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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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und ihr sank der Mut. Gab er etwa auf? Glaubte er, sie und Simon nur auf diese Weise retten zu können?
    Valentins Gesicht wurde weicher. »Jonathan …«
    »Zumal ich vorhabe«, fuhr Jace fort, »es wieder zu tun. Und zwar jetzt.« Blitzartig zuckte seine Hand und ein Gegenstand wirbelte durch die Luft auf Clary zu. Er fiel dicht neben ihr klirrend zu Boden und rollte dann weiter. Ihre Augen weiteten sich.
    Es war die Stele ihrer Mutter.
    Valentin fing an zu lachen. »Eine Stele? Jace, ist das ein Scherz oder so etwas? Oder hast du am Ende …«
    Clary hörte nicht mehr zu; sie hievte sich hoch und rang keuchend nach Luft, als der Schmerz ihr durch den Kopf schoss. Ihre Augen tränten und sie sah nur noch verschwommen; mit zitternder Hand griff sie nach der Stele – und als ihre Finger den gläsernen Stab berührten, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, so klar, als stünde ihre Mutter neben ihr. Nimm die Stele, Clary. Benutze sie. Du weißt, was zu tun ist.
    Ihre Finger schlossen sich bebend um die Stele. Clary setzte sich auf und ignorierte die Woge des Schmerzes, die ihr vom Kopf aus den Rücken hinabrollte. Sie war eine Schattenjägerin und Schmerz war etwas, mit dem man lebte. Vage nahm sie wahr, wie Valentin ihren Namen rief, hörte seine Schritte, die näher kamen – und dann warf sie sich gegen das Schott und stieß die Stele mit solcher Wucht vor, dass sie ein Zischen zu hören glaubte, als die Spitze das Metall berührte.
    Fieberhaft begann sie zu zeichnen. Wie immer verschwand dabei alles andere um sie herum und es gab nur noch sie und die Stele und das Metall. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor Jace’ Zelle gestanden und stumm Öffne dich, öffne dich endlich! gefleht hatte. Sie wusste, dass sie damals mit aller Kraft gezeichnet hatte, um die Rune zu erschaffen, die Jace’ Ketten gesprengt hatte. Aber sie wusste auch, dass die Kraft, die sie in jene Rune gelegt hatte, nicht einem Zehntel, nicht einmal einem Hundertstel der Kraft entsprach, die sie in diese Rune hier hineinlegte. Ihre Hände brannten und sie stieß einen Schrei aus, während sie die Stele über die Metallwand zog und dabei eine dicke schwarze Linie wie von Kohle hinterließ. Öffne dich.
    Ihre gesamte Frustration, Enttäuschung und Wut fuhren ihr durch die Finger, in die Stele und in die Rune hinein. Öffne dich. Ihre ganze Liebe, ihre ganze Erleichterung darüber, Simon lebend zu sehen, ihre ganze Hoffnung, dass sie vielleicht doch überleben könnten. Öffne dich!
    Langsam ließ sie die Stele in ihren Schoß sinken. Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille, da alle – Jace, Valentin, selbst Simon – mit ihr zusammen auf die Rune starrten, die auf dem Schott des Schiffs brannte.
    Simon erwachte als Erster aus der Starre und wandte sich an Jace: »Was besagt diese Rune?«
    Doch es war Valentin, der darauf antwortete, ohne seinen Blick von der Wand abzuwenden. Auf seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck – ganz und gar nicht der Ausdruck, den Clary erwartet hatte –, ein Ausdruck, in dem sich Triumph und Entsetzen vermengten, Verzweiflung und Freude. »Sie besagt«, flüsterte er, »›Mene, Mens, Tekel, Upharsin.‹«
    Clary rappelte sich auf. »Nein, das besagt sie nicht«, wisperte sie. »Sie besagt Öffne dich .«
    Valentin begegnete ihrem Blick. »Clary …«
    Das Kreischen von Metall übertönte seine Worte. Das Schott, auf dem Clary gezeichnet hatte – eine Wand aus soliden Stahlplatten –, begann zu vibrieren und sich zu verbiegen. Nieten lösten sich aus ihrer Verankerung und Wasserstrahlen schossen in den Raum hinein.
    Clary hörte Valentin laut rufen, doch seine Stimme wurde vom ohrenbetäubenden Geräusch berstenden Metalls überlagert, als jeder Nagel, jede Schraube und jede Niete, die das gewaltige Schiff zusammenhielten, aus ihren Befestigungen sprangen.
    Clary versuchte, zu Jace und Simon zu kommen, fiel aber auf die Knie, als erneut ein Schwall Wasser durch das Loch in der Wand drang, das sich immer stärker ausdehnte. Die nächste Woge riss sie um und eisiges Flusswasser schlug über ihr zusammen. Irgendwo rief Jace ihren Namen, so laut und verzweifelt, dass seine Stimme das kreischende Geräusch des Schiffs übertönte. Sie konnte seinen Namen nur ein einziges Mal rufen, ehe sie durch das riesige Loch in der Schottwand hinaus in den Fluss gesogen wurde.
    Hilflos wirbelte sie in dem schwarzen Wasser umher und trat, von panischer Angst ergriffen, um sich – Angst vor der undurchsichtigen Dunkelheit

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