eigentlich gar nicht möglich sein.«
    »Was denkst du denn, was ich getan habe?«
    Ich hörte auf zu essen und legte den Burger weg. »Du wolltest Besitz von ihr ergreifen. Sie töten.«

    »Besitz ergreifen«, wiederholte er nachdenklich. »Wir haben es zwar nie so genannt, aber ja, mehr oder weniger stimmt das. Ich hätte sie … gewandelt.«
    »Sie hatte deinetwegen all diese Leibwächter dabei. Nicht meinetwegen. Genau für den Fall, dass du es versuchen würdest.«
    Grant berührte mit seiner bandagierten Hand die Beule, die sich gerade an seinem Haaransatz bildete. »Wenn ich dabei nicht … gestört worden wäre, hätte ich es möglicherweise geschafft, etwas Dauerhaftes hinzubekommen. Vielleicht. Bei ihr habe ich es allerdings noch nie versucht.«
    Es klang so einfach, wie er das sagte. Von einem Dämon Besitz zu ergreifen war, das war keine große Sache, aber ihre Königin unter Kontrolle zu bekommen, das wäre schon ein interessantes Experiment. Etwas Dauerhaftes hinzubekommen  – als wenn er sie dazu bringen könnte, in Zukunft ihre High Heels gegen Hasenhausschuhe einzutauschen oder Chilischoten statt Seelen zu essen. Das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen.
    »Ich habe keine Hörner«, sagte er, und ich blinzelte, während ich wieder zu mir kam und ihn anstarrte. Er lächelte zwar nicht, aber er sah auch nicht böse aus. Seine Augen wirkten einfach nur…

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