Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
verstehen. Aber jetzt bist du alt genug, um die Wahrheit zu erfahren.«
    »Na dann schieß mal los … sag mir die Wahrheit.«
    Valentin streckte einen Arm durch die Gitterstäbe und legte Jace eine Hand auf den Kopf. Die raue, schwielige Haut seiner Finger fühlte sich noch genauso an wie damals, als Jace noch ein zehnjähriger Junge gewesen war.
    »Ich möchte dir vertrauen, Jonathan«, sagte er. »Kann ich das?«
    Jace wollte etwas erwidern, brachte aber kein Wort hervor. Er hatte das Gefühl, als würde ein Eisenband sich um seine Brust legen und sie immer fester zuschnüren, ihm Zentimeter für Zentimeter die Luft abschneiden. »Ich wünschte …«, setzte er flüsternd an.
    In dem Moment ertönte über ihnen ein Geräusch – der Klang einer Metalltür. Dann hörte Jace Schritte und ein Wispern, das von den Steinmauern der Stillen Stadt zurückhallte. Ruckartig kam Valentin auf die Füße und schloss die Hand um das Elbenlicht, bis nur noch ein gedämpfter Schein den Raum beleuchtete und er lediglich als schwache Kontur zu erkennen war. »Schneller als ich dachte«, murmelte er und blickte durch die Gitterstäbe auf Jace hinab.
    Jace schaute an Valentin vorbei, konnte aber jenseits des Lichtscheins nichts als tiefe Dunkelheit erkennen. Sofort dachte er an die wogende düstere Gestalt mit den glühenden Augen, die sämtliches Licht verschluckt hatte. »Was ist da los? Wer kommt da?«, fragte er fordernd und versuchte sich aufzurappeln.
    »Ich muss gehen«, sagte Valentin. »Aber wir zwei sind noch nicht fertig.«
    Jace streckte die gefesselte Hand in Richtung der Gitterstäbe. »Mach mich los. Ganz egal, was das für ein Wesen ist … ich will dagegen kämpfen können.«
    »Dich von deinen Ketten zu befreien, wäre im Moment wohl nicht gerade eine Gefälligkeit.« Valentin schloss die Hand um den Elbenlichtstein, dessen Licht umgehend erlosch. Sofort war der Raum wieder in tiefe Dunkelheit gehüllt. Jace warf sich gegen das Zellengitter; seine gebrochene Hand schickte einen rasenden Schmerz durch seinen Körper.
    »Nein!«, schrie er. »Vater, bitte .«
    »Wenn du es wirklich willst, wirst du mich auch finden«, sagte Valentin. Und dann war nur noch der Klang seiner Schritte zu hören, die sich rasch entfernten, und Jace’ eigener schwerer Atem, als er sich gegen die Stäbe lehnte.
     
    Während der Fahrt mit der U-Bahn in Richtung Norden gelang es Clary nicht, ruhig auf ihrem Platz sitzen zu bleiben. Rastlos lief sie in dem fast leeren Wagen auf und ab; die Kopfhörer ihres iPod baumelten um ihren Hals. Isabelle war nicht ans Telefon gegangen, als Clary sie zurückgerufen hatte, und ein irrationales Gefühl der Angst machte sich in ihrem Magen breit. Sie musste an Jace denken, wie er im Blutmond ausgesehen hatte von oben bis unten mit Blut bespritzt. Mit den vor Wut gefletschten Zähnen hatte er eher an einen Werwolf erinnert als an einen Schattenjäger, der die Menschen schützen und die Schattenwesen in Schach halten sollte.
    Nachdem die U-Bahn in die Haltestelle an der Sechsundneunzigsten Straße eingefahren war, stürmte Clary aus dem Wagen und die Treppen hinauf. Und sie verlangsamte ihr Tempo erst, als sie die Ecke erreichte, hinter der das Institut wie ein riesiger grauer Schatten aufragte. In den U-BahnSchächten war es ziemlich stickig gewesen und der Schweiß in ihrem Nacken prickelte nun kalt auf ihrer Haut, während sie den geborstenen Betonweg zur Eingangstür des Instituts hinaufstieg.
    Sie wollte schon nach dem großen eisernen Klingelzug greifen, der neben der Türeinfassung hing, als sie plötzlich zögerte. Sie war doch eine Schattenjägerin, oder etwa nicht? Sie hatte das Recht, das Institut zu betreten, das gleiche Recht wie die Lightwoods. Entschlossen legte sie eine Hand auf die Tür und versuchte, sich an Jace’ Worte zu erinnern: »Im Namen des Erzengels Raziel erbitte ich …«
    Sofort schwang die Tür auf und gab den Blick auf den dunklen Kirchenraum frei, der nur von den Flammen Dutzender kleiner Kerzen erhellt wurde. Während Clary durch die Kirchenbänke eilte, flackerten die Lichter, als würden sie sich über sie lustig machen. Endlich erreichte sie den Aufzug, warf die Metalltür dröhnend hinter sich zu und drückte mit zittrigen Fingern wahllos auf die Aufzugknöpfe. Sie holte tief Luft, um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Machte sie sich nun Sorgen um Jace, fragte sie sich, oder machte sie sich vielmehr Sorgen darum, Jace zu sehen? Ihr Gesicht, das vom

Weitere Kostenlose Bücher