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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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nahe dran, einfach wegzulaufen und in Schimpf und Schande nach Hause zurückzukehren. Ich habe sogar darüber nachgedacht, ein Irdischer zu werden – so unglücklich war ich.
    Valentin hat mich gerettet. Eines Tages besuchte er mich auf meinem Zimmer – bis dahin hatte ich gedacht, er würde noch nicht mal meinen Namen kennen – und bot mir an, mir zu helfen. Er sagte, er wisse, wie schwer mir das Ganze fiele, doch er sähe in mir die Anlagen für einen großartigen Schattenjäger. Unter seiner Obhut verbesserte ich mich tatsächlich – ich bestand meine Prüfungen, trug meine ersten Male, tötete meinen ersten Dämon.
    Ich betete ihn an. Ich glaubte wirklich, die Sonne drehte sich nur dank Valentin Morgenstern um die Erde. Natürlich war ich nicht der einzige Außenseiter, dessen er sich annahm. Da gab es andere wie Hodge Starkweather, der mit Büchern besser zurechtkam als mit Menschen, Maryse Trueblood, deren Bruder eine Irdische geheiratet hatte, oder Robert Lightwood, der sich mehr vor den Malen fürchtete als vor allem anderen – und Valentin kümmerte sich um uns alle. Damals hielt ich es für Freundschaft; heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Inzwischen glaube ich, er schuf sich in dieser Zeit seine Anhängerschaft.
    Valentin war besessen von dem Gedanken, dass mit jeder Generation weniger und weniger Schattenjäger zur Welt kamen und dass wir eine vom Aussterben bedrohte Rasse seien. Er glaubte fest daran, man könne mehr Schattenjäger erschaffen, wenn der Rat nur etwas großzügiger mit dem Engelskelch umgehen würde. Für die Lehrer war diese Vorstellung ein Sakrileg: Es ist nicht jedem gegeben zu entscheiden, wer ein Schattenjäger werden kann und wer nicht. Darauf fragte Valentin dann immer spöttisch, warum man nicht einfach alle Menschen zu Schattenjägern machte. Warum schenkten wir ihnen nicht allen die Fähigkeit, die Verborgene Welt zu sehen? Warum behielten wir diese Macht selbstsüchtig für uns?
    Wenn die Lehrer antworteten, dass die meisten Menschen diese Verwandlung nicht überleben würden, behauptete Valentin, die Lehrer würden lügen und versuchten, die Kräfte der Nephilim für eine kleine Elite zu bewahren. So argumentierte er damals – heute glaube ich, dass seiner Ansicht nach der Zweck wahrscheinlich jedes Mittel und sämtliche zu erwartenden Schäden heiligt. Na, jedenfalls überzeugte er unsere kleine Gruppe von der Richtigkeit seiner Ansichten und wir gründeten den Kreis, mit dem erklärten Ziel, die Rasse der Schattenjäger vor dem Aussterben zu bewahren. Natürlich waren wir als Siebzehnjährige nicht ganz sicher, wie wir das schaffen sollten, aber das hinderte uns nicht, fest daran zu glauben, dass wir eines Tages etwas Bedeutendes erreichen würden.
    Dann kam die Nacht, in der Valentins Vater bei einer Routineaktion gegen ein Werwolflager getötet wurde. Als Valentin nach der Beerdigung in die Schule zurückkehrte, trug er die roten Male der Trauer. Doch das war nicht die einzige Veränderung: Ab jetzt neigte er immer häufiger zu Wutausbrüchen, die teilweise grausame Züge trugen. Ich machte seine Trauer für dieses an ihm neuartige Verhalten verantwortlich und versuchte mehr denn je, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Nicht ein einziges Mal reagierte ich auf seinen Zorn meinerseits mit Zorn – stattdessen fühlte ich mich schuldig, weil ich ihn enttäuscht hatte.
    Die Einzige, die seine Wutausbrüche lindern konnte, war deine Mutter. Sie hatte nie so richtig zu unserer Gruppe gehört und uns manchmal spöttisch als Valentins Fanclub bezeichnet. Das änderte sich nach dem Tod seines Vaters: Valentins Schmerz weckte ihr Mitgefühl und sie verliebten sich ineinander.
    Auch ich liebte Valentin: Er war mein bester Freund und ich freute mich, dass Jocelyn nun mit ihm zusammen war. Nachdem wir die Schule beendet hatten, heirateten die beiden und lebten danach auf dem Landsitz von Jocelyns Familie. Ich kehrte ebenfalls nach Hause zurück, aber der Kreis blieb bestehen. Was ursprünglich einmal als eine Art Schülerstreich begonnen hatte, nahm an Umfang und Macht immer mehr zu und Valentins Bedeutung wuchs in gleichem Maße. Auch seine Ideale hatten sich verändert: Der Kreis beanspruchte immer noch den Kelch der Engel für sich, aber nach dem Tod seines Vaters hatte Valentin sich außerdem zu einem offenen Befürworter eines Krieges gegen alle Schattenwesen entwickelt – und nicht nur gegen jene, die das Abkommen missachtet hatten. Diese Welt sollte

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