Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Metallplatte deutete an, dass das Geschoss L nur mit einem entsprechenden Schlüssel zu erreichen war, doch in dem Moment, in dem ihre Hand den Knopf berührte, sprang ein blauer Funke von ihrer Fingerspitze auf das Metall über und der Knopf leuchtete auf. Sofort setzte sich der Aufzug in Bewegung und fuhr nach unten.
Catarina schüttelte den Kopf. »Wenn Sie nicht eine gute Freundin von Magnus Bane wären, Jocelyn Fairchild …«
»Fray«, warf Jocelyn ein. »Ich heiße jetzt Jocelyn Fray.«
»Also kein Schattenjägername mehr?«, grinste Catarina; ihre roten Lippen hoben sich grell von ihrer blauen Haut ab. »Und was ist mit dir, Kleine? Wirst du auch einmal ein Schattenjäger wie dein Dad?«
Clary versuchte, ihre Verärgerung zu verbergen. »Nein«, entgegnete sie. »Ich werde zwar zur Schattenjägerin ausgebildet, aber ich werde nicht so werden wie mein Vater. Und mein Name ist Clarissa, aber Sie können mich Clary nennen.«
Der Aufzug hielt sanft an und die Türen glitten geräuschlos auf. Einen Moment lang heftete die Hexe ihre blauen Augen auf Clary. »Oh, ich weiß schon, wer du bist«, erwiderte sie. »Clarissa Morgenstern. Ein kleines Mädchen, das einen großen Krieg beendet hat.«
»So sagt man.« Clary stieg nach Catarina aus dem Fahrstuhl, dicht gefolgt von ihrer Mutter. »Waren Sie auch da? Ich kann mich nicht erinnern, Sie dort gesehen zu haben.«
»Catarina war hier«, erklärte Jocelyn, leicht atemlos vom Versuch, mit der Hexe Schritt zu halten. Inzwischen eilten sie durch einen kahlen Gang ohne Fenster oder weitere Türen, dessen Wände in einem unangenehmen Blassgrün gestrichen waren. »Sie hat Magnus dabei unterstützt, mich mithilfe des Weißen Buchs aus dem Koma zu wecken. Und anschließend ist sie hiergeblieben, um das Buch zu bewachen, während Magnus nach Idris zurückgekehrt ist.«
»Um das Buch zu bewachen?«
»Es handelt sich um ein sehr wichtiges Buch«, sagte Catarina, während die Gummisohlen ihrer Schuhe über den Linoleumboden schmatzten.
»Und ich dachte, es handelte sich um einen sehr wichtigen Krieg«, murmelte Clary vor sich hin.
Endlich erreichten sie das Ende des Ganges: Die schwere Tür war mit einer quadratischen Milchglasscheibe versehen, auf der das Wort »Leichenhalle« in schwarzen Großbuchstaben prangte.
Catarina legte eine Hand auf den Türgriff und drehte sich mit einem belustigten Ausdruck im Gesicht zu Clary um: »Ich habe schon sehr früh in meinem Leben begriffen, dass ich heilende Kräfte besitze. Das ist die Art von Magie, die ich betreibe. Und deshalb arbeite ich hier, für einen Hungerlohn in diesem Krankenhaus, und ich tue alles in meiner Macht Stehende, um Irdische zu heilen, die schreiend davonlaufen würden, wenn sie wüssten, wie ich wirklich aussehe. Natürlich könnte ich ein Vermögen verdienen, indem ich meine Fähigkeiten an Schattenjäger und dumme Irdische verkaufe, die glauben, sie wüssten, was Magie ist. Aber das tue ich nicht. Stattdessen arbeite ich hier. Also komm mal wieder von deinem hohen Ross herunter, meine rothaarige Kleine. Du bist keinen Deut besser als ich, nur weil du vielleicht berühmt bist.«
Clary lief feuerrot an. Sie hatte sich selbst noch nie als Berühmtheit betrachtet. »Sie haben recht«, räumte sie ein. »Es tut mir leid.«
Die Hexe warf Jocelyn einen Blick zu, die bleich und angespannt wirkte. »Sind Sie bereit?«
Jocelyn nickte und schaute dann zu Clary, die ebenfalls nickte. Catarina stieß die Tür auf und Mutter und Tochter folgten ihr in die Leichenhalle.
Als Erstes bemerkte Clary die Eiseskälte, die in dem Raum herrschte, und schloss eilig den Reißverschluss ihrer Jacke. Als Nächstes nahm sie den Geruch wahr — die beißende Schärfe der Reinigungsmittel, die den süßlichen Verwesungsgestank überlagerte. Gelblich weißes Licht aus Neonröhren an der Decke leuchtete den gesamten Saal aus, in dessen Mitte zwei große, nackte Untersuchungstische standen, flankiert von einem Ausgussbecken und einer Waage zum Wiegen von Organen. An einer der Wände befand sich eine ganze Reihe von Stahlfächern, fast wie Bankschließfächer, nur viel, viel größer.
Catarina steuerte auf die Wand zu, packte einen der Griffe und zog ein Fach auf, das ihr geräuschlos entgegenglitt. Darin lag auf einer Metallbahre der Leichnam eines kleinen Kindes.
Jocelyn unterdrückte einen Aufschrei. Eine Sekunde später stand sie bereits neben Catarina, während Clary etwas langsamer folgte. Sie hatte schon zuvor Leichname
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