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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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und streckte abwehrend die Hände aus. »Clary, lauf nicht weg«, bat er. »Bitte bleib. Tu es für mich.«
    Ungläubig starrte sie ihn an. Seine Stimme war dieselbe — sie klang genauso wie die von Jace, aber eben nicht wie er. Eher wie eine Bandaufnahme von ihm, dachte Clary — Tonhöhe und Muster waren identisch, aber die Lebendigkeit fehlte. Wieso hatte sie das nicht schon vorher bemerkt? Sie hatte angenommen, dass Stress und Kummer ihn so distanziert klingen ließen, doch das stimmte nicht: Er klang so, weil er nicht mehr er selbst war. Clary drehte sich der Magen um. Sie versuchte erneut, zur Tür zu gelangen, doch er umfing ihre Taille und kehrte sie mit dem Gesicht wieder zu sich. Verzweifelt schob sie ihn von sich, wobei ihre Finger sich im Gewebe seines Hemds verfingen und den Stoff aufrissen.
    Im nächsten Moment hielt sie ruckartig inne und starrte erstaunt auf die darunterliegende Haut: Auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen, befand sich eine Rune — allerdings keine, die sie kannte. Und die Rune war auch nicht schwarz wie alle Schattenjägerrunen, sondern dunkelrot, wie die Farbe von Blut. Außerdem fehlte dem Mal die sanft geschwungene, großzügige Eleganz der Runen aus dem Grauen Buch. Diese hier war krakelig, hässlich, mit scharfen und spitzen Konturen.
    Doch Jace schien sie gar nicht zu bemerken. Denn er schaute an sich herab, als fragte er sich, was Clary wohl auf seiner Brust betrachtete, und blickte sie dann verwirrt an. »Ist schon okay«, sagte er. »Du hast mir nicht wehgetan.«
    »Diese Rune …«, setzte sie an, unterbrach sich aber abrupt. Vielleicht wusste er ja wirklich nichts von der Existenz der Rune. »Lass mich gehen, Jace«, sagte sie stattdessen und wich einen Schritt zurück. »Du musst das hier nicht tun.«
    »Da irrst du dich«, erwiderte er und hielt sie erneut fest.
    Dieses Mal sträubte Clary sich nicht. Was würde es auch bringen, selbst wenn ihr die Flucht gelang? Sie konnte ihn nicht einfach hier zurücklassen. Jace war noch immer da, spürte sie, irgendwo hinter diesen leeren Augen gefangen, und schrie möglicherweise um Hilfe. Sie musste bei ihm bleiben. Musste herausfinden, was hier los war. Also ließ sie zu, dass er sie hochhob und in die Aufzugskabine hineintrug.
    »Die Brüder der Stille werden merken, dass du dich davongeschlichen hast«, sagte sie, während der Aufzug nach oben fuhr und die Lämpchen der einzelnen Geschosse der Reihe nach aufleuchteten. »Sie werden den Rat verständigen. Man wird nach dir suchen …«
    »Die Brüder brauche ich nicht zu fürchten. Ich war ja kein Gefangener und sie mussten nicht damit rechnen, dass ich fliehen würde. Meine Abwesenheit werden sie erst morgen früh nach dem Aufwachen bemerken.«
    »Und falls sie früher aufwachen?«
    »Das werden sie ganz bestimmt nicht«, entgegnete er mit kühler Gewissheit. »Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Partygäste im Ironworks dein Fehlen feststellen werden. Aber was können sie schon dagegen tun? Sie haben keine Ahnung, wohin du gegangen bist, und die Ortung dieses Gebäudes ist blockiert.« Er strich Clary die Locken aus dem Gesicht, worauf sie stocksteif stehen blieb. »Du wirst mir einfach vertrauen müssen«, fuhr er fort. »Es wird niemand nach dir suchen.«
    Das Messer zückte er erst, als sie aus dem Aufzug stiegen. Und noch während er ihre Haare mit der Messerspitze nach hinten schob und ihr die Klinge an die Kehle setzte, meinte er: »Ich würde dich niemals verletzen. Das weißt du doch, oder?«
    Als sie auf die Dachterrasse hinaustraten, traf die kalte Luft Clarys nackte Schultern und Arme wie ein Schock. Jace’ Hände fühlten sich zwar warm an und Clary konnte die Hitze, die von seinem Körper abstrahlte, durch ihr dünnes Kleid spüren, aber sie trug nicht dazu bei, sie zu wärmen. Nicht von innen. Denn von innen fühlte sie sich wie ein riesiger, scharfkantiger Eiszapfen.
    Und als sie Simon entdeckte, der sie mit seinen großen dunklen Augen anstarrte, wurde ihr noch kälter ums Herz. Sein Gesicht wirkte vor Entsetzen wie leer gefegt, wie ein weißes Blatt Papier. Er schaute sie und Jace hinter ihr auf eine Weise an, als würde er etwas sehen, das grundlegend falsch war: eine Person mit nach außen gestülpten Gesichtszügen oder eine Weltkarte ohne jedes Stückchen Land, nur eine endlose Wasserwüste.
    Der dunkelhaarigen Frau mit dem hageren, grausamen Gesicht, die neben Simon stand, schenkte Clary kaum Beachtung. Denn ihr Blick wanderte direkt zu dem

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