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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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ihres Gesichts und die tiefen Furchen in ihren Mundwinkeln noch deutlicher hervortreten ließen. Ein paar lange Augenblicke starrte sie Clary schweigend an, ehe sie sich schließlich räusperte und meinte: »In diesen Sachen siehst du aus wie Jocelyn.«
    Hastig rappelte Clary sich auf. »Ich … tut mir leid … dass ich mich auf diese Weise verdrückt habe …«, murmelte sie.
    Amatis schloss die Hand um den Elbenstein, dessen Licht daraufhin erlosch.
    Clary blinzelte im plötzlichen Halbdunkel. »Zieh dir ein paar andere Sachen an und komm dann runter in die Küche«, sagte Amatis. »Und komm ja nicht auf die Idee, dich noch einmal aus dem Fenster zu stehlen. Denn sonst könnte es sein, dass du das Haus bei deiner nächsten Rückkehr verschlossen vorfindest.« 
    Clary schluckte und nickte dann.
    Langsam stand Amatis auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Sofort sprang Clary aus der Schattenjägermontur und zog ihre eigenen Sachen an, die nun trocken über der Stange am Fußende des Betts hingen: Ihre Jeans fühlte sich zwar noch ein wenig steif an, aber es war schön, wieder eigene Kleidung tragen zu können. Nachdem sie ihr T-Shirt übergestreift hatte, schüttelte sie kurz die Haare aus und stieg danach die Treppe hinunter.
    Das Erdgeschoss von Amatis’ Haus kannte sie nur im Fieberwahn: Sie erinnerte sich an scheinbar endlos lange Flure und eine riesige Standuhr, deren Ticken wie die Schläge eines im Sterben liegenden Herzens geklungen hatten. Doch jetzt fand sie sich in einem kleinen, behaglichen Wohnraum wieder, mit schlichtem Holzmobiliar und einem Flickenteppich auf dem Boden. Die überschaubare Größe und die hellen Farben erinnerten sie ein wenig an ihr eigenes Wohnzimmer in ihrem Haus in Brooklyn. Schweigend durchquerte Clary den Raum und betrat die Küche, in der ein knisterndes Holzfeuer im Kamin brannte und warmes gelbes Licht im Raum verteilte. Amatis saß am Küchentisch. Sie hatte ein blaues Umhängetuch um die Schultern gewickelt, das ihre Haare noch grauer erscheinen ließ.
    »Hallo.« Clary blieb zögernd im Türrahmen stehen; sie konnte nicht abschätzen, ob Amatis immer noch verärgert war.
    »Ich brauche dich wohl kaum zu fragen, wohin du gegangen bist«, sagte Amatis, ohne vom Tisch aufzuschauen. »Du hast Jonathan aufgesucht, stimmt’s? Vermutlich hätte ich nichts anderes erwarten dürfen. Wenn ich eigene Kinder hätte, wäre ich vielleicht in der Lage gewesen zu erkennen, wenn man mich belügt. Aber ich hatte so sehr gehofft, dass ich zumindest dieses Mal meinen Bruder nicht enttäuschen würde.« 
    »Luke enttäuschen?«
    »Weißt du, was geschehen ist, als er gebissen wurde?« Amatis starrte noch immer unverwandt geradeaus. »Als Lucian von einem Werwolf gebissen wurde … und das musste natürlich passieren, es war nur eine Frage der Zeit, weil Valentin immer die dümmsten Risiken eingegangen ist und sich und seine Anhänger in unnötige Gefahr gebracht hat… als mein Bruder gebissen worden war, ist er zu mir gekommen und hat mir erzählt, was passiert war und wie sehr er sich davor fürchtete, sich mit Lykanthropie infiziert zu haben. Und ich habe ihm geantwortet … ich habe gesagt…« 
    »Amatis, du brauchst mir das nicht zu erzählen …«
    »Ich habe ihm gesagt, er solle mein Haus verlassen und nicht eher zurückkehren, ehe er nicht genau wisse, dass er sich nicht angesteckt habe. Ich bin vor ihm zurückgewichen … ich konnte einfach nichts dagegen machen.« Ihre Stimme zitterte. »Er konnte sehen, wie angewidert ich war - es stand in meinem Gesicht. Lucian sagte, falls er sich die Krankheit zugezogen hätte, falls er sich in einen Werwolf verwandeln würde, müsste er damit rechnen, dass Valentin ihn auffordern würde, sich selbst das Leben zu nehmen. Und daraufhin habe ich gesagt … daraufhin habe ich gesagt, dass das vielleicht auch das Beste wäre.«
    Unwillkürlich sog Clary scharf die Luft ein.
    Amatis schaute rasch zu ihr auf. In ihren Augen war eine tiefe Abscheu gegen sich selbst zu erkennen. »Luke war immer ein grundguter Mensch gewesen, ganz gleich, wozu Valentin ihn auch überreden wollte. Manchmal habe ich gedacht, dass er und Jocelyn die einzig wirklich guten Menschen waren, die ich überhaupt kannte - und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ausgerechnet er sich in irgendein Monster verwandeln würde …« 
    »Aber so ist er doch gar nicht. Er ist kein Monster.«
    »Das habe ich damals nicht gewusst. Nach seiner Verwandlung, nachdem er

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