Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
deren Wahrheitsgehalt in dem Moment, in dem sie den Gedanken aussprach. »Es sei denn, du bist einer von Valentins Spionen.«
Sebastians attraktives Gesicht verzog sich; er presste die vollen Lippen fest aufeinander und kniff die länglichen, eleganten Augen zu Schlitzen zusammen. »Na, endlich habt ihr’s kapiert«, sagte er. »Glaubt mir: Da draußen gibt es vollkommen lichtlose Dämonendimensionen, die nicht annähernd so unterbelichtet sind wie ihr drei.«
»Wir mögen ja nicht sehr helle sein«, warf Jace ein, »aber dafür sind wir wenigstens noch am Leben.«
Sebastian musterte ihn angewidert. »Ich bin auch noch ziemlich lebendig«, stellte er klar.
»Aber nicht mehr lange«, entgegnete Jace. Funkelndes Mondlicht blitzte auf der Klinge seines Messers auf, als er sich auf Sebastian stürzte - in einer solch schnellen, fließenden Bewegung, dass seine Konturen zu verschwimmen schienen. Schneller als jede menschliche Bewegung, die Clary je gesehen hatte.
Bis zu diesem Moment.
Sebastian hechtete zur Seite, wich dem Messerstoß aus und erwischte Jace’ Arm. Das Messer fiel klirrend auf die Steinplatten und dann packte Sebastian Jace am Rücken seiner Jacke, hob ihn hoch und schleuderte ihn mit ungeheurer Kraft von sich. Jace flog durch die Luft, prallte mit knochenbrecherischer Wucht gegen die Garnisonsmauer und sank auf dem Boden zusammen.
»Jace!« Clary sah rot. Rasend vor Wut ging sie auf Sebastian los, bereit, ihn zu töten. Doch er trat geschickt einen Schritt zur Seite und wischte sie mit einer Handbewegung von sich, als würde er ein lästiges Insekt vertreiben. Der Schlag traf sie so hart an der Schläfe, dass sie zu Boden ging. Clary rollte sich ab und blinzelte mehrfach, um den roten Nebel zu beseitigen, mit dem der Schmerz ihr die Sicht nahm.
In der Zwischenzeit hatte Alec den Bogen von der Schulter gerissen und einen Pfeil auf die Sehne gelegt. Mit vollkommen ruhigen Händen zielte er nun auf Sebastian. »Bleib, wo du bist«, befahl er, »und nimm die Hände auf den Rücken.«
Sebastian lachte. »Du würdest doch nicht ernsthaft auf mich schießen, oder?«, spottete er und ging so leichtfüßig und sorglos auf Alec zu, als stiege er die Stufen zu seiner eigenen Haustür hinauf.
Alec kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Mit einer gekonnten, fließenden Bewegung spannte er den Bogen und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Der Pfeil flog auf Sebastian zu …
Und verfehlte sein Ziel. Sebastian hatte sich geduckt oder sonst wie bewegt - Clary vermochte es nicht zu sagen -, sodass das tödliche Geschoss an ihm vorbeigeflogen war und sich in den Stamm eines Baums gebohrt hatte. Alec blieb gerade noch Zeit für einen überraschten Blick, ehe Sebastian auch schon bei ihm war und ihm den Bogen aus den Händen wand. Dann zerbrach er ihn wie einen dünnen Zweig und das Splittern des Holzes ließ Clary zusammenzucken, als hörte sie das Bersten von Knochen. Mühsam versuchte sie, sich aufzusetzen, und ignorierte dabei den stechenden Schmerz in ihrem Kopf. Nur wenige Meter von ihr entfernt lag Jace, vollkommen reglos. Clary wollte sich aufrappeln, um zu ihm zu gelangen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst.
Im nächsten Moment warf Sebastian die zerbrochenen Hälften des Bogens achtlos beiseite und näherte sich Alec, der inzwischen eine Seraphklinge gezückt hatte, die in seiner Hand funkelte. Als er sich jedoch auf Sebastian stürzte, fegte dieser die Waffe mühelos beiseite, packte Alec an der Kehle und hob ihn fast aus den Schuhen. Und dann drückte er zu, gnadenlos, brutal und mit einem boshaften Grinsen, während Alec strampelte und verzweifelt nach Luft schnappte. »Lightwood«, zischte Sebastian. »Ich habe mich heute schon mal um einen deiner Leute gekümmert. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Glück habe und an einem Tag gleich zwei von euch erledigen kann.«
Doch im nächsten Moment zuckte er zurück, wie eine Marionette, an deren Drähten gerissen wurde. Aus dem eisernen Griff befreit, sank Alec zu Boden, die Hände an der Kehle. Clary konnte seine rasselnde, stoßweise Atmung hören, aber ihr Blick blieb auf Sebastian geheftet. Ein dunkler Schatten hatte sich auf seinen Rücken geworfen und krallte sich daran fest wie ein Blutegel. Sebastian griff sich an den Hals, spuckte und keuchte, während er sich auf der Stelle drehte und nach dem Wesen zu schlagen versuchte, das ihm die Kehle zudrückte. Als er herumwirbelte, fiel Mondlicht auf das Gesicht des
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