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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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verleugnet hat. Weil sie sich für mich geschämt hat. Weil ich niemals wissen werde, wer mein Vater war. Weil sie eine Hure war.« Nates Stimme klang hohl und nichtssagend.
    Aber Nate war schon immer hohl und nichtssagend gewesen, erkannte Tessa in diesem Moment. Er war nie etwas anderes als eine hübsche Hülle gewesen und sie und ihre Tante hatten ihm Einfühlungsvermögen und Mitgefühl und eine sympathische Schwäche angedichtet, weil sie sich so sehr wünschten, er würde diese Eigenschaften besitzen - und nicht, weil er sie tatsächlich besaß.
    »Warum hast du Jessamine erzählt, meine Mutter sei eine Schattenjägerin gewesen?«, fragte Tessa fordernd. »Selbst wenn Tante Harriet deine leibliche Mutter gewesen ist - sie und meine Mutter waren schließlich Schwestern und dementsprechend hätte Tante Harriet ebenfalls eine Schattenjägerin sein müssen. Und das Gleiche gilt für dich. Warum hast du also eine solch lächerliche Lüge verbreitet?«
    Nate feixte. »Das wüsstest du wohl gern, was?« Sein Griff um ihre Kehle verstärkte sich weiter und drückte ihr die Luftröhre zu.
    Tessa schnappte keuchend nach Luft und musste plötzlich an Gabriel denken und an seine Worte: Richte deine Tritte gegen die Kniescheibe; der Schmerz wird unerträglich sein. Im nächsten Moment hob Tessa den Fuß und trat nach hinten, sodass ihr Stiefelabsatz gegen Nates Knie traf und ein dumpfes, knirschendes Geräusch erzeugte.
    Augenblicklich schrie Nate auf und sein Bein gab unter ihm nach, aber auch als er zu Boden stürzte, hielt er Tessa weiterhin eisern fest und rammte ihr den Ellbogen in die Rippen, während sie über die Holzdielen rollten. Tessa fühlte einen stechenden Schmerz, schnappte nach Luft und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
    Ein weiteres Mal trat sie nach Nate, während sie rückwärts von ihm fortzukrabbeln versuchte, und streifte ihn an der Schulter. Aber Nate setzte ihr nach und bekam sie an der Weste zu packen, deren Knöpfe der Reihe nach abplatzten, als er Tessa zu sich hinzog. Dann griff er ihr mit der anderen Hand in die Haare, während Tessa ihm die Nägel ins Gesicht schlug und seine Wange aufriss. Der Anblick des sofort hervorquellenden Bluts schenkte ihr ein Gefühl wilder Genugtuung.
    »Lass mich los«, schnaufte sie. »Du kannst mich nicht töten. Der Magister will mich lebend ...«
    »›Lebend‹ bedeutet nicht ›unverletzt‹«, knurrte Nate, während ihm das Blut über das Gesicht lief und vom Kinn tropfte. Er verstärkte seinen Griff in ihren Haaren und schleifte Tessa hinter sich her, die vor Schmerz aufschrie und wütend nach ihm trat. Doch Nate war schnell und wich ihren Tritten geschickt aus.
    Keuchend sandte Tessa ein Stoßgebet zum Himmel: Jem, Will, Charlotte, Henry - wo seid ihr?
    »Fragst du dich gerade, wo deine Freunde bleiben?«, höhnte Nate und zerrte sie auf die Beine, eine Hand in ihren Haaren und eine umklammerte zur Faust geballt ihr Hemd im Rücken. »Nun ja, hier hätten wir schon mal einen von ihnen.«
    Ein knirschendes Geräusch lenkte Tessas Aufmerksamkeit auf eine Bewegung in den Schatten.
    Mit einem Ruck an ihren Haaren zog Nate ihren Kopf herum und schüttelte sie. »Sieh genau hin«, fauchte er. »Es wird Zeit, dass du kapierst, mit wem du es hier zu tun hast.«
    Tessa starrte in die angewiesene Richtung: Das Ding, das aus den Schatten auftauchte, war riesig - bestimmt sechs Meter groß, schätzte sie - und vollständig aus Eisen gefertigt. Allerdings konnte sie kaum Gelenkverbindungen entdecken. Die Kreatur schien sich wie ein einziger, fließender Mechanismus zu bewegen, nahtlos und fast ohne erkennbare Züge. Die untere Hälfte war in zwei Beine unterteilt, die jeweils in einem mit Metallspitzen bewehrten Fuß endeten, während die langen Arme mit krallenartigen Händen bestückt waren. Das flache ovale Metallgesicht zeigte nur eine zickzackförmige, scharfkantige Vertiefung, die als eine Art Mund diente und an einen Riss in einer Eierschale erinnerte. Vom »Kopf« der Kreatur ragten zwei spiralförmige Hörner auf, zwischen denen knisternde blaue Funken hin und her sprangen. Und in seinen gewaltigen Klauen trug das Ding einen schlaffen Körper, vollständig in Kampfmontur gekleidet. Vor dem wuchtigen Rumpf des gigantischen Klockwerk-Automaten wirkte die Gestalt noch kleiner als sonst.
    »Charlotte!«, schrie Tessa auf und verdoppelte ihre Anstrengungen, sich aus Nates Griff zu befreien. Wütend riss sie den Kopf zur Seite, wodurch sich einige

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