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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Gruft ausgehoben. Und das, was ich gehört hatte, war nicht das Weinen eines Babys gewesen: In der Gruft befanden sich etliche Zellen - Zellen, in denen Wesen kauerten. Dämonen-Kreaturen, die mit Elektrumketten gefesselt waren, gekrümmte, sich windende und röchelnde Gestalten. Doch das war längst nicht alles: In den nächsten Zellen befanden sich die leblosen Körper von Schattenwesen - in unterschiedlichen Verfalls- und Verwesungszuständen. Werwölfe, deren Muskulatur von Silberpulver halb zerfressen war. Vampire, die man mit dem Kopf in Eimer mit Weihwasser gesteckt hatte, bis sich ihre Haut in Fetzen von den Knochen gelöst hatte. Feenwesen, deren Haut mit kaltem Eisen durchbohrt war.  
    Selbst jetzt, in diesem Moment, sehe ich Valentin noch immer nicht als einen Folterknecht. Nicht wirklich. Er schien eher wissenschaftliche Studien zu betreiben. An jeder Zellentür war ein Pult angebracht, auf dem ein Buch mit Notizen lag - akribische Aufzeichnungen seiner Experimente: Wie lange es gedauert hatte, bis der jeweilige Insasse gestorben war. Einem der Vampire hatte Valentin wieder und wieder die Haut versengt, um herauszufinden, bis zu welchem Grad sich die arme Kreatur regenerieren konnte. Es fiel mir schwer, seine Notizen zu lesen; am liebsten wäre ich in Ohnmacht gefallen oder hätte mich übergeben. Aber irgendwie gelang es mir, diesen Drang zu unterdrücken.  
    Eine Seite hatte Valentin den Experimenten gewidmet, die er an sich selbst durchgeführt hatte. Offenbar hatte er irgendwo gelesen, dass Dämonenblut als Verstärker derjenigen Kräfte fungieren könnte, mit denen Schattenjäger geboren werden. Also hatte er versucht, sich dieses Blut zu injizieren, aber ohne sichtbaren Erfolg; ihm war davon lediglich schlecht geworden. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass er bereits zu alt war und dass das Blut bei ihm seine volle Wirkung nicht mehr entfalten konnte. Stattdessen müsste es einem Kind verabreicht werden - vorzugsweise einem ungeborenen.  
    Auf der gegenüberliegenden Buchseite hatte erweitere Beobachtungen notiert - unter einer Überschrift, die ich sofort erkannte. Dort stand mein Name JocelynMorgenstern.  
    Ich weiß noch, wie meine Finger zitterten, als ich die folgenden Seiten umblätterte, während Valentins Notizen sich mir förmlich ins Hirn brannten: >Jocelyn hat die Mischung auch heute Abend wieder getrunken. Bei ihr sind noch keine sichtbaren Veränderungen festzustellen, aber mir es geht in erster Linie ja auch um das Ungeborene… Mit weiteren regelmäßigen Verabreichungen von dämonischem Wundsekret müsste das Kind später zu allen erdenklichen Leistungen fähig sein … Letzte Nacht habe ich seinen Herzschlag gehört - stärker als jedes menschliche Herz, der Klang einer mächtigen Glocke, die den Beginn einer neuen Generation von Schattenjägern einläutet. Einer Rasse von Nephilim, bei denen sich das Blut von Engeln und Dämonen zu einer Mischung vereinigt, deren Macht und Stärke alles Dagewesene in den Schatten stellt… Die Tage, in denen die Kräfte der Schattenwesen die stärksten auf Erden waren, sind endgültig gezählt…<  
    Valentins Notizen füllten Seite um Seite. Mit zitternden Fingern blätterte ich weiter, während vor meinem inneren Auge die Schlaftrünke und Mixturen wieder auftauchten, die Valentin mir Abend für Abend verabreicht hatte. Nun verstand ich auch meine allnächtlichen Albträume, in denen ich das Gefühl hatte, man würde mich erstechen, ersticken oder vergiften. Doch nicht ich wurde vergiftet, sondern Jonathan. Valentin vergiftete Jonathan, den er in eine Art halb dämonische Kreatur verwandelt hatte. Und das, Clary, war der Moment, in dem ich erkannte, wer Valentin wirklich war.«  
    Clary ließ die Luft - von der sie gar nicht gemerkt hatte, dasssie sie angehalten hatte - langsam aus ihren Lungen strömen. Diese Geschichte war entsetzlich, unsagbar entsetzlich, fügte sich aber mit allem zusammen, was Ithuriel ihr in der Vision gezeigt hatte. Clary war sich nicht sicher, für wen sie mehr Mitleid empfunden sollte: für ihre Mutter oder für Jonathan. Jonathan - sie konnte ihn einfach nicht mehr als Jace sehen, nicht in Gegenwart ihrer Mutter und mit den frischen Bildern dieser Geschichte im Kopf. Jonathan - zu einem halb menschlichen Dasein verurteilt, von einem Vater, der sich mehr für die Ermordung von Schattenweltlern interessierte als für das Wohlergehen seiner eigenen Familie.  
    »Aber damals hast du Valentin noch immer nicht

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