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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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mir das gelingen, aber ...«
    Das Licht in Wills Augen flackerte. »Aber was ?«
    »Aber nicht mehr heute Nacht«, verkündete Magnus. »Möglicherweise wird es ein paar Tage dauern. Du wirst also ein bisschen Geduld haben müssen.«
    Will holte kurzatmig Luft. »Ich kann mich nicht gedulden. Nicht nach den Ereignissen dieser Nacht. Du verstehst das nicht ...« Plötzlich taumelte er und konnte sich gerade noch am Kaminsims festhalten.
    Beunruhigt erhob Magnus sich vom Sofa. »Alles in Ordnung?«
    Aus Wills Gesicht war sämtliche Farbe gewichen und sein Hemdkragen schimmerte dunkel vor Schweiß. »Ich weiß nicht ...«, keuchte er. »Der Zahn. Vielleicht war er ja giftig ...« Im nächsten Moment verstummte er, verdrehte die Augen und fiel nach vorn.
    Mit einem überraschten Ausruf gelang es Magnus, Will gerade noch rechtzeitig aufzufangen, ehe dieser auf dem blutigen Teppich aufschlug. Ächzend hievte er ihn hoch und trug ihn zum Sofa, wo er ihn vorsichtig ablegte.

    Tessa lehnte sich gegen den Sesselrücken, massierte sich die schmerzenden Rippen und seufzte. Das Korsett grub sich noch immer in ihren Oberkörper - sie wusste beim bestem Willen nicht, wann sie endlich Gelegenheit haben würde, es abzulegen - und ihre Füße pochten, aber am schlimmsten war der Schmerz in ihrer Seele. Das Wiedersehen mit ihrem Bruder hatte ein Gefühl hinterlassen, als hätte man ihr ein Messer in eine frische Wunde gerammt. Nate hatte mit »Jessamine« getanzt, mit ihr geflirtet und dabei beiläufig Tessas Schicksal diskutiert, das Los seiner Schwester, so als würde es ihm gar nichts bedeuten.
    Eigentlich hätte sie darüber nicht überrascht sein dürfen. Im Grunde durfte sie überhaupt nichts mehr überraschen, was Nate betraf. Aber der Gedanke schmerzte dennoch.
    Und Will ... Diese wenigen Momente zusammen mit Will auf dem Balkon zählten zu den verwirrendsten Augenblicken ihres Lebens. Nach dem Gespräch auf dem Dach des Instituts hatte sie sich geschworen, ihm gegenüber nie wieder einen romantischen Gedanken zu hegen. Will war kein dunkler, grüblerischer Heathcliff, der in seinem Herzen eine geheime Leidenschaft nährte, hatte Tessa sich immer wieder ermahnt - er war lediglich ein junger Mann, der sich selbst als zu gut für sie erachtete. Doch die Art und Weise, in der er sie auf dem Balkon angesehen und ihr das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, und dann das schwache Zittern seiner Hände, als er sie berührt hatte ... all das konnte man doch nicht vortäuschen, oder?
    Und sie hatte ihn auf dieselbe Weise berührt, hatte in diesen Augenblicken nichts und niemand anderen als Will begehrt. Hatte nichts außer Will gefühlt. Dabei hatte sie in der Nacht zuvor Jem gestreichelt und geküsst; sie hatte gespürt, dass sie ihn liebte, hatte ihm erlaubt, sie auf eine Weise zu sehen, wie niemand zuvor sie je zu Gesicht bekommen hatte. Und wenn sie nun an ihn dachte, an sein Schweigen beim Frühstück und seine Abwesenheit beim Abendessen, dann fehlte er ihr schrecklich - sie vermisste ihn mit einem körperlichen Schmerz, bei dem es sich unmöglich um eine Täuschung handeln konnte.
    War es wirklich möglich, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben? Konnte man sein Herz denn wahrhaftig teilen? Oder handelte es sich bei dem Moment mit Will auf dem Balkon nicht eher um einen von Hexendrogen hervorgerufenen Rausch? Hätte sie sich möglicherweise gegenüber jedem Wildfremden genauso verhalten? Der Gedanke ging ihr nicht aus dem Kopf.
    »Tessa.«
    Vor Schreck wäre Tessa beinahe aus dem Sessel gefallen.
    Die Stimme war nur ein Wispern: Jessamine, die mit halb geöffneten Lidern dalag, während sich das Flackern des Feuers in ihren braunen Augen spiegelte.
    Ruckartig setzte Tessa sich auf. »Jessamine. Geht es dir gut ...«
    »Was ist passiert?«, fragte die junge Schattenjägerin und rollte den Kopf auf dem Kissen kläglich hin und her. »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    Sie versuchte, sich aufzurichten, und schnappte bestürzt nach Luft, als sie feststellte, dass ihre Hände gefesselt waren. »Tessa! Warum um alles in der Welt ...«
    »Es ist nur zu deinem Besten, Jessamine.« Tessas Stimme zitterte leicht. »Charlotte ... hat ein paar Fragen an dich. Und es wäre besser für uns alle, wenn du sie freiwillig beantworten würdest ...«
    »Der Ball.« Jessamines Augen wanderten hektisch hin und her, als würde sie etwas sehen, das Tessa nicht wahrnehmen konnte. »Sophie, dieses kleine Biest, hat in meinen Sachen herumgeschnüffelt.

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