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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Fahrschein für die Überfahrt nach Southampton, auf einem Dampfer. Dem Brief lag eine kurze Nachricht von Nate bei, in der er mir mitteilte, dass er mich in Southampton am Kai abholen würde, weil ich bei ihm in London leben solle, nun, da unsere Tante gestorben sei. Allerdings bin ich inzwischen nicht mehr davon überzeugt, dass diese Nachricht tatsächlich von ihm verfasst wurde ...« Tessa verstummte; Tränen stiegen ihr in die Augen. »Bitte entschuldigen Sie, ich plappere vor mich hin. Sie müssen sich das nicht alles anhören.«
    »Was für eine Sorte Mann ist Ihr Bruder? Wie ist er so?«
    Tessa schaute Jem leicht verwundert an. Die anderen hatten sie gefragt, wie Nate in diese Situation geraten sein könnte und ob sie wüsste, wo die Dunklen Schwestern ihn versteckt halten würden, und ob er dieselbe Fähigkeit besaß wie sie. Aber niemand hatte wissen wollen, was für ein Mensch er war. »Tante Harriet pflegte immer zu sagen, er sei ein Träumer«, erklärte Tessa schließlich. »Er war mit dem Kopf ständig woanders. Und er interessierte sich nicht dafür, wie die Welt tatsächlich war, sondern nur dafür, wie sie in ferner Zukunft sein würde - eines Tages, wenn er alles hatte, was er sich wünschte. Wenn wir alles hatten, was wir uns wünschten«, berichtigte sie sich. »Er hat regelmäßig gespielt. Meiner Ansicht nach konnte er sich nicht vorstellen zu verlieren - das passte einfach nicht in seine Träume.«
    »Träume können manchmal gefährlich sein.«
    »Nein ... nein, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.« Tessa schüttelte den Kopf. »Er war ein wunderbarer Bruder. Er ...« Charlotte hatte recht: Es war tatsächlich leichter, die Tränen zu unterdrücken, wenn es einem gelang, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, den Blick auf irgendetwas zu heften. Angestrengt schaute Tessa auf Jems Hände. Schlanke, elegante Hände, mit derselben Zeichnung auf dem Handrücken wie Will. Sie zeigte auf das weit geöffnete Auge. »Was soll das bewirken?«
    Jem schien der abrupte Themenwechsel nicht zu stören. »Das ist ein Runenmal. Ist Ihnen der Begriff bekannt?« Er hielt ihr die Hand entgegen. »Dieses Mal heißt Voyance. Es schärft unseren Blick, sodass wir die Schattenwelt sehen können.« Dann drehte er die Handfläche nach oben und zog den Ärmel seines Hemdes zurück. Zwischen Handgelenk und Ellbogenbeuge befanden sich weitere Male, die sich schwarz von seiner blassen Haut abhoben. Sie schienen mit dem Geflecht seiner Adern zu verschmelzen, als würde sein Blut durch die Zeichnungen fließen. »Diese hier bedeuten Schnelligkeit, Nachtsicht, Engelskraft und rasche Heilung«, erklärte er die Runen. »Obwohl ihre Namen eigentlich komplizierter sind.«
    »Bereiten sie Ihnen Schmerzen?«
    »Nur in dem Moment, als ich sie erhielt. Jetzt nicht mehr.« Er zog den Ärmel wieder hinunter und lächelte. »Aber Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie nicht noch mehr Fragen haben.«
    Oh, ich habe viel mehr, als du glaubst. »Warum können Sie nicht schlafen?«
    Tessa sah, dass er auf diese Frage nicht gefasst gewesen war. Ein zögerlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht, ehe er antwortete. Warum zögert er?, überlegte Tessa. Er konnte doch einfach lügen oder ihrer Frage ausweichen, so wie Will es tun würde. Doch zugleich spürte sie instinktiv, dass Jem nicht lügen wollte. »Ich träume schlecht.«
    »Ich habe auch geträumt«, sagte Tessa. »Ich habe von Ihrer Musik geträumt.«
    Jem grinste. »Dann war es wohl ein Albtraum?«
    »Nein, es war wunderschön. Das Schönste, das ich seit meiner Ankunft in dieser grässlichen Stadt erlebt habe.«
    »London ist nicht grässlich«, erwiderte Jem gleichmütig. »Sie müssen die Stadt einfach nur besser kennenlernen. Ich schlage vor, dass Sie mich irgendwann einmal auf einem meiner Streifzüge durch London begleiten. Ich kann Ihnen die Orte zeigen, die wirklich wunderschön sind, Orte, die ich liebe.«
    »Singst du das Hohelied auf unsere schöne Stadt?«, erkundigte sich eine Stimme leichthin.
    Tessa wirbelte herum und sah Will lässig im Türrahmen lehnen. Das Licht aus dem Korridor umhüllte seine feucht schimmernden Haare mit einem goldenen Schein. Der Saum seines langen dunklen Mantels und seine schwarzen Stiefel waren schlammbespritzt, als wäre er gerade von einer Jagd zurückgekehrt, und seine Wangen glühten. Wie üblich trug er keine Kopfbedeckung. »Wir behandeln dich hier gut, nicht wahr, James? Ich bezweifle, dass mir ähnliches Glück in

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