Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
eigenes Gesicht zeigten, verzerrt und nicht wiederzuerkennen, während sein Mund die Worte des Rituals formulierte, die ihm in einem bedeutungslosen Plätschern, wie ein Strom aus schwarzem Wasser, über die Lippen sprudelten.
Sein Blut rann nun schneller und färbte die milchige Flüssigkeit im Sarg dunkelrot. Sebastian bewegte sich. Das blutige Wasser schwappte und floss über den Glasrand, als er sich aufsetzte und seine schwarzen Augen auf Jace heftete.
Der zweite Teil des Rituals. Seine Stimme dröhnte in Jace’ Kopf. Es ist fast vollzogen.
Wasser strömte an ihm herab wie Tränen. Seine bleichen Haare, die ihm an der Stirn klebten, schienen vollkommen farblos zu sein. Er hob eine Hand und hielt sie in Jace’ Richtung, der ihm den Dolch — trotz eines lauten Aufschreis seines Verstandes — mit der Spitze nach vorn entgegenstreckte. Sebastian strich mit der eigenen Hand über die kalte, scharfe Klinge und sofort quoll Blut aus einer langen Wunde in seiner Handfläche. Dann stieß er den Dolch beiseite, packte Jace’ Hand und umklammerte sie mit aller Kraft.
Jace hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Er konnte sich nicht bewegen, sich nicht aus Sebastians Griff befreien und spürte jeden einzelnen seiner kalten Finger, wie sie sich um seine Hand schlossen und die beiden blutenden Wunden aufeinanderpressten. Es schien, als befände sich seine Hand in einem eisigen Schraubstock. Frost breitete sich von seiner Hand über seine Adern aus. Ein Schauer jagte durch seinen Körper und dann ein weiterer — ein mächtiges Zittern, das derart schmerzte, dass er das Gefühl hatte, seine Haut würde nach außen gestülpt. Er versuchte zu schreien …
Aber der Schrei erstickte ihm in der Kehle. Er schaute auf seine und Sebastians Hand, die fest zusammengepresst waren. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch und rann die Handgelenke hinab, so elegant wie rote Spitze. Das filigrane Netzwerk glitzerte im kalten elektrischen Licht der Stadt. Und die einzelnen Fäden bewegten sich nicht wie eine Flüssigkeit, sondern wie rote Drähte, die die beiden Hände mit einer scharlachroten Fessel aneinanderbanden.
Ein seltsames Gefühl der Ruhe erfasste Jace. Die Häuser um ihn herum schienen zu versinken und er stand auf dem Gipfel eines Berges, die Welt zu seinen Füßen und alles darin zum Greifen nah — er brauchte sich nur zu bedienen. Die Lichter der Stadt stammten nicht länger von elektrischen Lampen, sondern von Tausenden diamantartigen Sternen. Sie hüllten ihn in einen hellen Schein, der zu sagen schien: Dies ist gut. Dies ist richtig. Dies ist genau das, was dein Vater gewollt hätte.
Vor seinem inneren Auge sah er Clary, ihr blasses Gesicht, ihre lockigen roten Haare, ihren Mund, der die Worte formulierte: Ich bin gleich wieder zurück. Ich brauch nur fünf Minuten.
Und dann verhallte ihre Stimme, als sich eine andere Stimme bemerkbar machte und sie übertönte. Clarys Bildnis löste sich auf und verschwand flehend in der Dunkelheit, so wie Eurydike verschwunden war, als Orpheus sich umgedreht hatte, um einen letzten Blick auf sie zu werfen. Er sah sie, wie sie ihm ihre weißen Arme entgegenstreckte — und dann schlossen sich die Schatten über ihr und sie verschwand.
Eine neue Stimme sprach nun in Jace’ Kopf, eine vertraute Stimme, einst gehasst, doch nun seltsam willkommen. Sebastians Stimme. Sie schien durch seine Adern zu strömen, durch das Blut, das durch Sebastians Hand in seine eigenen Adern strömte wie ein glühender Faden.
Wir sind nun eins, kleiner Bruder, du und ich, sagte Sebastian.
Wir sind eins.
DANKSAGUNG
Auch in diesem Fall schenkte mir die Familie die unermüdliche Unterstützung, die erforderlich ist, damit ein Roman überhaupt entstehen kann: mein Mann Josh, meine Eltern Jim Hill und Kate Connor; die Familie Esons; Melanie, Jonathan und Helen Lewis; Florence und Joyce. Dieses Buch ist in noch größerem Maße als seine Vorgänger das Ergebnis intensiver Gruppenarbeit, daher danke ich: Delia Sherman, Holly Black, Sarah Rees Brennan, Justine Larbalestier, Elka Cloke und Robin Wasseruran; ein besonderer Dank gilt Maureen Johnson — dafür, dass sie ihren Namen für die Romanfigur Maureen zur Verfügung stellte. Des Weiteren danke ich Margie Longoria für ihre Unterstützung beim Project Book Babe: Michael Garza, der Eigentümer des Big Apple Deli, ist benannt nach ihrem Sohn, Michael Eliseo Joe Garza. Mein immerwährender Dank gilt meinem Agenten Barry Goldblatt, meiner
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