Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Fenster; Tessa konnte spüren, dass er innerlich mit sich zu kämpfen hatte. »Du solltest dich nicht dafür entschuldigen müssen, dass du meine Gefühle nicht erwiderst.«
    »Aber Jem «, warf Tessa bestürzt ein. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, ihm den Schmerz zu nehmen, seinen Kummer zu lindern. »Ich wollte mich doch nur für mein Verhalten vorgestern Nacht entschuldigen. Es war unerhört und unverzeihlich. Ich weiß nicht, was du von mir denken musst ...«
    Überrascht schaute Jem auf. »Tessa, das kannst du doch nicht ernst meinen, oder? Ich bin derjenige, dessen Verhalten unverzeihlich war. Seitdem habe ich es kaum fertiggebracht, dich auch nur anzusehen, aus Furcht davor, wie sehr du mich verachten musst ...«
    »Ich könnte dich niemals verachten«, protestierte Tessa. »In meinem ganzen Leben bin ich niemandem begegnet, der so freundlich und gütig ist wie du. Ich dachte vielmehr, du wärst von meinem Verhalten abgestoßen. Und du würdest mich verachten.«
    Jem wirkte aufrichtig geschockt. »Wie könnte ich dich verachten, wo doch meine eigene Gedankenlosigkeit zu dem geführt hat, was zwischen uns geschehen ist? Wenn ich nicht in einem solch schlechten Zustand gewesen wäre, hätte ich mehr Beherrschung gezeigt.«
    Er meint, er hätte genügend Beherrschung besessen, um mich aufzuhalten, dachte Tessa. Er erwartet von mir keine Schicklichkeit und Zurückhaltung, weil er annimmt, dass etwas Derartiges nicht in meiner Natur liegt. Erneut starrte sie blind in Richtung Fenster, auf den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen. Dahinter war der Fluss zu sehen, auf dem schwarze Boote tanzten, während sich der Regen mit den Fluten mischte.
    »Tessa.« Jem kletterte hastig auf die andere Seite der Kutsche, sodass er direkt neben ihr sitzen konnte, sein besorgtes, wunderschönes Gesicht ihrem ganz nah. »Ich weiß, dass man irdischen jungen Damen beibringt, es läge in ihrer Verantwortung, einen Mann nicht in Versuchung zu führen. Und dass Männer schwach seien und Frauen ihnen Einhalt gebieten müssten. Aber ich versichere dir, die Moralvorstellungen der Schattenjäger sind vollkommen anders ... sie beruhen auf einer größeren Gleichberechtigung. Wir haben die Entscheidung, das zu tun, was wir getan haben, beide gleichermaßen getroffen.«
    Stumm schaute Tessa Jem an. Er ist so gütig, dachte sie. Er schien die Befürchtungen in ihrem Herzen zu lesen und fühlte sich offenbar veranlasst, sie zu zerstreuen, bevor Tessa sie laut aussprechen konnte.
    Dann dachte sie an Will und daran, was zwischen ihnen in der Nacht zuvor geschehen war. Entschlossen schob sie die Erinnerung beiseite - die Erinnerung an die kühle Nachtluft um sie herum, die Hitze ihrer Körper, während sie sich aneinandergeklammert hatten. Sie hatte unter dem Einfluss des Hexenpulvers gestanden und das Gleiche galt für Will. Alles, was sie beide gesagt oder getan hatten, war ebenso bedeutungslos wie das zusammenhanglose Geschwätz eines Opiumabhängigen. Es gab keinen Grund, irgendjemandem davon zu erzählen; es hatte nichts zu bedeuten gehabt. Rein gar nichts.
    »Bitte sag etwas, Tessa.« Jems Stimme zitterte. »Ich fürchte, du denkst, ich würde vorgestern Nacht bedauern. Aber das tue ich nicht.« Sein Daumen strich über ihr Handgelenk, über die nackte Haut zwischen Ärmel und Handschuh. »Ich bedaure lediglich, dass alles so schnell gegangen ist. Ich ... ich hätte dir gern erst einmal den Hof gemacht. Dich vielleicht zu einem Ausflug mitgenommen, natürlich in Begleitung einer Anstandsdame.«
    »Anstandsdame?« Tessa musste unwillkürlich lachen.
    Doch Jem fuhr unbeirrt fort: »Ich hätte dir gern zuerst von meinen Gefühlen erzählt, ehe ich sie dir gezeigt hätte. Hätte Gedichte für dich verfasst ...«
    »Aber du magst Gedichte doch gar nicht«, warf Tessa ein, mit einer Mischung aus Erleichterung und Lachen in der Stimme.
    »Nein. Aber du weckst in mir den Wunsch, welche zu schreiben. Zählt das denn gar nicht?«
    Ein feines Lächeln umspielte Tessas Mundwinkel. Sie beugte sich vor und schaute Jem ins Gesicht, das ihr so nah war, dass sie die silbernen Wimpern einzeln erkennen konnte und die verblassten Narben an seiner Kehle, wo sich einst Runenmale befunden hatten. »Das klingt fast ein wenig routiniert, James Carstairs. Wie viele Mädchen hast du mit dieser Bemerkung schon zum Schwärmen gebracht?«
    »Es gibt nur ein Mädchen, das ich gern ins Schwärmen bringen möchte«, erwiderte Jem. »Die Frage ist jedoch:

Weitere Kostenlose Bücher