Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
wirkte er … fremd.
Genau in diesem Moment rührte er sich im Schlaf: Er stieß kleine, keuchende Laute aus, seine Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern hin und her, seine Hand verkrampfte sich und er schreckte so ruckartig hoch, dass er Clary fast umgestoßen hätte. Er riss die Augen auf und schaute sich einen Moment benommen um. Sein Gesicht war kreidebleich.
»Jace, was ist?« Clary konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
Sein Blick konzentrierte sich auf ihre Augen und im nächsten Moment riss er Clary an sich, ohne seine sonst übliche Zurückhaltung und Sanftheit. Er zog sie auf seinen Schoß und küsste sie leidenschaftlich, während seine Hände durch ihre Haare wühlten. Clary konnte sein Herz gegen ihres schlagen spüren und fühlte dann, wie ihre Wangen erröteten. Sie waren in einem öffentlichen Park und die Leute starrten vermutlich schon zu ihnen herüber.
»Wow!«, stieß Jace hervor und zog sich etwas zurück, während ein Lächeln seine Lippen umspielte. »‘tschuldigung. Damit hattest du wahrscheinlich nicht gerechnet.«
»Jedenfalls war es eine angenehme Überraschung«, murmelte Clary; ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren tief und heiser. »Wovon um alles in der Welt hast du geträumt?«
»Von dir.« Langsam wickelte er eine von Clarys roten Locken um seinen Finger. »Ich träume immer von dir.«
»Ach, wirklich?«, fragte Clary, noch immer auf seinem Schoß, die Knie links und rechts neben seinen Hüften. »Ich dachte nämlich, du hättest einen Albtraum.«
Jace legte den Kopf in den Nacken, um sie in Ruhe anzuschauen. »Manchmal träume ich, du wärst fort«, erklärte er. »Ich frag mich noch immer, wann du endlich herausfindest, dass du mich verlassen und dir eine wesentlich bessere Partie schnappen solltest.«
Vorsichtig berührte Clary sein Gesicht mit den Fingerspitzen, zeichnete sanft die Konturen seiner Wangenknochen nach und ließ ihre Finger bis zu seinen geschwungenen Lippen gleiten. Derartige Dinge sagte er nur zu ihr. Aus langjähriger Erfahrung wussten Alec und Isabelle zwar, dass unter dem Schutzschild aus spöttischem Humor und vorgeblicher Arroganz die quälenden Erinnerungen seiner zerrütteten Kindheit noch immer an ihm nagten. Aber Clary war die Einzige, der gegenüber er diese Dinge auch laut aussprach. Langsam schüttelte sie den Kopf, woraufhin ihr die Haare nach vorn in die Stirn fielen und sie sie ungeduldig beiseitefegte.
»Ich wünschte, ich könnte so gut formulieren wie du«, sagte sie. »Alles, was du sagst … jeder Satz … das ist einfach perfekt. Du findest immer die richtigen Worte, weißt immer, was du sagen musst, damit ich dir glaube, dass du mich liebst. Aber wenn ich dich nicht davon überzeugen kann, dass ich dich nie verlassen werde …«
Jace umfing ihre Hand mit seiner. »Sag es mir einfach noch mal.«
»Ich werde dich nie verlassen«, erklärte Clary fest.
»Was auch passiert? Ganz gleich, was ich tue?«
»Ich werde immer zu dir halten, dich nicht im Stich lassen. Niemals. Was ich für dich empfinde …« Clary suchte nach den passenden Worten. »Das ist das Bedeutendste, was ich jemals empfunden habe.« Verdammt, dachte sie. Das klang total idiotisch.
Aber Jace schien anderer Meinung zu sein, denn er lächelte wehmütig und erwiderte: »L’amor che move il sole e l’altre stelle.«
»Ist das Latein?«
»Italienisch«, erklärte er. »Dante.«
Clary fuhr mit den Fingerspitzen über seine Lippen und Jace erschauderte. »Ich spreche kein Italienisch«, murmelte sie leise.
»Es bedeutet, dass die Liebe die mächtigste Kraft in der Welt ist«, erläuterte Jace. »Dass die Liebe alles bewirken kann.«
Clary löste ihre Hand aus seiner, wohl wissend, dass er sie dabei aus halb geschlossenen Augen beobachtete. Sie verschränkte die Hände in seinem Nacken, beugte sich vor und berührte seine Lippen mit ihrem Mund — kein Kuss, nur ein sanfter Hauch. Doch das reichte bereits: Sie konnte spüren, wie sein Puls in die Höhe schnellte und er ihr entgegenkam, im Versuch, ihren Mund mit seinen Lippen zu umfangen. Doch Clary schüttelte den Kopf und verteilte ihre Haare wie einen Vorhang um sie beide, der sie vor den neugierigen Blicken der anderen Parkbesucher abschirmte. »Wenn du müde bist, könnten wir zum Institut zurückkehren«, schlug sie leise, fast wispernd vor. »Wir könnten ein Nickerchen machen. Wir haben seit … seit Idris nicht mehr zusammen in einem Bett gelegen.«
Ihre Blicke trafen sich und Clary
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