Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Punkt in Karls Leben angesprochen hatte, und versuchte
so schnell wie nur möglich, das Thema zu wechseln.
„Magst
du Sport?“, stellte er sofort die erste Frage, die ihm in den Sinn kam. Er
vermutete jedoch, die Antwort auf diese Frage bereits zu kennen. Karls
Körperbau verriet ihm, dass er alles andere als ein Couch-Potato war.
„Sicher!
Ich und meine Söhne lieben Sport. Sie spielen Rugby auf der Jonathan High
School“, sagte er prompt, und seiner begeisterten Antwort nach zu urteilen war
er mehr als erfreut über diese Frage.
Jack
lächelte Laura an, froh darüber, dass es ihm gelungen war, seinen neuen Freund
wieder aufzubauen.
„Sag
bloß, sie gehen auch auf die Jonathan! Die Mädchen ebenfalls!“, mischte sich
Laura erneut in das Gespräch der Männer ein.
„Na,
das trifft sich ja super!“, antwortete Karl. „Wenn ihr möchtet, o kann ich die
beiden dazu verdammen, Sydney und Marri am Montagmorgen abzuholen. Die Jungs
könnten sie durch die Schule führen, und unter uns gesagt: Die Mädchen würden
sich so auch bestimmt wohler fühlen.“
Einen
besseren Vorschlag konnten sich die beiden Eltern kaum vorstellen.
„Das
wäre wirklich ausgezeichnet, Karl. Sie wissen gar nicht, welche Last sie uns
damit von den Schultern nehmen“, kam aus der begeisterten Laura heraus.
„Nicht
nur uns“, lächelte Jack. „Vor allem Sydney.“
* * *
Das
Versprechen bestand nicht nur aus leeren Worten, die von dem bitteren Nachgeschmack
des Gerstensaftes beeinflusst waren. Am nächsten Montag, dem „Tag der
Wahrheit“, wie Sydney ihn inzwischen zu nennen pflegte, klingelte unerwartet
die Türglocke. Laura öffnete und blickte in Karls grinsendes Antlitz. Direkt
hinter ihm standen zwei kräftige junge Männer.
„Versprochen
ist versprochen und wird auch nicht gebrochen“, eröffnete Karl das Gespräch und
streckte Laura seine Hand zur Begrüßung entgegen. „Hier sind wir, ich und zwei
meiner Söhne.“
„Hallo
Karl. Freut mich, dich endlich wiederzusehen“, antwortete Laura und drückte
seine Hand. „Kommt doch herein.“
Auch
wenn seine Söhne einen recht erwachsenen Eindruck vermittelten, schritten sie
doch nur zögernd und gar eingeschüchtert die Treppe zum Haus hinauf.
Die
beiden Mädchen waren bereits angezogen und hielten ihre Taschen in den Händen,
bereit, in Jacks Auto zu steigen. Die Abreise verzögerte sich jedoch.
Sydney
stand neben ihrem Vater, der seine Arme um sie umschlungen hatte, und starrte
mit abwesendem Blick ins Leere. Ihr Gesicht schien etwas blass zu sein, was von
der Aufregung herrührte. Auch ihr Hunger hatte zu wünschen übrig gelassen; so
waren auch die Pfannkuchen, die ihr Vater zum heutigen Anlass zubereitet hatte,
unberührt auf dem Teller liegen geblieben.
„Dies
sind meine Jüngsten, Aragon und Elias“, sagte Karl und deutete mit einer
geschwungenen Handbewegung auf seine noch an der Tür stehenden Söhne.
Die
beiden jungen Männer sahen einander ziemlich ähnlich, obwohl ihre Gesichtszüge
doch recht unterschiedlich zu sein schienen. Sie waren hochgewachsen und
sportlich gebaut. Die blonden Haare und die blauen Augen waren wohl ein
genetisches Erbe ihres Vaters, da auch er einen sehr hellen Teint besaß. Ob es
auch von der mütterlichen Seite herkommen konnte, vermochte keiner – außer
vielleicht Karl selbst – zu beurteilen.
„Sydney,
Marri, begrüßt unsere Gäste“, sagte Laura.
Marri
winkte den beiden an der Tür Stehenden zu und streifte ihre Ordnertasche über
die Schulter. „Das ist meine Stiefschwester Sydney“, fügte sie hinzu.
Nun
wandte auch Sydney ihren Blick zu den Neuankömmlingen und schaute die Brüder
zum ersten Mal an. Ihr Blick blieb wie angeklebt auf Elias haften; ihre noch
vor Kurzem vor Aufregung verkrampften Gesichtszüge entspannten sich, und die
dezent geschminkten Augenlider weiteten sich.
Plötzlich
schien es ihr peinlich zu sein, wie sie sich vorhin verhalten hatte. Ein kurzer
Anflug von Scham kam in ihr hoch. Nicht nur, weil sie gerade von ihrem Vater
getröstet und aufgebaut werden musste, sondern auch, weil sie wegen etwas so Banalem
wie dem ersten Schultag derart aufgeregt war. Der Besuch der jungen Männer war
einfach zu überraschend gekommen und hatte sie völlig unerwartet getroffen.
„Hallo“,
sagte sie nun zögernd und blickte weiterhin in Elias’ Augen. Auch er starrte
sie wie gebannt, aber doch verlegen an. Aragon warf Sydney nur einen kurzen
Blick zu.
„Wir
waren kurz davor, loszufahren“,
Weitere Kostenlose Bücher