Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
ihre Wangen hinab.
In
diesem Augenblick drehte sich das Heer zu dem massiven Tor um, und die Krieger
schritten mit schwerem Gang und gezogenen Schwertern vorwärts.
Die
Klingen aufrecht vor dem Körper haltend, waren sie nun bereit, den wohl letzten
Kampf ihres Lebens anzutreten. Nathael öffnete die schweren Schlösser, fasste
mit seiner kräftigen Hand die massive Türklinke und zog sie zu sich.
Von
einem Augenblick auf den anderen übertönte ein grölendes Kampfgeschrei den
gesamten Saal, in dem sich die Königin mit ihren Leibwächtern befand. Der
gesamte, einst mit einem Meer aus Rosenbäumen übersäte Innenhof des Palastes, der
eine Fläche von sage und schreibe zweitausendfünfhundert Quadratmetern besaß,
war überfüllt von Feinden.
Ihre
schwarzen Haare, die schwarzen Rüstungen und die schwarzen Schwerter machten den
Tag zur Nacht. Es kam einem so vor, als ob ihre Schwärze die feinen
Sonnenstrahlen, die sich normalerweise auf dem weiß gepflasterten Boden des
Innenhofs spiegelten, regelrecht aufsaugten. Und der noch vor Kurzem von weißen
Rosenblüten bedeckte Pflasterboden war gesättigt vom Blut der im Kampf Gefallenen.
Das
Schlachtgeschehen spielte sich momentan ungefähr hundert Meter von dem
Palasttor entfernt ab. In der Ferne war eine deutliche Trennungslinie der
verfeindeten Truppen zu sehen.
Die
schwarze Masse der Angreifer, die kein Ende zu nehmen schien, drängte die Schar
der Verteidiger mit jedem Atemzug weiter zurück und kam ihrem Ziel, dem
Palasteingang, immer näher.
Beim
Hinausgehen aus dem Palast sah Nathael zu den zwei Torwachen hinüber, die mit
stolzer Haltung ihre Schwerter kampfbereit in den Händen haltend und ohne einen
Funken Furcht in ihren blauen Augen die letzte Verteidigungslinie des Tores
bildeten.
„Durchhalten,
meine Brüder!“ Die beiden Torwächter sahen Nathael an und nickten ihm mit einem
Lächeln zu. Ihre Gesichter spiegelten den Durst nach feindlichem Blut wider.
Fast wahnsinnig, funkelten ihre Augen in großer Erwartung, gleich endlich
zuschlagen zu dürfen. Da sie sich nicht vom Tor entfernen durften, mussten sie
schon zu lange aus der Distanz mit ansehen, wie ihre Verbündeten starben, ohne
ihnen beistehen zu können.
Doch
ihr Warten sollte schon bald belohnt werden.
„Die
Zeit, Knochen zu brechen und Schädel zu spalten, ist gekommen!“ Nathael, der
nun an der Spitze des Trupps stand, nahm das Schwert mit festem Griff in beide
Hände und rannte los. Die übrigen Krieger folgten seinem Beispiel. Mit lautem
Brüllen, das sogar einen Bären vertrieben hätte, stürzten sie in die
Menschenmasse.
Was
nun begann, glich einem Massaker.
Mit
dem ersten Hieb seines Schwertes durchschnitt Nathael einen der Feinde. Dabei
drang seine Klinge in die linke Schulter des armen Geschöpfes ein und kam ein
paar Zentimeter oberhalb der rechten Hüfte wieder zum Vorschein. Die Augen des
geteilten Feindes blickten Nathael wie gebannt an, als sein Oberkörper langsam nach
unten glitt und schließlich auf dem gepflasterten Boden landete. Ein
Blutschwall plätscherte zu Boden. Mit letzter Kraft versuchte der Feind, seine beiden
unsymmetrisch durchtrennten Körperhälften mit den Händen zusammenzuhalten, doch
es gelang ihm nicht, und schon bald lag zu Nathaels Füßen.
In
der Zwischenzeit hatte der starke Leibwächter schon drei weitere Feinde zu
Boden gestreckt. Mit schnellem Schwung durchtrennte er einem Weiteren den Hals.
Die Wucht des Hiebes war so stark, dass der Kopf des Gegners regelrecht von
seinem Körper weggeschleudert wurde. In der gleichen Drehung trat er einem
weiteren Feind gegen den Schädel und brach ihm dabei das Genick.
Eine
Gruppe aus drei Angreifern bemerkte den überdurchschnittlich guten Gegner und
wandte sich ihm zu. Diesmal schonte Nathael sein Schwert und verrichtete den
Kampf auf die altertümliche Art und Weise. Mit einem gezielten Tritt in den
Unterleib des Ersten setzte er ihn für eine Weile außer Gefecht. Die anderen
beiden umkreisten ihn von links und rechts und hielten für einen Augenblick
respektvoll inne. Der blonde Anführer der Leibgarde drehte seinen Kopf langsam
von einer Seite zur andern, um einen genaueren Überblick über die Position
seiner Herausforderer zu gewinnen.
Es
folgte eine Zuckung auf der rechten Seite. Dieser Aktion folgte Nathaels
Reaktion. Instinktiv packte er den linken Rivalen an seinem Schwertarm, hielt
ihn fest und trat gleichzeitig mit dem rechten Bein gegen den Hals des Gegners
auf der rechten Seite. Das
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