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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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geküsst: Jace, in der Nacht ihres Geburtstages, und das war alles andere als nett und entspannt und behaglich gewesen. Sein Kuss hatte sich angefühlt, als hätte er tief in ihrem Inneren eine Ader zu einem unbekannten Gefühl geöffnet, zu einer Empfindung, die heißer und süßer und bitterer war als Blut. Denk jetzt nicht an Jace, ermahnte sie sich entschlossen, doch ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass ihre Augen dunkler wurden und ihr Körper sich sehr gut an ihn erinnerte, auch wenn ihr Geist die Gedanken verdrängen wollte.
    Sie nahm eine Handvoll kaltes Wasser und spritzte es sich ins Gesicht, ehe sie nach dem Pyjama griff. Na großartig, dachte sie – sie hatte die Schlafanzughose mit ins Bad genommen, nicht aber das Oberteil. Sosehr Simon das auch zu schätzen wissen würde, erschien es ihr doch zu früh, bereits jetzt oben ohne zu ihm ins Bett zu steigen. Vollständig bekleidet ging sie ins Gästezimmer zurück und musste feststellen, dass Simon, quer über das Bettsofa ausgestreckt, eingeschlafen war. Er umklammerte das Polsterkissen, als sei es ein menschliches Wesen. Clary unterdrückte ein Lachen.
    »Simon …«, flüsterte sie. Doch dann hörte sie das laute zweifache Piepsen ihres Mobiltelefons, das den Eingang einer SMS signalisierte. Das Handy lag geschlossen auf dem Nachttisch; Clary erkannte auf dem Display, dass die Nachricht von Isabelle stammte.
    Rasch klappte sie das Telefon auf und überflog hastig die Zeilen. Sie las die Nachricht ein zweites Mal, um sicherzugehen, dass sie nicht irgendetwas falsch verstanden hatte. Und dann stürzte sie zum Schrank, um ihren Mantel zu holen.
     
    »Jonathan.«
    Die Stimme drang durch die Dunkelheit zu ihm durch: langsam, düster und schmerzlich vertraut. Jace riss die Augen auf und sah nichts als tiefe Schwärze. Er zitterte und dann stellte er fest, dass er auf dem eiskalten Steinboden lag – er musste wohl das Bewusstsein verloren haben. Zorn übermannte ihn, Zorn auf seine eigene Schwäche, seine Zerbrechlichkeit.
    Er rollte sich auf die Seite; sein gebrochenes Handgelenk pochte in der Handfessel. »Ist da jemand?«
    »Du wirst doch wohl deinen eigenen Vater wiedererkennen, Jonathan«, ertönte die Stimme erneut. Und Jace erkannte sie tatsächlich: ihren Klang, der an altes Eisen erinnerte, ihre fast tonlose Glätte. Er versuchte sich aufzurappeln, doch seine Stiefel rutschten in irgendeiner Pfütze aus, sodass er rückwärts schlitterte und mit der Schulter hart gegen die Steinmauer krachte. Seine Kette rasselte wie ein Windglockenspiel aus Stahlröhren.
    »Bist du verletzt?« Ein Licht flammte auf, brannte Jace in den Augen. Er blinzelte ein paarmal, um durch die Tränenflüssigkeit hindurch wieder klar sehen zu können, und entdeckte Valentin auf der anderen Seite des Zellengitters, direkt neben dem Leichnam von Bruder Jeremiah. Der glühende Elbenlichtstein in seiner Hand hüllte den Raum in ein weißes, grelles Licht. Jace konnte die Flecken von alten Blutspritzern auf den Mauern erkennen – und die frische Blutlache, die sich aus Jeremiahs geöffnetem Mund auf die Steinplatten ergossen hatte. Er spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte, und dachte an die schwarze, formlose Gestalt mit den brennenden Augen, die er kurz zuvor gesehen hatte. »Dieses Ding«, stieß er hervor. »Wo ist es jetzt? Und was war das überhaupt?«
    »Du bist ja tatsächlich verletzt.« Valentin trat näher an das Gitter heran. »Wer hat angeordnet, dich hier einzusperren? War das der Rat? Oder die Lightwoods?«
    »Befehl der Inquisitorin.« Jace sah an sich herab. Sowohl seine Hosenbeine als auch sein T-Shirt waren blutgetränkt; allerdings konnte er nicht sagen, wie viel davon von ihm stammte. Im nächsten Moment fiel sein Blick auf das dünne Blutrinnsal, das unter seiner Handfessel hervorsickerte.
    Valentin betrachtete ihn nachdenklich durch das Gitter. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Jace seinen Vater in voller Kampfrüstung sah – die dicke Ledermontur der Schattenjäger, die eine maximale Beweglichkeit erlaubte und gleichzeitig Schutz vor den meisten Dämonengiften bot; die mit Elektrum beschichteten Arm– und Beinschienen, jeweils mit einer Reihe von Gravuren und Runen versehen. Ein breiter Brustpanzer schützte seinen Oberkörper und hinter seiner Schulter ragte der Griff eines Schwerts hervor. Valentin ging in die Hocke und brachte seine kühlen grauen Augen auf gleiche Höhe mit Jace’ Gesicht. Erstaunt stellte Jace fest, dass er keine

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