Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
das ist doch lächerlich. Sie haben gegen Valentin gekämpft… auf dem Schiff… Robert wäre fast gestorben …«
»Der Inquisitor zieht es vor zu glauben, dass die Lightwoods das Leben der anderen Nephilim auf dem Schiff geopfert haben, um die Illusion zu wahren, sie wären gegen Valentin. Aber sie haben nun mal das Engelsschwert verloren und das ist das Einzige, wofür Aldertree sich interessiert. Du hast doch noch versucht, den Rat zu warnen, aber das hat die Mitglieder nicht interessiert. Und jetzt sucht der Inquisitor nach einem Sündenbock, jemandem, dem er die Schuld in die Schuhe schieben kann. Wenn es ihm gelingt, deine Familie als Verräter abzustempeln, dann wird niemand dem Rat einen Vorwurf machen für das, was geschehen ist. Und der Inquisitor kann schalten und walten, wie er will - und zwar ohne jeden Widerspruch.«
Jace fuhr sich über das Gesicht und spielte nachdenklich an seinen Haaren. »Aber ich kann dich doch nicht einfach hierlassen. Wenn Clary das herausfindet…«
»Ich hätte wissen müssen, dass es dir nur darum geht.« Simon lachte freudlos. »Na, dann erzähl ihr doch einfach nicht davon. Sie ist ja sowieso in New York, dank dem Her…« Simon verstummte - er konnte das Wort einfach nicht über die Lippen bringen. »Du hast recht gehabt«, sagte er stattdessen. »Ich bin froh, dass Clary nicht hier ist.«
Jace hob den Kopf. »Wie bitte?«
»Der Rat ist vollkommen durchgeknallt. Wer weiß, was er mit ihr anstellen würde, wenn herauskäme, wozu sie fähig ist. Du hast recht gehabt«, wiederholte Simon. Als Jace nicht reagierte, fügte er hinzu: »Und von mir aus kannst du deinen Triumph ruhig genießen. Denn wahrscheinlich wirst du so was nie wieder von mir zu hören bekommen.«
Jace starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an und Simon fühlte sich auf unangenehme Weise an den Moment erinnert, als Jace auf dem Metallboden von Valentins Schiff gelegen hatte, blutverschmiert und dem Tod nahe. Schließlich fing Jace sich wieder. »Dann willst du mir also wirklich sagen, dass du hierbleiben möchtest? In diesem Gefängnis? Und wie lange?«
»Bis wir eine bessere Idee haben«, erklärte Simon. »Aber da ist noch etwas anderes.«Jace zog die Augenbrauen hoch. »Und das wäre?«
»Blut«, sagte Simon. »Der Inquisitor versucht, mich auszuhungern, damit ich rede. Und ich fühle mich schon jetzt ziemlich geschwächt. Morgen wird es mir noch … na ja, ich weiß nicht, wie es mir morgen gehen wird. Aber ich will mich nicht geschlagen geben. Und ich will auch nicht noch mal dein Blut trinken oder das von irgendjemand anderem«, fügte er hastig hinzu, ehe Jace ihm dieses Angebot machen konnte. »Tierblut wäre prima.«
»Das kann ich dir besorgen«, sagte Jace. Doch dann fragte er zögernd: »Hast du … hast du dem Inquisitor erzählt, dass ich dich von meinem Blut habe trinken lassen? Dass ich dir das Leben gerettet habe?«
Simon schüttelte den Kopf.
In Jace Augen spiegelte sich das Licht des Elbensteins. »Und warum nicht?«
»Ich schätze, ich wollte dich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen.«
»Hör zu, Vampir«, sagte Jace. »Beschütze von mir aus die Lightwoods. Aber versuch nicht, mich zu schützen.«
Simon hob den Kopf. »Warum nicht?«
»Weil…«, setzte Jace an - und einen Moment lang hatte Simon fast das Gefühl, er selbst befände sich in Freiheit und Jace säße hinter Gittern - »weil ich es nicht verdiene.«
Ein dumpfes Geräusch wie von Hagelkörnern auf einem Wellblechdach riss Clary aus dem Schlaf. Sie setzte sich auf und sah sich benommen um. Das Geräusch ertönte erneut - ein lautes Prasseln, das vom Fenster kam. Widerstrebend schlug sie die Decke zurück und stand auf, um nachzusehen.
Als sie das Fenster aufstieß, wehte ein kalter Windstoß ins Zimmer und fuhr schneidend wie ein Messer durch ihren dünnen Schlafanzug. Fröstelnd beugte Clary sich über das Fensterbrett.
Irgendjemand stand unten im Garten und ihr Herz machte einen Sprung, weil sie glaubte, den schlanken, hochgewachsenen Schatten mit den jungenhaften, zerzausten Haaren zu erkennen. Doch dann hob er den Kopf und sie sah, dass er dunkle, nicht blonde Haare hatte. Und zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden wurde ihr bewusst, dass sie auf Jace gehofft hatte, stattdessen nun aber Sebastian bekam.
Sebastian hielt eine Handvoll Kieselsteinchen in der Hand. Als er sah, wie Clary den Kopf aus dem Fenster streckte, lächelte er, deutete dann auf sich und anschließend auf das
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