Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Anthony diesem
mentalen Druck nicht standhalten und senkte den Blick zu Boden.
Plötzlich
ertönte ein markerschütterndes Geräusch und Anthonys linke Wange begann zu
brennen. Der Schlag, den ihm der Boss gerade versetzt hatte, war so stark und
unerwartet, dass er auf dem linken Ohr nur ein leises Piepsen hörte.
Voller
Hass richtete er seine Augen nach oben, und die Blicke der beiden Männer trafen
sich.
„Wie
ich sehe, hast du ihn auch erkannt! Aber bilde dir bloß nichts ein, Soldat.
Solange du unter meiner Führung bist, gehörst du mir und folgst meinen
Befehlen. Glaub jetzt nur nicht, dass du etwas Besseres seist.“ Seine harten
Augen schienen durch Anthony hindurchzusehen. „Ist das klar? Ob das klar ist,
habe ich dich gefragt!“
„Ja.
Es ist mir klar“, antwortete Anthony und ging zum Zeichen der Unterwerfung auf
die Knie nieder.
Kapitel 6 – Die neue Schule
Portland
(US-Bundesstaat Maine). Das Jahr 2010. Sommer.
Die
Ferien neigten sich dem Ende zu, und der Schulalltag wartete auf die beiden
Stiefschwestern. Mit jeder Stunde rückte der erste Tag in der neuen Schule
näher, was besonders der schüchternen Sydney Angstschweiß auf die Stirn
zauberte.
Auch
wenn die Aufregung von der Tatsache gedämpft wurde, dass sie dort nicht die
einzige Neue sein würde, sondern auch ihre neu gewonnene Schwester, hielt sich
ihre Begeisterung vor dem neuen Schuljahr in Grenzen.
„Geteiltes
Leid ist halbes Leid“, sagte ihr Vater immer, wenn er sie in den letzten Tagen
in Gedanken versunken in ihrem Zimmer sitzen sah. Und auch wenn sie wusste,
dass er Recht hatte, konnte ihr dieser weise Satz die Angst nicht nehmen.
Die
meisten der restlichen Ferientage verbrachte die junge Familie mit der
endgültigen Neugestaltung des Hauses und mit Ausflügen. Dies trug besonders in
der Anfangsphase dazu bei, dass alle Familienmitglieder sich gegenseitig
näherkamen, sich besser kennen und auch lieben lernten.
Seit
dem ersten Besuch ihres Nachbarn Karl hatten sie ihn nur gelegentlich zu sehen
bekommen. In den Sommerferien schien das aber nichts Außergewöhnliches zu sein,
da viele ihrer Nachbarn außerorts waren, um die freie Zeit mit ihren Kindern im
Urlaub oder bei anderen Aktivitäten zu verbringen.
Sydney
hatte jedoch das Glück, den süßen Hund erneut zu sehen, und sogar einmal die
Ehre, ihn Gassi führen zu dürfen – etwas, wovon sie einfach nicht genug
bekam. Aber auch der kleine Welpe war von ihr ganz angetan und freute sich
immer, wenn er sie nur von Weitem mit seiner Stupsnase zu riechen bekam.
Onkel
Karl, wie Sydney ihren reizenden Nachbarn mittlerweile nannte, hatte sich mit
ihrem Vater von der ersten Begegnung an recht gut verstanden; so trafen sie
sich gelegentlich des Abends bei einem Drink im Garten und diskutierten über Gott
und die Welt.
Aus
den Gesprächen ging hervor, dass Karl sich vor nicht allzu langer Zeit von
seiner Frau getrennt hatte und mit seinen drei Söhnen alleine in dem großen
Haus am Ende der Straße wohnte.
Der
Kinderwunsch war in seiner gescheiterten Ehe immer sehr groß gewesen, erzählte
er eines Abends der Familie Goodwin. Nach der Geburt seiner ersten beiden Söhne
wünschte sich Karl unbedingt noch eine Tochter. Doch sein Traum sollte nicht in
Erfüllung gehen; auch das dritte Kind war ein Junge.
Im
Nachhinein, so behauptete er, sei diese Fügung vielleicht auch die beste
gewesen. Er war sehr glücklich und gleichzeitig stolz auf seine Söhne und wäre
womöglich mit einer Tochter überfordert gewesen. Sein Haushalt war somit das absolute
Gegenteil zu Jacks. Zwei seiner Söhne waren im gleichen Alter wie Sydney und Marri.
Der Dritte war jedoch älter und seit mehreren Jahren berufstätig.
„Bring
deine Söhne doch das nächste Mal mit! Ich könnte ein leckeres Abendessen zaubern,
und wir würden sie mit den Mädchen bekannt machen“, schlug Laura eines Abends
vor.
Von
diesem Vorschlag sichtlich überrascht, lehnte Karl das Angebot dankend ab. „Sie
sind momentan auswärts“, antwortete er mit einem knappen Satz. „Sie wollten die
ihnen noch verbliebenen letzten freien Tage bei ihrer Mutter verbringen und
sind letzte Woche spontan abgereist.“ Er wandte den Blick nach unten und nippte
an seinem Bier.
Lauras
Angebot schien ihm etwas unangenehm zu sein. Im Hinblick darauf, dass er sich
von seiner Frau getrennt hatte, ging Laura nicht näher auf dieses Thema ein.
Auch Jack erkannte an dem kurzen Schweigen aller Anwesenden, dass seine Frau
womöglich einen wunden
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