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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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hoffentlich jemand anderem den Hals.«
    Raphael hatte eigentlich bei Anbruch der Dämmerung eintreffen sollen, ließ aber fast drei Stunden auf sich warten, ehe sich seine Projektion in der Bibliothek des Instituts endlich manifestierte.
    Vampirtaktik, sagte sich Luke ironisch. Der Anführer des New Yorker Vampirclans würde zwar erscheinen, wenn es denn unbedingt sein musste, aber er würde sich nicht von den Schattenjägern einfach herbeizitieren lassen und schon gar nicht pünktlich auftauchen. Luke hatte sich die Wartezeit mit der Lektüre einiger Bücher vertrieben; Maryse war an einem Gespräch nicht interessiert gewesen und hatte fast die ganze Zeit am Fenster gestanden, Rotwein aus einem handgeschliffenen Kristallglas getrunken und den rauschenden Verkehr auf der York Avenue stumm an sich vorbeiziehen lassen.
    Sie drehte sich erst um, als Raphael erschien, wie eine weiße Kreidezeichnung in der Dunkelheit: Zunächst wurde die bleiche Haut seines Gesichts und seiner Hände sichtbar, dann die dunkleren Konturen seiner Kleider und Haare und schließlich stand er, vollständig dreidimensional, als solide wirkende Projektion im Raum. Er schaute zu Maryse, die auf ihn zugeeilt kam, und meinte: »Du hast gerufen, Nephilim?« Dann drehte er sich zur Seite und ließ seinen Blick über Luke schweifen. »Und wie ich sehe, ist der Wolfsmensch auch da. Bin ich hier vor eine Art Kriegsrat zitiert worden?«
    »Nicht ganz.« Maryse stellte ihr Glas auf einem der Tische ab. »Ich nehme an, du hast von den jüngsten Todesfällen gehört, Raphael? Von den Schattenjägern, deren Leichen aufgefunden wurden?«
    Raphael hob seine ausdrucksvollen Augenbrauen. »In der Tat. Allerdings habe ich davon nicht weiter Notiz genommen. Schließlich betrifft dies meinen Clan in keinster Weise.«
    »Ein Leichnam wurde im Hexenwesenterritorium gefunden, einer im Werwolfrevier und einer im Gebiet des Lichten Volkes«, erklärte Luke. »Ich könnte mir vorstellen, dass dein Clan als Nächstes betroffen ist. Das Ganze erscheint wie ein sehr offensichtlicher Versuch, Zwietracht unter Schattenweltlern zu säen. Ich bin mit besten Absichten hier, um dir zu zeigen, dass ich dich nicht für die Morde verantwortlich mache, Raphael.«
    »Welch eine Erleichterung«, bemerkte Raphael, musterte Luke aber weiterhin aus dunklen, wachsamen Augen. »Warum sollte auch irgendjemand das Gegenteil behaupten?«
    »Einer der Toten konnte uns noch mitteilen, wer ihn angegriffen hat«, formulierte Maryse es vorsichtig. »Bevor er … starb, ließ er uns wissen, dass Camille dafür verantwortlich ist.«
    »Camille.« Raphaels Stimme klang bedeckt, doch ein Ausdruck flüchtiger Panik huschte über sein Gesicht, ehe er sich wieder in den Griff bekam und erneut unbeteiligt schaute. »Aber das ist ausgeschlossen.«
    »Warum ist das ausgeschlossen, Raphael?«, fragte Luke. »Camille ist die Anführerin eures Clans. Sie ist sehr mächtig und berüchtigt für ihre Skrupellosigkeit. Und sie scheint spurlos verschwunden zu sein. Sie war weder in Idris, um an deiner Seite zu kämpfen, noch hat sie das neue Abkommen offiziell anerkannt. Seit Jahren hat man nichts von ihr gesehen oder gehört — bis jetzt.«
    Raphael schwieg.
    »Irgendetwas geht da draußen vor«, sagte Maryse. »Wir wollten dir die Chance geben, es uns zu erklären, ehe wir den Rat über Camilles Verstrickung in diese Angelegenheit informieren. Eine Demonstration unseres guten Willens …«
    »Ja«, bestätigte Raphael, »eine Demonstration ist das hier auf jeden Fall.«
    »Raphael«, setzte Luke keineswegs unfreundlich an, »du brauchst Camille nicht zu schützen. Wenn dir etwas an ihr liegt …«
    »Etwas an ihr liegen?« Raphael drehte sich zur Seite und spuckte verächtlich aus, obwohl das eher eine Show war — schließlich befand er sich nur als Projektion im Raum. »Ich hasse sie. Ich verachte sie. Jeden Abend beim Aufstehen wünschte ich, sie wäre tot.«
    »Oh«, bemerkte Maryse fein. »In diesem Fall wäre es vielleicht …«
    »Jahrelang hat sie uns geführt«, redete Raphael unbeirrt weiter. »Sie war bereits Clanoberhaupt, als ich in einen Vampir verwandelt wurde, und das liegt nun schon fünfzig Jahre zurück. Von anderen weiß ich, dass sie von London aus nach New York gekommen ist, obwohl sie hier niemanden kannte. Aber sie war derart skrupellos, dass sie innerhalb weniger Monate zur Anführerin des hiesigen Clans aufstieg. Vor einigen Jahren hat sie mich zu ihrem stellvertretenden Kommandeur

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