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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Mutter.
    Plötzlich ertönte von der anderen Seite des Gitters ein Geräusch – eine Art gedämpftes Stöhnen oder Flüstern. Clary war sich nicht sicher, worum es sich genau handelte, aber sie erkannte die Quelle sofort. Jace . Hastig ritzte sie mit der Spitze der Stele in die Stäbe und versuchte, sich die Rune zum Entriegeln von Türen vor Augen zu rufen – schwarz und zackig zeichnete sie sich auf dem harten Metall ab. Das Elektrum zischte, als die Stele darüberfuhr. Öffne dich , flehte Clary stumm, öffne dich endlich!
    Ein Geräusch wie reißender Stoff erfüllte den Raum. Clary hörte, wie Isabelle aufschrie, als die Tür mit einem Knall aus den Angeln flog und wie eine Zugbrücke in die Zelle krachte. Dann hörte sie weitere Geräusche: von Metall, das sich von anderem Metall löste, und ein lautes Rasseln, wie von Kieselsteinen, die auf harten Boden prasseln. Sie tauchte durch die Öffnung in dem Gitter hindurch und stieg über die wackelnde Zellentür.
    Der Elbenstein erfüllte die Zelle mit einem strahlend hellen Licht. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte Clary die zahlreichen Handfesseln aus den unterschiedlichsten Materialien – Gold, Silber, Stahl und Eisen –, die sich aus den Wandhalterungen gelöst hatten und über den Steinboden verstreut lagen. Ihr Blick ruhte auf der zusammengesackten Gestalt in der Ecke; sie konnte die hellen Haare erkennen, die ausgestreckte Hand, die Handfessel, die ein paar Schritte entfernt lag. Sein Handgelenk war blutig und aufgescheuert, die Haut mit hässlichen Flecken und Wunden übersät.
    Sofort kniete sie sich neben ihn, legte die Stele beiseite und drehte die Gestalt behutsam auf den Rücken. Es war tatsächlich Jace. Auf seiner Wange prangte ein weiterer blauer Fleck und sein Gesicht war sehr bleich, aber sie konnte eine zuckende Bewegung unter seinen Augenlidern erkennen. Und die Ader an seinem Hals pulsierte gleichmäßig. Er lebte!
    Eine heiße Woge der Erleichterung erfasste sie, löste die Anspannung, die sie so lange in ihrem eisernen Griff gehalten hatte. Der Elbenstein fiel neben ihr auf den Boden, wo er weiterhin sein taghelles Licht ausstrahlte. Sanft und mit einer Zärtlichkeit, die ihr bis dahin fremd gewesen war, strich sie Jace die Haare aus der Stirn – schließlich hatte sie nie irgendwelche Geschwister gehabt, nicht einmal einen Cousin oder eine Cousine. Und sie hatte nie die Gelegenheit gehabt, jemandem eine Wunde zu verbinden, ein aufgeschlagenes Knie mit Küsschen zu »heilen« oder sich in irgendeiner Form um einen anderen Menschen zu kümmern.
    Aber es war in Ordnung, dass sie diese Gefühle für Jace empfand, sagte sie sich, als sie sich nicht dazu bringen konnte, ihre Hand wegzuziehen, obwohl Jace’ Lider zuckten und er leise stöhnte. Schließlich war er ihr Bruder. Warum sollte sie sich keine Sorgen machen, was mit ihm passiert war?
    In dem Moment schlug Jace die Augen auf. Seine Pupillen waren riesig, stark erweitert. Vielleicht hatte er sich ja den Kopf gestoßen? Sein Blick heftete sich auf ihr Gesicht und betrachtete sie verwirrt. »Clary« , murmelte er. »Was machst du denn hier?«
    »Ich bin hierhergekommen, um dich zu suchen«, sagte sie schlicht, weil das die Wahrheit war.
    Sein Gesicht verzog sich in einem Krampf. »Du bist wirklich hier? Dann bin ich also nicht … tot?«
    »Nein«, beruhigte sie ihn und strich ihm mit der Hand über das Gesicht. »Du hast das Bewusstsein verloren, das ist schon alles. Wahrscheinlich bist du auch noch mit dem Kopf auf den Boden geschlagen.«
    Seine Hand legte sich über ihre, die noch auf seiner Wange ruhte. »Das war es wert«, sagte er so leise, dass Clary sich nicht sicher war, ob er das wirklich gesagt hatte.
    »Was ist passiert?« Alec tauchte durch die niedrige Öffnung in der Tür, dicht gefolgt von Isabelle. Sofort riss Clary ihre Hand zurück und verfluchte sich dann stumm. Schließlich hatte sie doch gar nichts Unrechtes getan.
    Mühsam versuchte Jace, sich in eine sitzende Position zu bringen. Sein Gesicht wirkte aschgrau und sein T-Shirt war mit Blutspritzern übersät. Alec musterte ihn mit besorgter Miene. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er und kniete sich neben Jace. »Was ist passiert? Kannst du dich an irgendetwas erinnern?«
    Jace hielte seine unverletzte Hand hoch. »Langsam, Alec, eine Frage nach der anderen. Mein Kopf fühlt sich eh schon an, als würde er jeden Moment explodieren.«
    »Wer hat dir das angetan?« Isabelle klang sowohl bestürzt als auch

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