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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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haben.
    Simons Zimmer war im Grunde eine leere Schachtel. Wer auch immer hier vorher gewohnt haben mochte — er hatte jedenfalls nichts außer einer Futonmatratze zurückgelassen. Die Wände waren kahl, genau wie der Boden, und durch das kleine Fenster konnte Simon die Neonreklame des China-Restaurants auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen.
    »Und, gefällt’s dir?«, fragte Kyle vom Türrahmen aus; seine grünbraunen Augen wirkten offen und freundlich.
    »Es ist klasse«, erwiderte Simon ehrlich. »Genau das, was ich gebraucht habe.«
    Das teuerste Objekt in der gesamten Wohnung war der Flachbild-Fernseher im Wohnzimmer. Die beiden Jungen knallten sich auf das Futonsofa und schauten stundenlang irgendwelche Schrottsendungen, während draußen die Sonne unterging. Simon kam zu dem Schluss, dass Kyle echt cool war. Er drängte nicht, hakte nicht nach, stellte keine Fragen. Und er schien von Simon auch keine Gegenleistung für das Zimmer zu erwarten, abgesehen von einem Beitrag zu den Lebenshaltungskosten. Er war einfach nur ein netter Kerl. Simon fragte sich, ob er vielleicht vergessen hatte, wie normale Menschen waren.
    Nachdem Kyie sich auf den Weg zur Spätschicht gemacht hatte, ging Simon in sein Zimmer, ließ sich auf die Matratze fallen und lauschte auf den Verkehr an der Avenue B.
    Seit er die Wohnung seiner Eltern verlassen hatte, ließ ihn die Erinnerung an den Gesichtsausdruck seiner Mutter einfach nicht mehr los: die Art und Weise, wie sie ihn angesehen hatte, mit einer Mischung aus Abscheu und Angst, als wäre er ein Eindringling. Und obwohl er als Vampir nicht mehr atmen musste, hatte ihm der Gedanke daran förmlich die Kehle zugeschnürt. Doch jetzt …
    Als kleiner Junge war er immer gern verreist, weil ein neuer Ort auch bedeutete, dass man weit weg von allen Problemen war. Und selbst hier, nur eine Flussbreite von Brooklyn entfernt, schienen die Erinnerungen, die wie Säure an ihm gefressen hatten — der Tod des Straßenräubers, die Reaktion seiner Mutter auf die Wahrheit —, inzwischen verschwommen und weniger bedeutsam zu sein.
    Vielleicht war das ja das ganze Geheimnis, dachte er. Ständig in Bewegung zu bleiben. Wie ein Hai. Irgendwohin zu verschwinden, wo ihn niemand finden konnte. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden!
    Doch das funktionierte nur, wenn man niemanden, an dem einem etwas lag, dabei zurückließ.
    Simon schlief die ganze Nacht sehr unruhig. Trotz seiner Tageslichtler-Fähigkeiten bestand sein natürlicher Rhythmus darin, während der Tagesstunden zu schlafen, und er kämpfte gegen innere Unrast und wüste Träume, ehe er schließlich am späten Vormittag aufwachte, als die Sonne schon grell durchs Fenster schien. Schläfrig fischte er ein paar frische Klamotten aus seiner Reisetasche, streifte sie über, taperte aus dem Zimmer und fand Kyle in der Küche vor, der gerade Eier mit Speck in einer Teflonpfanne briet.
    »Hi, Mitbewohner«, begrüßte Kyle ihn fröhlich. »Hast du Hunger?«
    Der Anblick des brutzelnden Frühstücks bereitete Simon ein mulmiges Gefühl im Magen. »Nein, danke«, murmelte er. »Aber ich nehm einen Kaffee.« Dann ließ er sich vorsichtig auf einem der leicht schiefen Barhocker nieder.
    Kyle schob ihm über die Küchentheke einen angeschlagenen Kaffeebecher zu. »Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, Mann. Selbst wenn wir fast schon Mittag haben.«
    Simon legte die Hände um den Becher und spürte, wie die Wärme des Kaffees in seine kalte Haut drang. Angestrengt suchte er nach einem anderen Gesprächsthema — eines, das sich nicht damit befasste, wie wenig er aß. »Also«, setzte er schließlich an, »Ich hab dich gestern gar nicht gefragt: Was machst du eigentlich beruflich?«
    Kyle spießte mit seiner Gabel ein Stück Speck auf und biss herzhaft hinein. Simon bemerkte, dass das Goldmedaillon an seinem Hals mit einem blattartigen Motiv und der Inschrift »Beati Bellicosi« versehen war. Das Wort »Beati« kannte Simon: Das hatte irgendetwas mit selig oder Heiligen zu tun. Kyle musste also katholisch sein.
    »Ich bin Fahrradkurier«, erklärte er nun mit vollem Mund. »Das ist echt klasse. Ich komm in der ganzen Stadt rum, krieg alles zu sehen und rede mit allen möglichen Leuten. Wesentlich besser als Schule.«
    »Hast du die Schule abgebrochen?«
    »Hab den Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt. Ich bevorzuge die Schule des Lebens.«
    Simon hätte Kyles Bemerkung für lächerlich gehalten, wenn der

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