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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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ihre Züge nicht mehr diejenigen wären, mit denen sie das Licht der Welt erblickt hatte, wie konnte sie dann noch diesen Wunsch rechtfertigen, dieses dringende Bedürfnis, mehr über ihre eigene Natur zu erfahren? Wann begreifen Sie endlich? Es gibt keine wahre Tessa Gray!, hatte Mortmain ihr gesagt. Wenn sie nun ihre Gabe dazu nutzte, ihre Augenfarbe von Grau zu Blau zu ändern oder ihre Wimpern dunkler erscheinen zu lassen, würde sie seine Behauptung damit nicht bestätigen?
    Erneut schüttelte sie den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, und eilte dann aus dem Zimmer und zum Eingangsportal des Instituts. Im Innenhof wartete bereits eine schwarze Kutsche, ohne jedes Wappen oder sonstiges Emblem, mit zwei großen rauchschwarzen Pferden davor. Auf dem Kutschbock saß einer der Stillen Brüder; allerdings nicht Bruder Enoch, sondern jemand anderes, den Tessa nicht kannte und dessen Gesicht weniger Narben aufzuweisen schien - zumindest nach dem zu urteilen, was unter der Kapuze zu erkennen war.
    Tessa stieg gerade die Stufen hinunter, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde und Jem aus dem Institut trat. Er trug einen hellgrauen Mantel, der seine Haare und Augen noch silberner schimmern ließ. Jem warf einen kurzen Blick zum grauen Himmel, über den schwere düstere Wolken zogen und kalte Luft mit sich brachten, und meinte: »Wir sollten besser einsteigen, ehe es zu regnen beginnt.«
    Obwohl an dieser Aussage nichts Ungewöhnliches war, war Tessa einen Moment sprachlos. Schweigend folgte sie Jem zur Kutsche und erlaubte ihm, ihr beim Einsteigen zu helfen. Als er hinter ihr in die Kutsche kletterte und den Schlag mit Schwung zuzog, bemerkte sie, dass er seinen Stockdegen, den Spazierstock mit der darin verborgenen Klinge, nicht bei sich trug.
    Mit einem Ruck setzte sich die Kutsche in Bewegung. Tessa, die gerade aus dem Fenster geschaut hatte, stieß einen bestürzten Schrei aus. »Das Tor ... es ist noch geschlossen! Die Kutsche wird ...«
    »Nur die Ruhe«, sagte Jem und legte Tessa besänftigend eine Hand auf den Arm.
    Tessa konnte ein Keuchen nicht unterdrücken, als die Kutsche auf das verriegelte Eisentor zudonnerte - und die Gitterstäbe passierte, als wären sie nichts als Luft. Überrascht quietschte sie auf.
    »Die Brüder der Stille verstehen sich auf wundersame Magie«, bemerkte Jem und ließ die Hand sinken.
    In dem Augenblick setzte der Regen ein: Der Himmel öffnete seine Schleusen. Tessa schaute gebannt durch die silbernen Wasservorhänge, während die Kutsche durch irdische Passanten hindurchrollte, als handelte es sich lediglich um Gespenster. Dann quetschte sich das Fahrzeug zwischen den schmalsten Gebäudelücken hindurch, ratterte durch einen Innenhof und ein Lagerhaus, sodass sie einen Moment lang von hohen Kisten und Stapeln umgeben waren, und erreichte schließlich das Embankment entlang des Themseufers, das regennass glänzte, während die grauen Fluten des Flusses aufgepeitscht gegen die Böschung schwappten.
    »Oh, Gott«, murmelte Tessa und zog den Vorhang zu. »Bitte sag mir, dass wir nicht in die Themse rollen.«
    Jem lachte - ein willkommenes Geräusch, das Tessas Schock etwas linderte. »Nein, nein. Soweit ich weiß, reisen die Kutschen der Stillen Stadt nur über Land; obwohl ich zugeben muss, dass diese Art des Transports durchaus außergewöhnlich ist. Die ersten ein oder zwei Male kann einem fast ein wenig schlecht davon werden, aber man gewöhnt sich daran.«
    »Tatsächlich?« Tessa schaute Jem nun direkt an. Jetzt war der Moment gekommen: Sie musste es sagen, ehe ihre Freundschaft noch größeren Schaden nahm. Ehe die Situation noch peinlicher wurde. »Jem«, räusperte sie sich.
    »Ja?«
    »Ich ... du musst wissen ... wie viel mir deine Freundschaft bedeutet«, setzte sie verlegen an. »Und ...«
    Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über Jems Gesicht. »Bitte ... bitte nicht!«
    Vollkommen aus dem Konzept gebracht, blinzelte Tessa ihn nur verwirrt an. »Was meinst du?«
    »Jedes Mal, wenn du dieses Wort, ›Freundschaft‹, sagst, trifft mich das wie ein Messerstich«, erklärte Jem. »Freundschaft ist etwas sehr Schönes, Tessa, und ich mache mich bestimmt nicht darüber lustig, aber seit so langer Zeit schon erhoffe ich mir, wir könnten mehr als nur Freunde sein. Und nach vorgestern Nacht hatte ich angenommen, meine Hoffnungen wären vielleicht nicht vergebens. Doch jetzt ...«
    »Doch jetzt habe ich alles ruiniert«, wisperte Tessa. »Es tut mir so leid.«
    Jem schaute zum

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