Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
gemeinsam wie wild durch die dünne Lage feuchten Stoffs, der sie voneinander trennte. Und Clary schien zu versinken — im Gefühl seiner Lippen auf ihrem Mund, im strömenden Regen, der von ihren Wimpern tropfte, in der Wärme seiner Hände, die suchend über das nasse, zerknitterte Gewebe ihres dünnen Kleides glitten, das an ihrem Körper klebte. Es fühlte sich beinahe so an, als bewegten sich seine Hände über ihre nackte Haut, ihre Brust, ihre Taille, ihren Bauch. Als seine Finger den Saum ihres Kleides erreichten, packte er ihre Oberschenkel und presste sie noch fester gegen die Mauer, woraufhin sie ihm die Beine um die Hüften schlang.
Tief in seiner Kehle stieß Jace einen überraschten Laut aus und grub dann seine Finger in das dünne Gewebe ihrer Strumpfhose, die — nicht ganz unerwartet — riss, sodass seine Hände plötzlich über die nackte Haut ihrer Beine glitten. Um nicht zurückzustehen, schob Clary ihre Hände unter den Saum seines durchnässten T-Shirts und ließ ihre Finger die darunterliegenden Bereiche erkunden: die straffe, warme Haut über seinem Brustkorb, die gerippte Bauchmuskulatur, die Narben auf seinem Rücken, die schräg verlaufenden Hüftknochen über dem Bund seiner jeans. Dies war unbekanntes Gelände für sie und die Berührung schien ihn vollkommen verrückt zu machen: Er stöhnte leise in ihren geöffneten Mund, küsste sie leidenschaftlicher und heftiger, immer heftiger, als könnte er nicht genug bekommen, einfach nicht genug …
Und dann ertönte ein ohrenbetäubendes metallisches Krachen und Klirren, das Clary brutal aus ihrem Traum aus Küssen und Regen riss. Keuchend stieß sie Jace von sich fort, so fest, dass er sie freigab und sie von dem Lautsprecher heruntertaumelte, unsicher auf dem Boden landete und hastig ihr Kleid glatt strich. lhr Herz wummerte wie ein Rammbock von innen gegen ihren Brustkorb und ihr war schwindlig.
»Verdammt.« Isabelle stand im Eingang zur Gasse, trat eine Mülltonne beiseite und zog eine finstere Miene. Ihre langen schwarzen Haare hingen wie ein nasses Cape um ihre Schultern. »Herrgott noch mal, ist das denn zu fassen?«, stieß sie hervor. »Warum bloß? Was spricht denn gegen Schlafzimmer? Und etwas Privatsphäre?«
Clary schaute zu Jace. Er war völlig durchnässt; das Wasser strömte in kleinen Bächen von ihm herab, seine klatschnassen blonden Haare schimmerten im schwachen Schein der entfernten Straßenlaternen fast silbern. Allein schon sein Anblick weckte in Clary den sehnlichen, fast quälenden Wunsch, ihn erneut zu berühren, ob Isabelle nun danebenstand oder nicht.
Auch Jace starrte seine Stiefschwester mit dem Ausdruck eines Mannes an, den man durch einen Schlag ins Gesicht aus seinen Träumen gerissen hatte — Verwirrung, Wut, allmählich dämmernde Erkenntnis.
»Eigentlich hab ich nur nach Simon gesucht«, rechtfertigte Isabelle sich hastig, als sie Jace’ Gesichtsausdruck sah. »Er ist von der Bühne gestürmt und ich hab keine Ahnung, wo er steckt.«
Die Band hatte irgendwann aufgehört zu spielen, stellte Clary fest, aber sie hatten nichts davon mitbekommen.
»Na jedenfalls scheint er hier ja nicht zu sein. Also macht einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt. Wozu eine perfekte Ziegelsteinmauer vergeuden, wenn man doch jemanden hat, den man dagegendrücken kann, sag ich immer.« Und damit machte Isabelle auf dem Absatz kehrt und stolzierte zurück zur Bar.
Clary warf Jace einen Blick zu. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie gemeinsam über Isabelles Verdrossenheit gelacht, doch auf seinem Gesicht fand sich nicht die Spur eines Lächelns und sie wusste sofort, dass das, was gerade zwischen ihnen gewesen war — was auch immer während seines kurzfristigen Kontrollverlusts entstanden war —, sich wieder verflüchtigt hatte. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und fragte sich, ob sie sich selbst oder er ihr auf die Lippe gebissen hatte. »Jace …«, setzte sie an und ging einen Schritt auf ihn zu.
»Nicht«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Ich kann nicht.« Und im nächsten Moment stürmte er davon, lief, so schnell er nur laufen konnte — ein verschwommener Schemen, der in der Ferne verschwand, ehe sie auch nur Luft holen konnte, um ihn zurückzurufen.
»Simon!«
Die wütende Stimme peitschte Simon um die Ohren. Er hätte Maureen in diesem Moment bestimmt freigegeben, zumindest redete er sich das ein, doch er bekam gar nicht die Gelegenheit dazu. Kräftige Hände packten ihn an den Schultern und
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