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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Atem an. Er fragte sich, ob Sebastian ihn jetzt umbringen würde - doch das hätte er auch schon tun können, während er noch bewusstlos war. Stattdessen beobachtete Jace, wie Sebastian langsam auf die Höhlenmitte zuging, das schwere Schwert locker in der Hand, und seine Gedanken überschlugen sich. Wie konnte es sein, dass Valentin noch einen anderen Sohn hatte? Und wer war dann seine Mutter? Jemand anderes aus dem Kreis? War Sebastian älter oder jünger als Jace?  
    Inzwischen hatte Sebastian den gewaltigen rötlichen Stalagmiten im Zentrum der Höhle erreicht. Als er näher kam, schien der Tropfstein zu pulsieren und der Rauch im Inneren wirbelte immer schneller. Sebastian kniff die Augen halb zusammen und hob sein Schwert. Dann sprach er ein paar Worte in einer rau klingenden Dämonensprache und ließ die Klinge schnell und kraftvoll im Bogen hinabsausen.  
    Die Spitze des Stalagmiten flog durch die Luft. Das Innere des Tropfsteins war so hohl wie einReagenzglas, gefüllt mit schwarzen und roten Rauchschwaden, die nun aufstiegen wie Gas aus einem geplatzten Ballon. Dann ertönte ein Dröhnen - weniger ein Klang als eine Art Druckwelle. Jace spürte ein Knacken in den Ohren und bemerkte plötzlich, dass ihm das Atmen schwerfiel. Er wollte sein Hemd am Kragen lockern, konnte aber seine Hände nicht bewegen: Sie waren immer noch fest hinter dem Rücken gefesselt.  
    Sebastian war hinter der rotschwarzen Säule aus brodelndem, wirbelndem Rauch kaum noch zu erkennen. »Sieh her!«, rief er mit glühendem Gesicht. Seine Augen leuchteten, sein weißblondes Haar wehte im aufkommenden Wind und Jace fragte sich, ob sein Vater in seiner Jugend auch so ausgesehen hatte: furchterregend und faszinierend zugleich. »Sieh her und erblicke Valentins Armee!«  
    Seine weiteren Worte gingen in einem immer lauter werdenden Tosen unter. Es erinnerte an die Brandung des Ozeans, an das Brechen einer gigantischen Welle, die eine Unmenge Schutt und Geröll mit sich trug, das Zerbersten ganzer Städte, den Ansturm einer großen und bösen Macht. Eine gewaltige Masse wirbelnder, brausender, flatternder Schwärzequoll aus dem zerschlagenen Stalagmiten, stieg auf und strömte wie durch einen Trichter durch das Loch in der Höhlendecke. Dämonen. Sie erhoben sich kreischend, heulend und knurrend, eine brodelnde Menge aus Klauen und Krallen und Zähnen und glühenden Augen. Jace musste daran denken, wie er auf dem Deck von Valentins Schiff gelegen hatte, als der Himmel und die Erde und das Meer um ihn herum sich in einen Albtraum verwandelt hatten - doch das hier war viel schlimmer. Es kam ihm so vor, als wäre die Erde aufgerissen und als würde die Hölle daraus hervorquellen. Die Dämonen verbreiteten einen Gestank wie Tausende verwesender Leichen. Jace verdrehte die Hände hinter dem Rücken und zerrte an den Seilen, bis seine Handgelenke bluteten. Ein säuerlicher Geschmack stieg in seiner Kehle auf und erwürgte hilflos Blut und Gallenflüssigkeit hoch, bis auch der letzte Dämon aufgestiegen und im Himmel über ihnen verschwunden war - eine schwarze Flut des Schreckens, die die Sterne verdunkelte.  
    Jace fühlte sich, als ob er für ein paar Minuten das Bewusstsein verloren hätte. Auf jeden Fall hatte es Momente völliger Dunkelheit gegeben, in denen das Kreischen und Heulen über ihm immer leiser geworden war und er im Raum zu schweben schien, irgendwo zwischen Himmel und Erde, seltsam losgelöst und irgendwie … friedlich.  
    Doch dieser Augenblick währte nur kurz, denn sein Körper holte ihn ruckartig in die Wirklichkeit zurück, mit schmerzenden Handgelenken und qualvoll nach hinten gedehnten Schultern. Der Gestank der Dämonen war so widerlich, dass er den Kopf zur Seite drehte und sich hilflos auf den Boden übergab. Dann hörte er ein leises Lachen, schaute auf und musste mehrfach schlucken, um die aufsteigende Säure hinabzuzwingen. Sebastian hockte über ihm, mit leuchtenden Augen. »Ist schon gut, kleiner Bruder«, sagte er. »Sie sind verschwunden.«  
    Jace tränten die Augen und seine Kehle fühlte sich rau und wund an. »Er sagte Mitternacht«, krächzte er heiser. »Valentin wollte das Tor um Mitternacht öffnen. Es kann noch nicht Mitternacht sein.«  
    »In Situationen wie dieser habe ich es immer für besser gehalten, nachträglich um Vergebung zu bitten, als vorher um Erlaubnis zu fragen«, erwiderte Sebastian und blickte in den inzwischen wieder klaren Himmel hinauf. »Von hier aus sollten sie bis zur

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