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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Anwesenden verließen gemeinsam die Bibliothek: Gideon und Sophie wandten sich nach rechts in Richtung Fechtsaal und die anderen eilten zum Treppenhaus. Hier draußen klang Bridgets klagender Gesang noch lauter und Tessa hörte, wie Gideon Sophie gegenüber eine Bemerkung machte und Sophie leise etwas darauf erwiderte, ehe die beiden auch schon außer Hörweite waren.
    Tessa erschien es als das Natürlichste, sich Jem anzuschließen und neben ihm zu laufen, während sie schweigend das Hauptschiff des Kirchengebäudes durchquerten. Sie ging so nahe neben ihm, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte und seine Hand, die ihre streifte, als sie hinaus auf die Stufen zum Innenhof traten. Die Sonne ging bereits unter und der Himmel hatte die goldene Tönung kurz vor Anbruch der Abenddämmerung angenommen. Cyril wartete am Fuß der Treppe und besaß in diesem Moment eine solch große Ähnlichkeit mit Thomas, dass es Tessa einen Stich ins Herz versetzte. Er hielt einen langen, dünnen Dolch in der Hand, den er Will wortlos überreichte, damit dieser ihn sich in den Gürtel stecken konnte.
    Charlotte drehte sich noch einmal um und legte Tessa eine Hand an die Wange. »Wir sehen uns dann im Lagerhaus«, sagte sie. »Keine Sorge, Tessa - wir werden gut auf dich aufpassen. Und nochmals danke, dass du das für uns auf dich nimmst.« Dann ließ sie die Hand sinken und lief die Steintreppe hinunter, dicht gefolgt von Henry und Will. Dagegen schien Jem einen Moment zu zögern ...
    Tessa erinnerte sich an jene Nacht, in der er noch einmal die Stufen hinaufgelaufen war, um sich von ihr zu verabschieden. Behutsam legte sie ihm jetzt die Hand aufs Handgelenk, murmelte »Mizpa« und hörte, wie er verwundert nach Luft schnappte.
    Während die Schattenjäger in die Kutsche stiegen, drehte Jem sich zu Tessa um und küsste sie leicht auf die Wange, ehe er herumwirbelte und die Stufen hinablief. Die anderen schienen nichts bemerkt zu haben, doch Tessa legte ihre Hand an die Wange, als Jem als Letzter in die Kutsche stieg und Henry auf den Kutschbock kletterte. Dann schwang das Tor des Instituts auf und die Kutsche ratterte hinaus in den späten Nachmittag.

    »Wollen wir dann auch aufbrechen, Miss?«, fragte Cyril. Obwohl er seinem verstorbenen Bruder Thomas sehr stark ähnelte, wirkte er weniger schüchtern, überlegte Tessa. Denn er schaute ihr beim Reden direkt in die Augen und seine Mundwinkel schien stets ein leises Lächeln zu umspielen. Tessa fragte sich, ob es wohl bei Brüdern immer einen gab, der ruhiger war, und einen, der nervöser, reizbarer schien - so wie bei Gideon und Gabriel Lightwood.
    »Ja, von mir aus können wir ...«, erklärte Tessa und setzte bereits einen Fuß auf die oberste Stufe, als sie plötzlich innehielt. Natürlich war es vollkommen lächerlich, das wusste sie genau, und dennoch ... Sie hatte den Klockwerk-Engel abgelegt, als sie in Jessamines Kleidung geschlüpft war, und ihn nicht wieder übergestreift. Schließlich konnte sie den Engel nicht tragen, da Nate ihn sofort erkennen würde, aber sie hatte ihn in ihre Tasche stecken wollen, damit er ihr Glück brachte. Doch jetzt hatte sie ihn vergessen und das ließ sie zögern: Hier ging es um mehr als um einen albernen Aberglauben, denn schon zwei Mal hatte ihr der Engel buchstäblich das Leben gerettet. Tessa machte kehrt. »Ich habe noch etwas vergessen. Warte bitte hier auf mich, Cyril. Ich bin in einer Minute zurück.«
    Die Tür zum Institut stand noch immer weit auf. Tessa hastete hindurch und die Treppe hinauf, dann durch die Flure und in den Korridor, der zu Jessamines Zimmer führte - und blieb plötzlich wie erstarrt stehen.
    Durch denselben Korridor gelangte man auch zu der Stiege, die hinauf zum Fechtsaal ging, und Tessa hatte wenige Minuten zuvor gesehen, wie Sophie und Gideon in diese Richtung verschwunden waren. Allerdings waren sie die Treppe nicht hinaufgestiegen, sondern standen noch immer im Flur. Im gedämpften Schein der Elbenlichtfackeln wirkten sie zwar nur wie zwei Schatten, doch Tessa konnte sie deutlich erkennen: Sophie lehnte an der Wand und Gideon hielt ihre Hand.
    Sofort wich Tessa einen Schritt zurück; das Herz klopfte ihr bis in den Hals. Weder Sophie noch Gideon hatten sie bemerkt. Die beiden schienen nur Augen füreinander zu haben. Dann beugte Gideon sich vor, flüsterte Sophie etwas zu und strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Tessas Magen ballte sich zusammen und sie machte so leise wie möglich

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