Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
ist hier im Institut?«
»Ja, oben«, sagte Isabelle. »Sie ruht sich aus …«
Doch Jace war bereits losgerannt und stürmte durch die Flügeltür, die hinter ihm laut zuschlug.
Kopfschüttelnd schaute Isabelle ihm nach.
»Du kannst nicht ernsthaft eine andere Reaktion von ihm erwartet haben«, bemerkte Simon.
Isabelle schwieg einen Moment lang und Simon fragte sich, ob sie ihn wohl für den Rest seines Lebens ignorieren wollte. »Ich weiß«, sagte sie jedoch schließlich. »Ich wünschte nur, ich wüsste, was mit den beiden los ist.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob sie es überhaupt selbst wissen.«
Nachdenklich kaute Isabelle auf ihrer Unterlippe. Auf einmal wirkte sie sehr jung und für ihre Verhältnisse ungewöhnlich unschlüssig. Irgendetwas beschäftigte sie und Simon wartete schweigend, bis sie endlich zu einer Entscheidung kam. »So kann das nicht weitergehen«, sagte sie. »Komm mit. Ich möchte mit dir reden«, fügte sie hinzu und ging auf die Tür zum Institut zu.
»Tatsächlich?«, fragte Simon erstaunt.
Isabelle wirbelte herum und funkelte ihn an. »Jedenfalls im Moment. Aber ich kann nicht versprechen, wie lange das anhält.«
Abwehrend hob Simon die Hände. »Ich möchte ja auch gern mit dir reden, Izzy. Aber ich kann dir nicht ins Institut folgen.«
Eine tiefe Falte erschien zwischen Isabelles Augenbrauen. »Warum nicht?«, setzte sie an, verstummte dann jedoch, während ihr Blick von Simon zur Institutstür, dann zu Camille und wieder zu Simon zurückwanderte. »Oh. Verstehe. Wie bist du denn hier reingekommen?«
»Durch ein Portal«, erklärte Simon. »Aber Jace meinte, hier gäbe es einen Eingang, der zu einer Tür ins Freie führt. Damit Vampire nachts hier reinkönnen.« Er zeigte auf eine schmale Tür in der Außenwand, die mit einem rostigen Eisenriegel gesichert war, als wäre sie schon eine Weile nicht mehr benutzt worden.
Isabelle zuckte die Achseln. »Von mir aus.« Der Riegel erzeugte ein quietschendes Geräusch, als sie ihn zurückriss und dabei feine Rostspäne durch die Luft verteilte. Hinter der Tür lag ein kleiner, steinerner Raum, wie die Sakristei einer Kirche, und dort war eine weitere wuchtige Holztür, die vermutlich hinaus ins Freie führte. Der Raum besaß keine Fenster, doch unter der Holztür kroch kalte Luft hindurch, die Isabelle in ihrem kurzen Kleid zittern ließ.
»Hör mal, Isabelle«, setzte Simon an, da ihm klar geworden war, dass es an ihm lag, das Gespräch zu eröffnen. »Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe. Dafür gibt es keine Entschuldigung …«
»Stimmt genau — dafür gibt es keine Entschuldigung«, unterbrach Isabelle ihn. »Und wo du schon dabei bist, kannst du mir vielleicht mal erklären, warum du mit diesem Typen abhängst, der Maia in einen Werwolf verwandelt hat?«
Simon erzählte Isabelle die Geschichte, die Jordan ihm anvertraut hatte, und versuchte dabei, seine Erklärung so objektiv wie möglich zu halten. Denn er hatte das Gefühl, Isabelle wenigstens erläutern zu müssen, dass er anfangs nichts von Jordans wahrer Identität gewusst hatte und dass Jordan zutiefst bedauerte, was er Maia angetan hatte. »Nicht dass die Sache dadurch in Ordnung wäre«, sagte er abschließend. »Aber du weißt schon …« Wir haben alle Dinge getan, auf die wir nicht stolz sind. Allerdings konnte er sich nicht überwinden, Isabelle von Maureen zu erzählen. Jedenfalls nicht in diesem Moment.
»Ich weiß«, sagte Isabelle. »Und ich hab schon von den Praetor Lupus gehört. Wenn die bereit sind, ihn in ihre Reihen aufzunehmen, kann er keine totale Niete sein, schätze ich mal.« Sie musterte Simon genauer. »Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum du jemanden zu deinem Schutz brauchst. Du hast doch …« Sie zeigte auf ihre Stirn.
»Ich kann nicht für den Rest meines Lebens durch die Gegend laufen und jeden Tag damit rechnen müssen, dass sich irgendwelche Leute auf mich stürzen und dann von meinem Kainsmal pulverisiert werden«, erläuterte Simon. »Ich muss unbedingt herausfinden, wer mich zu töten versucht. Und Jordan hilft mir dabei. Genau wie Jace.«
»Glaubst du wirklich, dass Jordan dir hilft? Der Rat hat nämlich Beziehungen zu den Praetor Lupus. Die könnten ihn durch jemand anderes ablösen lassen.«
Simon zögerte. »Doch, ich glaube wirklich, dass er mir hilft«, sagte er schließlich. »Und außerdem kann ich nicht ständig dem Rat zur Last fallen.«
»Okay.« Isabelle lehnte sich an die Wand. »Hast du dich jemals
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