Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Angreifers, und Clary erkannte, um wen es sich handelte.
Es war Simon. Er hatte die Arme um Sebastians Hals geklammert und seine weißen Schneidezähne glitzerten wie Knochennadeln. Seit seiner Erweckung in jener Nacht auf dem kalten New Yorker Friedhof war es für Clary das erste Mal, dass sie ihn als voll entwickelten Vampir zu sehen bekam, und sie starrte ihn entsetzt an, unfähig, den Blick abzuwenden. Er bleckte die Zähne, bis seine Lippen zurückwichen und seine messerscharfen Fangzähne zum Vorschein kamen. Und dann grub er sie tief in Sebastians Oberarm und schlug ihm eine lange, blutspritzende Wunde.
Sebastian schrie gellend auf, ließ sich nach hinten fallen und landete hart auf dem Boden. Als er sich hin und her wälzte, Simon halb auf ihm, begannen die beiden, aufeinander einzuschlagen, mit ausgefahrenen Krallen und fauchendem Knurren wie Kampfhunde in einer Arena. Sebastian blutete aus mehreren Wunden, als er schließlich auf die Beine kam und zwei gezielte Tritte gegen Simons Brustkorb landete. Simon krümmte sich zusammen, die Arme um den Rumpf geklammert.
»Du miese kleine Zecke«, knurrte Sebastian und holte zu einem weiteren Fußtritt aus.
»Das würde ich lassen«, sagte in dem Moment eine ruhige Stimme. .
Ruckartig riss Clary den Kopf hoch, woraufhin hinter ihren Augen eine weitere Schmerzwoge feuerrot explodierte. Jace stand nur wenige Schritte von Sebastian entfernt. Sein Gesicht war blutüberströmt und ein Auge fast völlig zugeschwollen, aber er hatte eine flammende Seraphklinge gezückt, die vollkommen ruhig in seiner Hand lag. »Ich habe noch nie einen Menschen mit einer dieser Waffen getötet«, sagte Jace. »Aber für dich mach ich gern eine Ausnahme.«
Sebastian verzog das Gesicht. Er schaute auf Simon hinab, hob den Kopf und spuckte auf den Boden. Die Worte, die er anschließend hervorstieß, entstammten einer Sprache, die Clary nicht kannte - und dann wirbelte er mit derselben beängstigenden Schnelligkeit herum, mit der er Jace angegriffen hatte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
»Nein!«, schluchzte Clary und versuchte erneut, sich aufzurappeln, doch der sengende Schmerz schoss ihr wie ein brennender Pfeil durch den Kopf und sie brach auf dem feuchten Gras zusammen. Eine Sekunde später beugte Jace sich bereits über sie und musterte sie mit bleichem, besorgtem Gesicht. Clary schaute zu ihm auf, wobei ihre Sicht verschwamm - sie musste unscharf sein, sonst hätte sie den weißen Schein, dieses Licht, das ihn umgab, doch nicht gesehen …
Als Nächstes hörte sie Simons Stimme und dann Alecs und einer der beiden drückte Jace irgendetwas in die Hand - eine Stele. Ihr Arm begann zu brennen, doch schließlich ließ der Schmerz langsam nach und auch ihr Kopf wurde wieder klarer. Blinzelnd schaute sie zu den drei Gesichtern hoch, die über ihr schwebten. »Mein Kopf…«
»Du hast eine Gehirnerschütterung«, sagte Jace. »Die Heilrune sollte dir vorerst helfen, aber wir müssen dich schleunigst hinunter in die Stadt zu einem Arzt bringen. Kopfverletzungen können ziemlich gefährlich sein.« Er gab Alec die Stele zurück und fragte Clary besorgt: »Glaubst du, dass du aufstehen kannst?«
Clary nickte. Doch das war ein Fehler. Erneut zuckte ein heißer Schmerz durch ihren Kopf, während zwei Hände ihr unter die Arme griffen und ihr auf die Beine halfen. Simon. Dankbar lehnte sie sich an ihn und wartete darauf, dass sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Sie hatte noch immer das Gefühl, als würde sie jeden Moment umfallen.
Jace musterte sie nun mit finsterem Blick. »Du hättest Sebastian nicht einfach so angreifen dürfen. Du warst ja noch nicht mal bewaffnet. Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Was haben wir uns alle nur dabei gedacht?«, kam Alec Clary unerwarteterweise zu Hilfe. »Ich kann es noch immer nicht fassen, dass er dich einfach wie einen Softball durch die Luft geschleudert hat, Jace. So was hab ich noch nie gesehen … dass jemand auf diese Weise die Oberhand über dich gewinnen konnte.«
»Ich … er hat mich überrascht«, räumte Jace widerstrebend ein. »Er muss eine Art Spezialtraining absolviert haben. Damit habe ich einfach nicht gerechnet.«
»Gut möglich.« Simon tastete vorsichtig seinen Brustkorb ab und zuckte zusammen. »Ich glaube, er hat mir ein paar Rippen gebrochen. Ist schon okay«, fügte er hinzu, als er Clarys besorgten Blick sah. »Die Brüche verheilen bereits. Aber Sebastian ist definitiv stark. Sehr
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