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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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blassen Schein der Morgendämmerung. Doch Simon bekam davon kaum etwas mit. Er sah immer nur Maureens leblosen Körper auf dem Boden, ihre blonden, blutverklebten Haare und sich selbst, wie er durch die nächtliche Straße taumelte, während ihr Blut durch seine Adern pulsierte. Und dann Maia, die Kyle anfiel und ihm mit ihren Klauen den Hals aufriss. Kyle hatte einfach nur dagelegen, nicht einen Finger zu seiner Verteidigung erhoben. Wahrscheinlich hätte er zugelassen, dass sie ihn tötete — doch Isabelle hatte eingegriffen, Maia gewaltsam von ihm fortgezogen und auf den Gehweg gedrückt, wo sie sie festhielt, bis sich ihre rasende Wut in heiße Tränen auflöste. Simon wollte sich um sie kümmern, aber Isabelle hatte ihn mit einem zornigen Funkeln in den Augen und erhobener Hand davon abgehalten, während sie Maia weiterhin im Arm hielt.
    »Verschwinde von hier«, hatte sie geknurrt. »Und nimm den da gleich mit. Ich weiß zwar nicht, was er ihr angetan hat, aber es muss ziemlich übel gewesen sein.«
    Und damit hatte sie wohl recht. Simon kannte den Namen »Jordan«, denn er war bereits zuvor gefallen, als er Maia gefragt hatte, wann und wie sie sich in einen Werwolf verwandelt hatte. Ihr Exfreund war dafür verantwortlich, hatte sie ihm erklärt. Er hatte sie heimtückisch und brutal angefallen und sich anschließend aus dem Staub gemacht, sodass sie mit den Folgen allein zurechtkommen musste.
    Sein Name war Jordan gewesen.
    Und deshalb hatte Kyle auch nur einen Namen auf seinem Klingelschild … weil das nämlich sein Nachname war. Sein vollständiger Name musste Jordan Kyle lauten, dämmerte es Simon. Er war ja so dumm, so unfassbar dumm, dass er nicht schon vorher darauf gekommen war. Als ob er noch einen weiteren Grund benötigt hätte, sich selbst zu hassen.
    Kyle — oder vielmehr Jordan — war ein Werwolf und heilte schnell. Als Simon ihn nicht sonderlich sanft auf die Beine gezogen und zu seinem Wagen geführt hatte, waren die tiefen Wunden an seinem Hals und unter den zerfetzten Resten seines T-Shirts bereits zu krustigen Narben verheilt. Simon hatte die Autoschlüssel an sich genommen und sie beide schweigend nach Manhattan zurückgefahren, während Jordan reglos auf dem Beifahrersitz saß und auf seine blutigen Hände starrte.
    »Maureen geht es gut«, hatte er schließlich gemurmelt, als sie über die Williamsburg Bridge fuhren. »Es sah schlimmer aus, als es war. Du bist noch nicht sehr erfahren darin, dich von Menschen zu ernähren, daher hat sie nicht allzu viel Blut verloren. Ich hab sie in ein Taxi gesetzt und nach Hause geschickt. Sie kann sich an nichts erinnern und glaubt, sie wäre vor dir in Ohnmacht gefallen, was ihr furchtbar peinlich ist.«
    Simon wusste, dass er Jordan eigentlich danken sollte, doch er konnte sich einfach nicht dazu überwinden. »Du bist Jordan«, konstatierte er. »Maias ehemaliger Freund. Derjenige, der sie in einen Werwolf verwandelt hat.«
    Sie befanden sich inzwischen auf der Kennrare Street und Simon bog nach Norden in die Bowery ein, mit ihren billigen Absteigen und Beleuchtungsgeschäften.
    »Ja«, bestätigte Jordan schließlich. »Kyle ist mein Nachname. Als ich mich den Praetor Lupus anschloss, hab ich ihn zu meinem einzigen Rufnamen gemacht.«
    »Maia hätte dich getötet, wenn Isabelle sie gelassen hätte.«
    »Sie hat jedes Recht dazu«, erwiderte Jordan und verstummte dann wieder. Er schwieg auch noch, nachdem Simon den Wagen geparkt hatte und sie gemeinsam die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufgestiegen waren. Dann war er direkt in sein Zimmer gegangen, ohne seine blutverschmierte Jacke auszuziehen, und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.
    Simon hatte seine Sachen zusammengepackt und war im Begriff, die Wohnung zu verlassen, als er plötzlich zögerte. Er hatte keine Ahnung, warum — auch jetzt wusste er es noch immer nicht. Doch statt einfach zu verschwinden, hatte er seinen Rucksack neben der Haustür abgestellt, war ins Wohnzimmer marschiert und hatte sich in den Sessel gesetzt, wo er schließlich die ganze Nacht geblieben war.
    Er wünschte, er könnte Clary anrufen, doch es war noch viel zu früh am Morgen und außerdem hatte Isabelle gesagt, dass Clary mit Jace zusammen nach Hause gegangen war — und Simon hatte keine Lust, in etwas hineinzuplatzen, das vermutlich ein ganz besonderer Moment für die beiden war. Er fragte sich, wie es wohl seiner Mutter ging. Wenn sie ihn am Abend zuvor gesehen hätte, mit Maureen zusammen, hätte sie sich in

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