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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Füße endlich wieder auf festen Boden zu setzen.
    »Schau dir das an«, sagte Charlotte, die neben ihm stand und ihre Augen mit der Hand beschirmte. »Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ein Land so grün sein kann. Von dem schmalen Strand abgesehen ist hier alles grün. Grüne Hügel, grüne Täler, grüne Vögel, selbst die Häuser sind grün.«
    »Und abgesehen von den Bergen«, sagte Oskar und deutete auf die Andenkordillere, die sich majestätisch in den Himmel erhob. »Wenn man ganz genau hinsieht, kann man sogar die Wüste erkennen, die zwischen den Bergen und der Küste liegt, siehst du?«
    Sie nickte. »Und dann diese Luft. Wie ein warmes Bad, dessen Dampf dich einhüllt und dir die Kälte aus den Gliedern treibt. Ich kann es kaum noch erwarten, endlich an Land zu gehen.«
    »Dauert nicht mehr lange«, sagte Humboldt, der seinen obersten Hemdkragen gelockert hatte. »Der Hafen ist gleich da vorn, seht ihr?« Der Stoff klebte ihm auf der Haut und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die Einzige, der die Hitze nichts auszumachen schien, war Eliza. Sie wirkte so gelöst und entspannt wie immer. Auf ihrem Gesicht lag ein zufriedener Gesichtsausdruck. Vermutlich, weil die Temperaturen sie an ihre Heimat erinnerten.
    Eine Viertelstunde später legte das Boot im kleinen Fischereihafen von Camana an. Oskar sprang an Land und half, das Boot an den Pollern festzubinden. Ein herrliches Gefühl, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Kein Gerüttel, kein Geschaukel, kein sich ständig verändernder Horizont. Er wusste, dass er tief in seinem Inneren eine Landratte war. Wilma ging es ebenso. Obwohl sie eigentlich nachtaktiv war, hüpfte sie bei der erstbesten Gelegenheit an Land und begann gleich damit, die Kaimauer nach Fischresten abzusuchen. Charlotte, Eliza und Humboldt kamen als Nächste, streckten sich, sahen sich um und halfen dann dem Bootspersonal beim Abladen.
    Wenige Minuten später stand ihr Gepäck am Kai -vier Kisten, allerlei Taschen und Pakete. Humboldt drückte dem Steuermann der Barkasse ein paar Geldscheine in die Hand und winkte zum Abschied, dann legte das kleine Schiff ab und tuckerte langsam zur Sakkarah zurück. Oskar befiel eine leichte Wehmut, als er beobachtete, wie das Schiff immer kleiner wurde. Schließlich verschwand es hinter den Wellenkämmen. Mit ihm war die letzte Verbindung zur Heimat gekappt.
    Nach und nach füllte sich der Kai. Die halbe Stadt schien sich zum Empfang der Neuankömmlinge zusammengefunden zu haben. Auch ein Fuhrwerksunternehmer war eingetroffen, um ihr Gepäck ins nahe gelegene Hotel zu transportieren.
    Oskar blickte sich neugierig um. Die Farben und die Geräusche, der Duft der Pflanzen und des Meeres, die seltsam aussehenden Leute, ihre Kleidung und die Art, wie sie miteinander sprachen – alles war neu und fremdartig. Ganz anders, als es in seinen Büchern beschrieben war. Die Frauen trugen Zöpfe unter den Filzhüten und Babys auf dem Rücken. Manche von ihnen, vornehmlich die reicheren Leute, hatten Züge, die ihm vertraut waren. Vermutlich waren es Südeuropäer – Spanier oder Portugiesen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung jedoch hatte olivfarbene Haut, breite Wangenknochen und scharf geschnittene Nasen. Ihre Augen wirkten aufgrund ihrer Form ein wenig traurig und müde, was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie die Neuankömmlinge mit großer Neugier betrachteten. Die meisten Leute schienen bettelarm zu sein. Alle waren sehr schlank, manche von ihnen bis an die Grenze zur Unterernährung. Oskar wusste, wie jemand aussah, wenn er Hunger hatte. Ihm fiel auf, dass kaum jemand lachte. Selbst die Kinder blickten ernst und durchdringend, während sie beobachteten, wie Wilma aufgeregt hin und her lief und dabei mit ihren Stummelflügeln wedelte.
    Der Fuhrunternehmer war gerade damit fertig geworden, das Gepäck aufzuladen, als eine Droschke herangefahren kam. Auf dem Kutschbock saß ein würdevoll aussehender Mann mit einem mächtigen Backenbart. Er stellte das Fahrzeug ab, wechselte ein paar Worte mit dem Fuhrunternehmer und kam dann zu ihnen herüber.
    »Senoras y Senores, willkommen in Camana«, sagte er mit starkem spanischen Akzent. Er legte die Hand auf den Rücken und verbeugte sich formvollendet. »Mein Name ist Alfonso. Seine Exzellenz, Senior Alvarez, der Gouverneur der Provinz Arequipa, hat von Ihrer Ankunft erfahren und bittet Sie, ihn auf seinem Landsitz zu besuchen.«
    »Die Nachricht hat sich ja

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