Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
Mädchen gesprochen. Valentin wird nicht böse sein.« Die Kreatur verzog das lippenlose Maul, sperrte langsam den Kiefer auf und erneut schlug Clary eine stinkende Wolke entgegen.
Endlich bekam sie die Hand frei. Mit einem Schrei holte sie aus, um das Ding in tausend Stücke zu schlagen oder ihm zumindest das Augenlicht zu nehmen. Als das Wesen mit weit aufgesperrtem Maul nach ihrem Gesicht schnappte, stieß sie ihm den Sensor zwischen die Zähne. Heißer, ätzender Speichel floss über ihr Handgelenk und rann brennend an ihrem Gesicht und Hals entlang. Wie von Weitem hörte sie sich selbst schreien.
Als sei es überrascht, fuhr das Monster zurück, den Sensor fest zwischen den Zähnen. Es stieß ein verärgertes, lautes Gurgeln aus und warf den Kopf nach hinten. Clary sah es schlucken, sah den Sensor die Kehle hinabgleiten. Gleich bin ich dran, durchfuhr es sie, das ist mein …
Plötzlich begann das Wesen zu zucken. In unkontrollierten Krämpfen rollte es von Clary herunter und landete auf dem Rücken; seine zahlreichen Beine zappelten in der Luft. Schwarze Flüssigkeit rann ihm aus dem Maul.
Clary schnappte keuchend nach Luft, drehte sich zur Seite und begann davonzukriechen. Sie hatte die Tür schon fast erreicht, als sie etwas durch die Luft zischen hörte. Sie versuchte noch, sich zu ducken, aber es war bereits zu spät: Mit großer Wucht prallte etwas von hinten gegen ihren Schädel. Clary sank vornüber zusammen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Licht drang durch ihre Augenlider – blau, weiß, rot. Ein hohes, heulendes Geräusch wurde immer durchdringender, wie die Schreie eines zu Tode erschreckten Kindes. Clary würgte und öffnete die Augen.
Sie lag im kalten, feuchten Gras. Über ihr schimmerte der Nachthimmel: Der stumpfe Glanz von Sternen, blass gegen die Lichter der Stadt. Neben ihr kniete Jace, dessen silberne Manschetten im Licht funkelten, während er ein Stück Stoff zerriss. »Halt still.«
Das Geheul zerriss ihr fast das Trommelfell. Trotz Jace’ Warnung drehte sie den Kopf seitwärts und handelte sich dafür einen messerscharfen, stechenden Schmerz ein, der ihr bis tief in den Rücken fuhr. Sie lag auf einem Rasenstück hinter Jocelyns liebevoll gepflegten, dicht blühenden Rosenbüschen. Das Blattwerk verdeckte den Blick zur Straße, wo ein Polizeiwagen mit blau-weiß blinkendem Blaulicht und heulender Sirene halb auf dem Gehweg stand. Es hatte sich bereits eine kleine Gruppe von Nachbarn versammelt, die den Wagen anstarrten. Die Türen öffneten sich und zwei blau uniformierte Beamte stiegen aus.
Polizei! Clary versuchte, sich aufzusetzen, und würgte erneut; ihre Finger krampften sich in die feuchte Erde.
»Ich hab doch ›Stillhalten‹ gesagt«, zischte Jace. »Der Ravener-Dämon hat dich am Nacken erwischt. Das Vieh war zwar halb tot, daher war der Stich nicht besonders stark, aber wir müssen dich trotzdem ins Institut bringen. Halt jetzt still.«
»Das Ding – das Monster – hat gesprochen .« Clary zitterte am ganzen Körper.
»Du hast doch schon mal einen Dämon sprechen gehört.« Jace zog sanft einen Stofffetzen unter ihrem Nacken durch und band ihn vorn zusammen. Er war mit einer wachsartigen Substanz bestrichen, ähnlich dem Handbalsam, den Clarys Mutter verwendete, um ihre von Farbe und Terpentin malträtierten Hände zu pflegen.
»Ja, diesen Dämon im Pandemonium, aber der sah aus wie ein Mensch.«
»Das war ein Eidolon-Dämon, ein Gestaltwandler. Aber Ravener sehen exakt so aus, wie sie sind. Nicht besonders attraktiv, aber sie sind zu dumm, ums besser hinzukriegen.«
»Das Ding hat gesagt, es würde mich fressen.«
»Klar, aber du hast es ja getötet.« Jace zog den Knoten fest und richtete sich auf.
Erleichtert stellte Clary fest, dass die Schmerzen im Nacken nachließen. Sie versuchte, sich aufzusetzen. »Die Polizei ist da.« Sie brachte nur ein heiseres Krächzen heraus. »Komm, wir …«
»Die wird uns auch nicht helfen. Wahrscheinlich hat jemand dich schreien gehört und die Polizei gerufen. Aber ich gehe jede Wette ein, dass das keine echten Polizisten sind. Dämonen wissen genau, wie sie ihre Spuren verwischen.«
»Meine Mutter«, brachte Clary durch ihre geschwollene Kehle heraus.
»He, du hast Ravener-Gift in den Adern! Wenn du jetzt nicht mitkommst, bist du in einer Stunde tot.« Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie ließ sich von ihm aufhelfen. »Komm jetzt, na los.«
Die Welt drehte sich um sie. Jace legte ihr den Arm um die
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