Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
dem aufkommenden Feind entgegen und bewegte
seine Finger eine Welle hin und her. Der Angreifer blieb verwirrt stehen und
starrte den Jüngling an. In diesem Augenblick erklangen zweit laute Ohrfeigen.
Bevor die schwarze Gestalt verstand, was sich gerade vor ihr abspielte, schlug
der Verteidiger ihr den Kopf von den Schultern und vollführte anschließend
einen kurzen Siegestanz.
„Habt
ihr das gesehen? Habt ihr das gesehen? Ha! Legt euch lieber nicht mit Naskur
an, ihr Weicheier!“
Lautes
Lachen ertönte von allen Seiten.
„Auch
wenn Naskur zu scherzen vermag, ist unsere Lage trotzdem sehr ernst“, ergriff
Bangi wieder das Wort.
„Nathael,
du bist unser Anführer und der Erste der Leibgarde. Es liegt an dir, die
Königin zu beschützen – komme, was da wolle.“ Nathael blickte nachdenklich
zum Tor zurück.
„Was
schlägst du vor, mein Freund?“
„Geh
zurück und bring die Königin von hier weg. Du bist unser Kommandant. Du musst
mit der Königin ins Exil gehen und dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht. Wir
werden euch so lange den Rücken freihalten“, sagte Bangi und zerschmetterte
dabei mit einem gezielten Stoß die Kniescheibe eines Feindes. Ein weiterer
erlöste den Elenden kurzerhand von seinem Leiden.
„Du
hast recht. Die Rettung der Königin hat die größte Priorität!“, sagte Nathael
mit entschlossenem Gesichtsausdruck.
In
diesem Moment drängten die Massen der Angreifer stärker vor. Eine neue
Angriffswelle begann sich zu bilden. Langsam, aber sicher schien die
Verteidigungslinie zu schwächeln. Hier und da überwältigten die Feinde die
menschliche Schutzmauer, und schon nach wenigen Minuten fiel die linke Flanke.
Durch
die neu entstandene Schwachstelle drangen mehr und mehr Angreifer vor. Nathael
sah nun, dass seine Freunde von mehreren Seiten bedrängt wurden. Ihre Schwerter
kreisten mit enormer Geschwindigkeit von links nach rechts. Mit Tritten und
Faustschlägen versuchten sie, die Feinde von sich fernzuhalten, um den Waffen
mehr Raum zu geben, doch das gelang nicht immer. Einer nach dem andern fielen
sie.
Das
ungleichmäßige Kräfteverhältnis zwischen Gut und Böse verstärkte sich.
„Ich
brauche Rückendeckung!“, rief Nathael Bangi zu. Durch die neue Situation wurde
ihm klar, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften.
Aus
der linken Flanke stürmten mit jeder Sekunde weitere Feinde vor. Wie die reißende
Flut aus einem gebrochenen Damm drangen sie durch die ungesicherte Flanke.
Nathael, der nun so schnell wie möglich das Tor erreichen wollte, befestigte
sein Schwert in dem Holster, das an seinem Rücken hing, und rannte los.
Nach
wenigen Schritten standen ihm mehrere schwarze Gestalten gegenüber. Um einen würdigen
Kampf zu führen, fehlte ihm leider die Zeit, obwohl er diese Kreaturen liebend
gerne verstümmelt hätte. Mit einer geschickten Handbewegung zog er zwei dunkle
metallische Gegenstände aus seinem Hüftgürtel. Laute Klick-Geräusche ertönten,
als er seine Teleskop-Schlagstöcke zu voller Länge ausfuhr.
Der
erste Schwerthieb des Angreifers wurde dank dieser oft unterschätzten Waffe
erfolgreich abgewehrt. Nach einem raschen Sprung zur Seite befand sich Nathael
nun zur Rechten des verwirrten Gegners. Dutzende schnell aufeinanderfolgende
Schläge mit den Stöcken, die genau auf das Gesicht des Angreifers zielten,
setzten sein Gegenüber außer Gefecht, und es sank ohnmächtig zu Boden.
Drei
weitere stürmten heran, um die sich jedoch der hinter Nathael rennende Bangi
kümmerte. Die ersten beiden Leiber wurden mit nur einem Schwertstoß durchtrennt;
dem Dritten brach Bangis Ellenbogen das Genick.
Nathael
lief jetzt ungehindert zum Tor. Die beiden Torwächter, die nun mit gezücktem
Schwert und voller Anspannung da standen, öffneten so schnell es ging die
massive Pforte.
Kurz
vor dem Eintreten verharrte Nathael. Er drehte sich zu seinem Freund um.
„Lebe
wohl, mein Lieber …“
„Sorg
dafür, dass unserer Herrin kein einziges Haar gekrümmt wird, Natha!“ Die laute,
tiefe Stimme des großen Mannes, die die Luft regelrecht zum Vibrieren brachte,
machte Nathael traurig.
Er
wusste, dass er Bangi zum letzten Mal sah.
Die
beiden Männer gaben sich die Hand. Doch der feste Händedruck war für Bangi
keine Genugtuung; er zog Nathael mit einem schnellen Ruck an sich heran und
drückte ihn an seine breite Brust.
„Nun
geh, mein Anführer!“. Bangi drehte sich um und lief wieder zurück.
Traurigkeit
ergriff Nathael.
Schon
immer war das
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