Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
liegen lassen. Solltest du ihm also begegnen, dann erinnere ihn bitte daran, dass er heute Abend bei der Party im Ironworks erwartet wird. Wenn er da nicht auftaucht, bringt Clary ihn um.«
Simon hatte fast schon vergessen, dass auch er zu der Party eingeladen war. »Okay«, sagte er. »Hör mal, Isabelle. Ich hab da ein Problem.«
»Schieß los! Ich liebe Probleme.«
»Ich bin mir nicht so sicher, ob du dieses hier auch lieben wirst«, erwiderte Simon unschlüssig und brachte Isabelle dann schnell auf den neuesten Stand der Dinge. Als er zu der Stelle kam, wo er Maureen gebissen hatte, hörte er, wie sie erschrocken die Luft anhielt, und ihm schnürte sich die Kehle zu.
»Simon«, wisperte Isabelle.
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte er gequält. »Meinst du, ich würde das nicht bedauern? Bedauern ist gar kein Ausdruck.«
»Wenn du sie doch getötet hast, dann hast du damit gegen das Gesetz verstoßen. Du wärst dann ein Verbrecher. Und ich müsste dich töten.«
»Aber ich hab sie nicht umgebracht«, protestierte Simon mit leicht zittriger Stimme. »Das war ich nicht. Jordan schwört, dass es ihr gut ging, als er sie ins Taxi gesetzt hat. Und in der Zeitung steht, dass ihre Kehle aufgeschlitzt war. Das hab ich ganz bestimmt nicht getan. Irgendjemand versucht, mir eins auszuwischen. Ich weiß nur nicht, warum.«
»Dieses Thema ist noch nicht erledigt.« Isabelles Stimme klang streng. »Aber zuerst holst du mal den Zettel, den die Typen hinterlassen haben. Und lies mir genau vor, was darauf steht.«
Simon tat wie ihm geheißen, was Isabelle ein empörtes Schnauben entlockte.
»Ich wusste, dass mir die Adresse irgendwie bekannt vorkam«, stieß sie hervor. »Genau dorthin hat Clary mich gestern bestellt. Das ist eine Kirche in der Upper West Side. Die Zentrale irgendeiner Dämonenanbeter-Sekte.«
»Aber was können irgendwelche Dämonenanbeter von mir wollen?«, fragte Simon, woraufhin Jordan, der nur eine Hälfte des Gesprächs hören konnte, ihm einen neugierigen Blick zuwarf.
»Keine Ahnung. Du bist ein Tageslichtler. Du verfügst über Wahnsinnskräfte. Du wirst immer das Ziel von irgendwelchen Irren und Okkultisten sein. So ist das nun mal.«
Isabelle hätte ruhig ein wenig mehr Mitgefühl zeigen können, fand Simon.
»Du kommst doch heute Abend ins Ironworks , oder?«, fuhr sie fort. »Wir können uns dann dort treffen und alles Weitere besprechen. In der Zwischenzeit berichte ich meiner Mom, was dir passiert ist. Die Division ermittelt ohnehin schon in Sachen Church of Talto, dann kann sie diese Information auch noch verwerten.«
»Ja, vermutlich hast du recht«, murmelte Simon unbehaglich. Eine Party war das Letzte, worauf er jetzt Lust hatte.
»Und bring Jordan gleich mit«, sagte Isabelle. »Du kannst einen Leibwächter gebrauchen.«
»Das geht nicht. Maia wird doch auch da sein.«
»Ich rede mit ihr«, erwiderte Isabelle. Sie klang deutlich zuversichtlicher, als Simon sich an ihrer Stelle gefühlt hätte. »Also, bis heute Abend«, fügte sie abschließend hinzu und legte auf.
Simon drehte sich zu Jordan um, der vom Sessel auf das Futonsofa gewechselt war und sich lang ausgestreckt hatte, den Kopf auf eines der Zierkissen gelegt. »Wie viel von dem Gespräch hast du mitbekommen?«, fragte Simon.
»Genug um zu wissen, dass wir heute Abend auf eine Party gehen«, erklärte Jordan. »Ich hab von der Veranstaltung im Ironworks schon gehört, aber da ich nicht dem Garroway-Rudel angehöre, zähle ich nicht zu den geladenen Gästen.«
»Schätze, dann wirst du mich nachher als mein Date begleiten.« Simon steckte das Handy wieder in seine Jackentasche.
»Ich bin mir meiner Männlichkeit sicher genug, um diese Einladung anzunehmen«, verkündete Jordan. »Aber wir sollten dir was Nettes zum Anziehen besorgen«, rief er Simon hinterher, der bereits auf dem Weg in sein Zimmer war. »Ich möchte, dass du hübsch aussiehst.«
Vor vielen Jahren, als Long Island City noch ein Industriezentrum war und kein angesagtes Viertel mit Kunstgalerien und Cafes, hatte sich in den Hallen des Ironworks eine Textilfabrik befunden. Davon stand jedoch nur noch die riesige Hülle aus Ziegelsteinmauerwerk, da man das Innere der Werkshallen entkernt und in einen offenen und sparsam ausgestatteten, aber wundervollen Saal mit toller Atmosphäre verwandelt hatte. Der Boden bestand aus einander überlappenden gebürsteten Stahlplatten; schlanke Stahlträger, die mit winzigen Lichterketten versehen waren, wölbten sich
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