Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Jace hat dir wirklich nichts erzählt? Was mit ihm los ist?«, fragte Clary mit leiser Stimme. »Ehrenwort?«
»Das musste er gar nicht«, verkündete Isabelle. »So wie ihr zwei euch verhaltet … und Jace, der mit einem Gesicht herumläuft, als wäre jemand gestorben … da brauchte es nicht viel, um zu erkennen, dass irgendetwas schiefläuft. Du hättest schon viel eher zu mir kommen und mit mir reden sollen.«
»Geht es ihm denn wenigstens gut?«, fragte Clary sehr leise.
Isabelle erhob sich vom Bett und schaute auf Clary hinab. »Nein«, sagte sie. »Es geht ihm überhaupt nicht gut. Dir denn?«
Clary schüttelte den Kopf.
»Das hab ich mir gedacht«, bestätigte Isabelle.
Zu Simons Überraschung versuchte Camille nicht einmal, sich zu wehren. Beim Anblick der Schattenjäger schrie sie auf und floh zur Tür — wo sie jedoch urplötzlich stehen blieb, als ihr nämlich aufging, dass draußen die Sonne schien und ein Verlassen des Bankgebäudes den sofortigen Flammentod bedeutet hätte. Sie schnappte erschrocken nach Luft und kauerte sich an eine Wand, mit gefletschten Zähnen und einem tiefen Fauchen in der Kehle.
Simon trat einen Schritt zurück, während die Nephilim der örtlichen Division sich im Saal verteilten, allesamt schwarz gekleidet wie ein Schwarm Krähen. Er sah, wie Jace mit bleichem und wie in Marmor gemeißeltem Gesicht einem von Camilles Domestiken im Vorbeigehen einen Hieb mit dem Breitschwert verpasste, so beiläufig, wie ein Fußgänger eine Fliege aus dem Weg fegt. Maryse schritt voran; ihre wehenden schwarzen Haare erinnerten Simon an Isabelle. Mit einer sägenden Bewegung ihrer Seraphklinge erledigte sie den zweiten Domestiken und stürmte dann auf Camille zu, die leuchtende Waffe vor sich ausgestreckt, flankiert von Jace und einem weiteren Schattenjäger: einem groß gewachsenen Mann mit schwarzen Runen, die sich wie Ranken um die dunkle Haut seiner Unterarme wanden.
Der Rest der Division hatte sich verteilt und sondierte die Räumlichkeiten der Bank, wobei sie mit ihren seltsamen Geräten — Sensoren — jede Ecke auf dämonische Aktivität überprüften. Dabei ignorierten sie die Leichname von Camilles Domestiken, die reglos in den Lachen ihres eigenen Bluts lagen. Und auch Simon würdigten sie keines Blickes. Er hätte genauso gut eine der Säulen sein können — so wenig beachteten sie ihn.
»Camille Belcourt«, sagte Maryse laut, sodass ihre Stimme von den Marmorwänden hallte. »Du hast gegen das Gesetz verstoßen und wirst damit nach dem Gesetz bestraft werden. Ergibst du dich und begleitest uns aus freien Stücken oder suchst du den Kampf?«
Doch Camille weinte einfach nur und unternahm nicht den geringsten Versuch, ihre mit Blut getränkten Tränen zu verstecken, die rote Spuren auf ihrem weißen Gesicht hinterließen. »Walker … und mein Archer …«, schluchzte sie hemmungslos.
Maryse schaute verwirrt und wandte sich an den Mann zu ihrer Linken: »Was sagt sie, Kadir?«
»Sie redet von ihren menschlichen Domestiken«, erwiderte er. »Ich glaube, sie betrauert ihren Tod.«
Abschätzig wedelte Maryse mit der Hand. »Es verstößt gegen das Gesetz, Menschen zu Domestiken zu machen.«
»Ich habe sie zu meinen Domestiken gemacht, lange bevor eure verfluchten Gesetze in Kraft traten, du Miststück! Die beiden haben mich seit zweihundert Jahren begleitet. Sie waren für mich wie Kinder.«
Maryses Griff um das Heft ihrer Klinge verstärkte sich. »Was weißt du denn schon von Kindern?«, wisperte sie. »Was kennt deine Art denn anderes als Tod und Zerstörung?«
Ein Ausdruck des Triumphs huschte über Camilles tränenüberströmtes Gesicht. »Ich wusste es«, stieß sie hervor. »Ganz gleich, was ihr behauptet oder welche Lügen ihr auch verbreitet — ihr hasst unsere Art.«
Maryses Züge verhärteten sich. »Nehmt sie mit«, befahl sie. »Bringt sie ins Sanktuarium.«
lm Bruchteil einer Sekunde stand Jace neben Camille und packte ihren Oberarm, während Kadir ihren anderen Arm ergriff, sodass sie zwischen ihnen eingekeilt war.
»Camille Belcourt, du wirst des Mordes an mehreren Menschen beschuldigt sowie des dreifachen Mordes an Schattenjägern«, intonierte Maryse. »Du wirst ins Sanktuarium gebracht, wo man dich verhören wird. Die Ermordung von Schattenjägern wird mit dem Tode bestraft, aber dein Leben kann verschont werden, falls du mit uns kooperierst. Hast du das verstanden?«
Trotzig warf Camille den Kopf in den Nacken. »Es gibt nur einen Mann, dem ich
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