Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
einfach neugierig und wollte doch zu gern herausfinden, wie weit du gehen würdest, um deine Schattenjägerfreunde zu schützen ... kleines Schwesterlein.«
»Nate!« Tessa versuchte, sich loszureißen und von ihm fortzukommen, doch sein Griff war zu fest.
Dann schoss Nates andere Hand blitzschnell hervor, drehte sie herum und presste sie mit dem Rücken an sich, während er ihr seinen Unterarm gegen die Kehle drückte. Sein heißer Atem streifte ihr Ohr. Er roch säuerlich, nach Gin und altem Schweiß. »Hast du wirklich geglaubt, ich hätte keine Ahnung?«, knurrte er. »Nach dieser Nachricht auf Benedicts Ball, die mich für nichts und wieder nichts nach Vauxhall geschickt hat, ist es mir plötzlich klar geworden. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Ich hätte wissen müssen, dass du es warst ... dass du dich als Jessamine verkleidet hattest. Du dummes, kleines Mädchen.«
»Dumm?«, fauchte Tessa. »Ich habe dich dazu gebracht, mir deine Geheimnisse zu verraten, Nate. Du hast mir bereitwillig alles erzählt. Hat Mortmain vielleicht davon erfahren? Ist das der Grund, warum du so aussiehst, als hättest du seit Tagen nicht geschlafen?«
Ruckartig verstärkte Nate den Druck seines Unterarms auf ihre Kehle und Tessa keuchte vor Schmerz. »Du konntest es einfach nicht lassen. Du musstest ja unbedingt deine Nase in meine Angelegenheiten stecken. Und, freut es dich, mich jetzt am Boden zu sehen? Was für eine Art Schwester macht das aus dir, Tessie?«
»Du hättest mich getötet, wenn du die Gelegenheit dazu gehabt hättest. Spar dir deine Worte, Nate - du wirst mir nicht einreden können, ich hätte dich betrogen. Das hast du dir alles selbst zuzuschreiben, durch dein Bündnis mit Mortmain ...«
Nate schüttelte Tessa so heftig, dass ihre Zähne klapperten. »Als ob meine Bündnisse dich irgendetwas angingen. Ich hatte alles wunderbar im Griff, bis du mit deinen Nephilim-Freunden aufgetaucht bist und ihr euch in alles eingemischt habt. Jetzt will der Magister meinen Kopf auf einem Silbertablett. Und das ist deine Schuld! Alles nur deine Schuld. Fast hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, bis ich dann plötzlich diese lächerliche Nachricht von Jessamine erhielt. Ich wusste natürlich sofort, dass du dahintersteckst. Die ganze Mühe, die ihr euch gemacht haben müsst ... Jessamine so lange zu foltern, bis sie dieses alberne Schreiben verfasste ...«
»Wir haben sie nicht gefoltert«, quetschte Tessa hervor und versuchte erneut, sich freizukämpfen, doch Nate verstärkte seinen eisernen Griff, sodass sich die Knöpfe seiner Weste in ihren Rücken drückten. »Sie hat uns freiwillig geholfen ... sie wollte ihre eigene Haut retten«, keuchte Tessa pfeifend.
»Das glaub ich dir nicht.« Mit der freien Hand packte er ihr Kinn und versenkte seine Nägel in ihrer Haut, bis Tessa gequält aufjaulte. »Jessamine liebt mich.«
»Niemand könnte dich lieben«, fauchte Tessa. »Du bist zwar mein Bruder ... und ich habe dich geliebt, aber du hast sogar diese Liebe getötet.«
Wütend beugte Nate seinen Kopf über sie und knurrte: »Ich bin nicht dein Bruder.«
»Na schön, dann eben mein Halbbruder, wenn du darauf bestehst ...«
»Du bist nicht meine Schwester. Nicht mal im Entferntesten.« Ein grausames Vergnügen schwang in seinen Worten mit. »Deine Mutter und meine Mutter waren nicht dieselbe Person.«
»Das kann nicht sein«, wisperte Tessa. »Du lügst. Unsere Mutter war Elizabeth Gray ...«
» Deine Mutter war Elizabeth Gray, geborene Elizabeth Moore«, erwiderte Nate. »Meine war Harriet Moore.«
»Tante Harriet?«
»Genau. Sie war mal verlobt. Hast du das gewusst? Nachdem unsere Eltern - deine Eltern - geheiratet hatten. Ihr Verlobter starb noch vor der Hochzeit. Aber da trug sie bereits ein Kind unter dem Herzen. Deine Mutter hat das Kind als ihr eigenes ausgegeben und großgezogen - sie wollte ihrer Schwester die Schande ersparen, dass alle Welt davon erfahren würde, dass sie die Ehe bereits vollzogen hatte, bevor diese überhaupt stattfinden konnte. Dass sie eine Hure war.« Nates Stimme klang so bitter wie Galle. »Ich bin nicht dein Bruder ... bin es nie gewesen. Harriet ... hat mir nie verraten, dass sie meine leibliche Mutter ist. Ich habe erst aus den Briefen deiner Mutter davon erfahren. All die Jahre hat sie kein Sterbenswort verraten. Sie hat sich zu sehr geschämt.«
»Du hast sie getötet«, murmelte Tessa benommen. »Deine eigene Mutter.«
» Weil sie meine Mutter war. Weil sie mich
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