Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
lief mit seinen kurzen Pfoten in Richtung Tür. Sein weiches und flaumiges Fell hüpfte dabei hoch und runter, als wären die Härchen aus Watte.
„Es war mir wirklich ein Vergnügen, euch alle kennenzulernen. Ihr scheint eine sehr liebevolle Familie zu sein.“
„Für uns war es ebenso eine Ehre“, antwortete Jack und reichte seinem Nachbarn erneut die Hand. Diesmal zum Abschied.
Anschließend verabschiedete sich Karl von den restlichen Familienmitgliedern und setzte seinen Spaziergang fort.
„Ein netter Mann“, sagte Laura, als Jack die Tür wieder schloss.
„Ja das ist er … wirklich nett.“ Jack warf einen kurzen Blick auf seine Tochter und versank in Gedanken. „Wie schön sie doch ist! Mit jedem Tag wird sie ihrer Mutter ähnlicher.“
Kapitel 5 – Die heiße Spur
New York. Das Jahr 2010. Frühling.
Wenn man es nicht besser wüsste, so hätte man denken können, dass es sich um eine Soldatenkompanie handelte. Alle Männer hatten einen ernsten Ausdruck in den Augen, der sich bei dem einen oder anderen noch zusätzlich durch breite Wangenknochen und leicht ausgebildete, aber doch sichtbare Faltenstränge verstärkte. Trügen diese Männer einen Sarg auf den Schultern, so hätten sie ein durchaus solides Team von jungen Leichenträgern abgegeben, doch ihre Gesichter hätten den einen oder anderen Trauergast sicherlich in Angst und Schrecken versetzt.
Gegen ihre Garderobe war jedoch nichts einzuwenden. Alle waren in einen soliden Dreiteiler gekleidet, dessen hervorragende Qualität man schon von Weitem erkennen konnte. Ein weißes Hemd mit langem Ärmel bildete die Grundlage, darüber eine schwarze Weste und eine elegante Krawatte. Das Sakko war ebenso schwarz, wobei bei genauem Hinsehen feine, goldfarbene Linien zu erkennen waren.
Auch hätten sie sicherlich als Leibwächter nie verhungern müssen, denn bei ihrem Anblick hätte niemand gewagt, auch nur in die Nähe der ihnen unterstellten Schutzperson zu kommen.
Doch das alles waren sie nicht. Sie waren Diebe.
„Das war doch ein voller Erfolg!“ Der jung aussehende, dunkelhaarige und breit gebaute Mann betrat als letzter der Gruppe das Hotelzimmer und knallte mit einem kräftigen Tritt die hochwertig aussehende Tür hinter sich zu.
„Mach nicht so einen Krach, verdammt noch mal!“ Eine gebieterische, raue Stimme erklang aus dem Inneren des Raumes.
Das Appartement teilte sich in mehrere Räume auf. Es war keine schlichte Hotelsuite, sondern ein gehobenes Penthouse, das sich im obersten Stockwerk des riesigen Gebäudekomplexes befand.
Das Hotel „Lammart“ war eines der sowohl beliebtesten als auch luxuriösesten Domizile der Stadt. Nicht nur bei den betuchten Geschäftsleuten oder den Global Players erfreute es sich stetig wachsender Beliebtheit, sondern auch bei denen, die es sich ab und an leisten konnten, eine beträchtliche Summe für einen nächtlichen Aufenthalt aufzubringen.
Dass die seltsam aussehende Gruppe sich ausgerechnet das größte und dementsprechend teuerste aller Zimmer ausgesucht hatte, wäre keiner Seele auf der Welt verdächtig vorgekommen, zumal die jungen Burschen elegant gekleidet waren und sich gegenüber dem Personal stets gentlemanhaft verhielten.
Doch weder die Hoteldirektion noch die Bediensteten gingen davon aus, dass diese Männer zu der üblichen Klientel gehörten. Noch nie hatte einer von ihnen Geschäftsleute mit solchen körperlichen Veranlagungen gesehen. Sicherlich waren viele von ihnen sportlich und achteten mehr oder weniger auf ihre Gesundheit, doch wer im Geschäft erfolgreich sein musste, konnte sich nicht viel freie Zeit leisten, zumindest nicht so viel, dass es ausreichte, sich derart prägnante Muskeln anzutrainieren. Zeit war eben Geld.
„Anthony, ich habe es langsam satt mit dir! Ich habe euch klar und deutlich befohlen, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Warum knallst du dann die verdammte Tür zu?“, erklang die wütende Stimme erneut. „Die anderen halten sich an die Anweisung, also nimm dir gefälligst ein Beispiel daran!“
„Verstanden, werde ich tun.“ Der junge Anthony lehnte seine Taschen vorsichtig an die Wand, in der Hoffnung, keinen neuen Ärger heraufzubeschwören. ‚Mach dies, mach das. Du alter Bock! Du hast es satt mit mir? Ich habe dich schon länger satt; so satt, dass ich fast kotzen muss!‘ Anthonys Gesichtsausdruck verfinsterte sich jedes Mal noch stärker, wenn er seinen Gedanken freien Lauf gewährte. Insbesondere, wenn es dabei um seinen Boss ging.
Er
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