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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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mühsam davon abhalten müssen. Denn wenn er ihr erzählen sollte, worin das Problem lag, musste er das freiwillig tun, ohne drängende Fragen ihrerseits. So gut kannte sie ihn inzwischen.
    Clary schloss die Augen und versuchte erneut, sich die Rune ins Gedächtnis zu rufen. Es handelte sich nicht um eine Rune, die sie selbst erdacht hatte, da war sie sich ziemlich sicher. Diese Rune existierte bereits, allerdings konnte sie sich nicht erinnern, sie im Grauen Buch gesehen zu haben. Die Gestalt der Rune schien ihr weniger eine Übersetzung zu liefern … sie erinnerte vielmehr an die Enthüllung von etwas Verborgenem, so als würde sie Staub wegpusten, um die darunterliegende Inschrift langsam entziffern zu können.
    Die Stele zuckte in ihren Fingern, und als Clary die Augen aufschlug, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass es ihr gelungen war, ein kleines Muster auf den Rand des Gewebes aufzutragen. Das Ganze sah fast wie ein verschwommener Tintenfleck aus, mit seltsamen Schnörkeln und Enden, die in alle Richtungen zeigten, und Clary fragte sich stirnrunzelnd, ob sie wohl ihre besondere Fähigkeit verlor. Doch dann begann das Gewebe zu schimmern, wie Hitze, die von einer glühenden Asphaltdecke aufsteigt. Atemlos starrte sie auf den Stoff, auf dem sich mehrere Worte abzeichneten, als hätte eine unsichtbare Hand sie aufgetragen:
    Eigentum der Church of Talto. 232 Riverside Drive.
    Ein Hochgefühl erfasste Clary. Dies war ein Hinweis, ein richtiger Hinweis. Und sie hatte ihn ganz allein gefunden, ohne jede fremde Hilfe.
    232 Riverside Drive. Das lag in der Upper West Side, überlegte sie, in der Nähe des Riverside Park, gegenüber von New Jersey. Also gar nicht so weit entfernt. Die Church of Talto. Stirnrunzelnd legte Clary die Stele beiseite. Was auch immer sich dahinter verbarg — der Name verhieß nichts Gutes. Sie schob sich mit ihrem Stuhl zu Lukes altem Computer rüber, schaltete ihn ein und startete die Internetverbindung. Als sie schließlich »Church of Talto« in der Suchmaske eingegeben hatte, aber keine nennenswerten Ergebnisse erhielt, war sie nicht sonderlich überrascht. Und bei der Inschrift in der Ecke des Gewebefetzens musste es sich um Purgatisch oder Cthonisch handeln oder irgendeine andere Dämonensprache.
    Doch eines stand fest: Was auch immer diese Church of Talto sein mochte — das Ganze war geheim und vermutlich böse. Denn wenn diese »Kirche« daran beteiligt war, menschliche Säuglinge in irgendwelche Wesen mit Klauen statt Händen zu verwandeln, dann handelte es sich hier nicht um eine wie auch immer geartete Form von echter Religion. Sie fragte sich, ob die Mutter des ausgesetzten Jungen vielleicht dieser Kirche angehörte und ob sie vor der Geburt ihres Kindes gewusst hatte, worauf sie sich eingelassen hatte.
    Clary spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken jagte, als sie zum Telefon griff — doch dann hielt sie mit dem Hörer in der Hand inne. Sie hatte ihre Mutter anrufen wollen, aber sie konnte sie unmöglich mit dieser Geschichte belästigen: Jocelyn hatte sich gerade erst wieder genügend beruhigt, um gemeinsam mit Luke das Haus zu verlassen und Eheringe auszusuchen. Und auch wenn Clary ihre Mutter für stark genug hielt, um der Wahrheit ins Auge zu sehen — wie auch immer diese aussehen mochte —, würde Jocelyn zweifellos gewaltigen Ärger mit dem Rat bekommen, weil sie ihre Nachforschungen so weit vorangetrieben hatte, ohne die Schattenjägergemeinschaft darüber zu informieren.
    Dann eben Luke. Aber Luke war bei ihrer Mutter. Auch ihn konnte sie nicht anrufen.
    Vielleicht Maryse. Doch allein schon die Vorstellung, die Institutsleiterin anzurufen, erschien Clary merkwürdig und irgendwie beängstigend. Außerdem wusste sie, dass man sie auf die Reservebank schicken würde, sobald der Rat den Fall erst einmal übernommen hatte. Auch wenn sie es sich nur ungern eingestand, dass es für sie eine Rolle spielte: Man würde sie zum Zuschauer machen bei einem Rätsel, das sie doch persönlich zu betreffen schien. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich wie eine Verräterin fühlen würde, die ihre Mutter beim Rat verpetzt hatte.
    Doch auf eigene Faust loszuziehen, ohne zu wissen, was sie erwartete … Sie hatte zwar bereits ein gewisses Training als Schattenjägerin erhalten, aber so viele Stunden waren das nun auch wieder nicht gewesen. Und sie kannte ihre Neigung, immer erst zu handeln und dann nachzudenken. Widerstrebend holte sie ihr Handy hervor, zögerte

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