Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Pulswärmern in Regenbogenfarben und der lächerlichen rosa Häkelkappe, die sie bei seinem Auftritt in der Alto Bar getragen hatte. Oh mein Gott, hätte er am liebsten hervorgestoßen. Oh Gott. Doch die Worte wollten ihm nicht über die Lippen.
    »Stand nicht auf diesem Drohbrief, dass man deiner Freundin die Kehle durchschneiden würde, wenn du nicht zu dieser Adresse kommst?«, fragte Jordan mit tonloser Stimme.
    »Nein. Das ist nicht möglich. Nein«, wisperte Simon. Doch dann erinnerte er sich:
    Die Freundin von Erics kleiner Cousine. Wie heißt sie noch mal? Die, die in Simon verknallt ist. Sie kommt zu all unseren Auftritten und erzählt Jan und jedermann, sie sei seine Freundin.
    Als Nächstes sah er ihr Handy wieder vor sich — das kleine rosafarbene Mobiltelefon mit den Aufldebern — und erinnerte sich daran, wie sie es hochgehalten hatte, um ein Foto von ihnen beiden zu machen. Er spürte wieder ihre winzige Hand auf seiner Schulter, leicht wie ein Schmetterling. Vierzehn. Sie war vierzehn Jahre alt gewesen. Simon krümmte sich zusammen und schlang die Arme um den Brustkorb, als könnte er sich klein machen, so klein, dass er einfach vom Erdboden verschwand.

14
    WAS IN DEM SCHLAF FÜR TRÄUME KOMMEN MÖGEN
    Jace warf sich unruhig auf der schmalen Pritsche hin und her. Er wusste nicht, wo die Stillen Brüder in der Gebeinstadt schliefen, und sie schienen es ihm auch nicht verraten zu wollen. Aber für ihn gab es als Schlafstätte offenbar nur eine der Zellen in den Tiefen der Stadt, wo die Brüder normalerweise ihre Gefangenen festhielten. Zwar hatten sie die Tür nicht verschlossen, sodass Jace sich nicht so ganz eingesperrt vorkam, aber der Zellentrakt konnte beim besten Willen nicht als einladend bezeichnet werden.
    Die Luft war stickig und muffig, und obwohl er sein T-Shirt ausgezogen hatte und nur mit seiner Jeans bekleidet auf der Bettdecke lag, war ihm immer noch viel zu warm. Über seinem Kopf hatte jemand die Buchstaben JG in das mattgraue Mauerwerk geritzt, was ihn nun zu der Frage veranlasste, wer oder was damit wohl gemeint war. Ansonsten bot die Zelle nicht viel Ablenkung — außer der Pritsche gab es nur noch ein Waschbecken und einen zerbrochenen Spiegel, der Jace’ Gesicht verzerrt und zerstückelt widerspiegelte. Doch das Ganze weckte mehr als unangenehme Erinnerungen an seinen ersten Aufenthalt im Zellentrakt.
    Die Stillen Brüder hatten bis tief in die Nacht in seinem Kopf herumgestöbert, bis Jace sich total erledigt fühlte. Aber da die Archivare nicht sehr mitteilsam waren, wusste er nicht, ob sie überhaupt irgendwelche Fortschritte gemacht hatten. Jedenfalls wirkten sie nicht sonderlich begeistert — aber wann war das je der Fall?
    Doch Jace wusste, die eigentliche Nagelprobe kam erst noch: wenn er schlief. Was würde er dann träumen? Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ruhelos warf er sich auf die andere Seite und vergrub das Gesicht in den Armen — Hamlet half ihm hier auch nicht weiter … Allein die Vorstellung, Clary noch ein weiteres Mal im Traum zu verletzen, war fast schon zu viel für ihn. Allmählich befürchtete er tatsächlich, den Verstand zu verlieren, und das machte ihm Angst. Der Gedanke an den Tod hatte ihn nie sonderlich beeindruckt, aber verrückt zu werden, gehörte zum Schlimmsten, was er sich vorstellen konnte. Doch es gab nur eine Möglichkeit, Gewissheit zu erlangen: Er musste schlafen. Also schloss er die Augen und redete sich selbst gut zu, endlich einzuschlummern.
    Und dann … kamen die Träume.
    Er befand sich wieder in dem Tal — jenem Tal in Idris, wo er gegen Sebastian gekämpft hatte und fast gestorben war. Inzwischen hatte sich der Hochsommer verabschiedet und der Herbst war eingezogen: Das Laub leuchtete in bunten Farben, von Golden über Orange bis zu Rost- und Weinrot. Er stand am Ufer des kleinen Flusses, eigentlich eher ein Bach, der das Tal in der Mitte teilte. Aus der Ferne näherte sich ihm jemand, jemand, den er noch nicht genau erkennen konnte, aber die Gestalt bewegte sich zielstrebig auf ihn zu.
    Er war sich so sicher, Sebastian vor sich zu haben, dass ihm erst in dem Moment, in dem er die Gestalt genauer erkennen konnte, bewusst wurde, dass dies unmöglich sein konnte. Denn Sebastian war groß gewesen, größer als Jace, aber diese Person, deren Gesicht im Schatten lag, war klein — mindestens ein oder zwei Köpfe kleiner als Jace — und sehr dünn, mit kindlich-schmalen Schultern und knochigen Handgelenken, die aus den zu

Weitere Kostenlose Bücher