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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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gesehen — unter anderem die leblosen Überreste des gerade einmal neunjährigen Max Lightwood, den sie noch dazu gekannt hatte. Aber ein Baby …
    Bestürzt schlug Jocelyn eine Hand vor den Mund. Ihre riesigen dunklen Augen waren auf das tote Kind geheftet. Nun warf auch Clary einen Blick in das Kühlfach. Im ersten Moment wirkte der Säugling, ein kleiner Junge, vollkommen normal. Er hatte zehn Finger und zehn Zehen. Doch als Clary genauer hinsah — so, als wollte sie einen Zauberglanz durchdringen —, entdeckte sie, dass es sich bei den Gliedmaßen nicht um Finger handelte, sondern um Klauen, nach innen gekrümmte, spitze Krallen. Die Haut des Jungen schimmerte grau und seine weit aufgerissenen, starren Augen waren durchgehend schwarz — nicht nur im Bereich der Iris, sondern auch dort, wo normalerweise Weiß zu sehen war.
    »Genau so haben Jonathans Augen direkt nach der Geburt auch ausgesehen — wie schwarze Tunnel«, wisperte Jocelyn. »Später haben sie sich zwar verändert, um menschlicher zu wirken, aber ich erinnere mich genau …« Dann erschauderte sie, machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus der Leichenhalle, deren Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Clary schaute zu Catarina, die scheinbar unbeteiligt dastand. »Und die Ärzte haben das nicht erkannt?«, fragte sie. »Ich meine, seine Augen … und diese Hände …«
    Catarina schüttelte den Kopf. »Sie sehen nur, was sie sehen wollen«, sagte sie achselzuckend. »Hier ist irgendeine Form von Magie am Werk, die ich noch nicht oft erlebt habe. Dämonenmagie. Ein ganz übler Zauber.« Sie griff in ihre Kitteltasche und holte etwas hervor — ein Stück Stoff in einem wiederverschließbaren Klarsichtbeutel. »Das hier ist eine Gewebeprobe von der Decke, in die er gehüllt war, als man ihn fand. Auch die stinkt nach Dämonenmagie. Gib das bitte deiner Mutter. Vielleicht kann sie das Stoffstück ja den Brüdern der Stille zeigen — möglicherweise sind sie in der Lage, dem Gewebe irgendwelche Informationen zu entlocken … zum Beispiel, wer das getan hat.«
    Benommen nahm Clary den Beutel entgegen. Als sich ihre Hand um das transparente Plastik schloss, stieg vor ihrem inneren Auge eine Rune auf — eine Matrix aus Linien und Spiralen, die Andeutung eines Bildes, das aber in dem Moment wieder verschwand, in dem sie den Beutel in ihre Jackentasche schob.
    Trotzdem schlug ihr Herz wie wild. Dieses Stoffstück bekommen die Stillen Brüder nicht zu sehen, dachte sie. Jedenfalls nicht, solange ich nicht weiß, was diese Rune damit anstellt.
    »Du redest mit Magnus?«, fragte Catarina. »Dann sag ihm, dass ich deiner Mutter gezeigt habe, was sie sehen wollte.«
    Clary nickte mechanisch, wie eine Puppe. Plötzlich wollte sie möglichst schnell fort, raus aus dem gelblich beleuchteten Raum, weg von dem Geruch des Todes und dem winzigen, verunstalteten Leichnam auf der Metallbahre. Sie dachte an ihre Mutter, die jedes Jahr zu Jonathans Geburtstag das Kästchen hervorholte und bittere Tränen über seiner Haarlocke vergoss, den Sohn beweinte, den sie eigentlich hätte haben sollen und den Valentin durch ein Wesen wie dieses hier ersetzt hatte. Ich glaube nicht, dass das hier tatsächlich das war, was sie sehen wollte, schoss es Clary durch den Kopf. Ich denke, sie hat gehofft, dass das hier ein Ding der Unmöglichkeit sei. Doch sie behielt diese Gedanken für sich und meinte lediglich: »Natürlich. Ich werde es ihm sagen.«
    Die Alto Bar in Greenpoint, die teilweise unterhalb der Trasse des Brooklyn-Queens Expressway lag, war eine der typischen angesagten Kneipen der Stadt. Allerdings bot sie samstags allen Altersklassen freien Zugang, und da Eric mit dem Besitzer befreundet war, konnte die Band dort praktisch an jedem gewünschten Wochenende spielen — ungeachtet der Tatsache, dass die Jungs ständig den Bandnamen wechselten und nicht gerade Publikumsmagneten waren.
    Kyle und die anderen Bandmitglieder standen bereits auf der Bühne und waren mit dem Aufbau beschäftigt, während Simon versprochen hatte, bis zum Beginn des Auftritts im Backstage-Bereich zu bleiben, was Kyle offenbar ziemlich erleichterte. Die Band wollte eines ihrer alten Sets spielen, wobei Kyle den Gesang übernehmen sollte. Er hatte die Texte erstaunlich schnell gelernt und alle sahen dem Gig recht zuversichtlich entgegen. Nun spähte Simon um den staubigen Samtvorhang herum und versuchte, einen Blick auf die bereits anwesenden Zuschauer zu werfen.
    Die Einrichtung der Bar musste früher

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