Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
ihrer
Gegner.
„Ich
werde sie zerfetzen“ , gab Jeremy seinem Freund zu
verstehen.
„Sie
haben die Hosen so voll, dass sie sich nicht erneut wagen würden, etwas Falsches
zu sagen, geschweige denn, uns zu provozieren“ ,
antwortete Anthony in Gedanken.
Aus
dem Augenwinkel erkannte er nun, dass sich ein Streifenwagen der Tankstelle
näherte und langsam in die Einfahrt einbog. Auch Jeremys Aufmerksamkeit entging
der Wagen nicht. Als Menschen, die jahrelang das Diebstahlhandwerk ausübten,
waren sie besonders vor der Polizei ständig auf der Lauer.
Von
der kurzen Ablenkung motiviert, schlich sich die Gruppe der jungen Männer leise
an ihren Rivalen vorbei und begab sich schleunigst ins Innere der Tankstelle.
Für die beiden Freunde waren diese Feiglinge plötzlich uninteressant geworden.
Obwohl sie noch vor ein paar Sekunden darauf gebrannt hatten, ihnen den Garaus zu
machen, ließen sie sie jetzt gehen und mussten zusehen, wie sie selbst das Feld
räumen konnten, ohne von der Polizeistreife gesehen zu werden.
Auf
dem Weg zu den verlassenen Kanistern blickte Anthony auf seine Armbanduhr. Es
war bereits kurz vor Mitternacht. Die Spritbeschaffung hatte eindeutig zu viel
Zeit in Anspruch genommen.
Ihnen
blieb nur noch eine Zeitspanne von knapp sechs Stunden übrig, um ihre Freiheit
zu genießen.
Zu
Ihrem Pech blieb der Streifenwagen ausgerechnet an der Zapfsäule neben den auf
dem Boden stehenden Kanistern stehen. Die beiden Polizisten stiegen gemächlich
aus ihrem Wagen, rückten ihre Gürtel zurecht und beäugten die Gegenstände vor
ihnen.
„Sie
gehören uns, Officer“, übernahm Anthony erneut die Gesprächsführung und grinste
die Polizisten an.
„Haben
Sie dafür auch eine plausible Erklärung?“, fragte der Polizist, der zuvor am
Steuer gesessen hatte.
„Unser
Wagen ist nicht weit von hier liegen geblieben. Dummerweise hat mein Begleiter
hier …“, er deutete auf Jeremy, der immer noch unter Adrenalin-Einfluss
stand, was an seinem ernsten Blick erkennbar war, „… vergessen, das Auto
rechtzeitig aufzutanken.“
Je
näher sich die Gesprächspartner kamen, desto stärker wurde das unbeschreibliche
Gefühl in Anthonys Innerem. Er konnte sich die Empfindung nicht erklären. Unersättlicher
Hass kochte wie heiße Suppe in der Gegend seines Herzens. Seine Brust begann
sich schneller auf und ab zu bewegen.
Jeremys
starrer Blick klebte hingegen regelrecht auf dem Polizeifahrzeug. Es war ein
schnelles Gefährt, das erkannte man schon von Weitem, doch das war nicht der
Grund seiner Aufmerksamkeit. Aber auch Anthony kam der Wagen nun bekannt vor.
Von
einem Augenblick auf den anderen traf ihn die Erkenntnis: Dies was der
hartnäckige Verfolger, der ihnen bei der heutigen Flucht ständig auf den Fersen
geklebt hatte.
„Dann
achtet beim nächsten Mal besser auf die Tankanzeige“, sagte nun der zweite
Polizist und riss Anthony aus seinen Gedanken heraus.
„Ja …
natürlich … das werden wir, Officer“, antwortete Anthony geistesabwesend
und starrte dabei weiterhin den ersten Polizisten an.
Er
verspürte eine ihm noch sehr fremde Spannung, die sich genau auf diese Person
richtete, und fand keine Erklärung dafür. Die Tatsache, dass es sich bei diesem
Mann um einen ihrer heutigen Verfolger handelte, hatte jedoch nichts mit diesem
Gefühl zu tun. Es musste etwas anderes sein.
Die
beiden Uniformierten warfen einen letzten Blick auf die Kanister und setzten
ihren Weg in Richtung Tankstelleneingang fort. Anthonys Blick begleitete sie.
Er schaute ihnen hinterher und versuchte, das ihm noch fremde Empfinden zu
deuten.
An
der Tür angekommen, drehte sich der Fahrer des Polizeifahrzeugs zum letzten Mal
um und schenkte den beiden Fremde einen erneuten Blick.
Eine
Welle innerlicher Emotionen durchfuhr Anthonys Körper und versetzte ihm kurze,
schmerzhafte Stiche in allen Gliedmaßen. Ihm war zum Schreien zumute, doch er
beherrschte sich.
Niemals
hätte er sich träumen lassen, diese Gabe zu besitzen. Doch nun war er sich
gewiss, dass auch er – genauso wie sein Boss – die Fähigkeit in sich
trug, die Feinde seines Volkes auch körperlich zu spüren.
Dieser
Polizist war kein einfacher Mensch. Sein Erscheinen diente lediglich der
Tarnung. Anthony wusste, dass es einer von denen war, die sein Volk bereits
seit Generationen verachteten und jagten.
Ein
Anflug von Stolz überkam ihn. Nun stand es fest: Er war aus demselben Holz
geschnitzt wie der Boss und gehörte dem gleichen Stand an.
War
nun
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