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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schnell herumgesprochen«, murmelte Humboldt.
    »Es wäre ihm eine besondere Freude und Ehre, einen solch bedeutenden Forscher und Entdecker willkommen zu heißen«, sagte Alfonso. Mit einem Lächeln in die Runde ergänzte er: »Die Einladung gilt übrigens für alle Anwesenden.«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Was denn, jetzt? Dürfen wir uns nicht erst mal frisch machen?«
    Der Kutscher lächelte gequält. »Wenn es Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet? Ich habe den Pagen angewiesen, Ihr Gepäck schon mal auf Ihre Zimmer zu bringen. Es wird auch gewiss nicht lange dauern.« Er hielt die Tür der Kutsche geöffnet.
    »Wie wär’s, wenn ich zurückbleibe und das Verladen des Gepäcks überwache?«, bot Oskar an.
    »Gute Idee, mein Junge«, sagte Humboldt. »Achte bitte besonders auf die Kiste mit den schweren Vorhängeschlössern. Sie enthält die wertvollsten Gerätschaften.«
    Der Diener schüttelte betrübt den Kopf. »Ich fürchte, Ihr junger Begleiter muss auch mitkommen. Mein Herr sagte ausdrücklich alle.«
    »Scheint, als hätten wir keine andere Wahl«, sagte Humboldt mit finsterem Gesicht. »Vermutlich will man uns ordentlich Geld abknöpfen. Na ja, damit war zu rechnen.«
    Der Kutscher tat so, als hätte er die letzte Bemerkung nicht gehört.
    Er wartete, bis alle eingestiegen waren, schloss die Tür hinter ihnen und schwang sich dann wieder auf den Kutschbock. Dann schnalzte er mit der Zunge und fuhr los.
    Die Stadtbevölkerung blickte ihnen mit großen Augen hinterher, während der Kutscher die Hauptstraße in Richtung Hügel nahm. »Hoffentlich geschieht meinen Instrumenten nichts«, brummte Humboldt. »Es gefällt mir gar nicht, sie unbeaufsichtigt zu lassen.«
    »Oh, Sie können ganz beruhigt sein«, sagte der Kutscher über die Schulter. »Niemand würde es wagen, Sie zu bestehlen. Seine Exzellenz ist der oberste Richter in diesem Distrikt und sehr streng, wenn es um Diebstahl geht. Solange Sie seine Gäste sind, dürfen Sie sich völlig auf seinen Schutz verlassen. Abgesehen davon wird Ihr Besuch nicht lange dauern. Sehen Sie das weiße Gebäude dort drüben? Das ist die Hazienda meines Herrn.«
    Oskar reckte den Hals. Ein großes Gebäude mit Türmen, Kuppeln und Erkern ragte über eine nahe gelegene Hügelkuppe. Angesichts der Armut, in der große Teile der peruanischen Bevölkerung zu leben schienen, wirkte diese Pracht irgendwie protzig. »Meine Güte«, murmelte er, »das ist ja ein richtiger Palast!«
    »Unverantwortlich«, zischte Charlotte. »Einfach unverantwortlich.«
    »Was meinst du?«
    »Sieh dich doch mal um«, flüsterte sie. »Das Land ringsum versinkt in Armut und er stellt sich so einen Palast hin? Das ist unmoralisch.«
    Oskar hob eine Augenbraue. »Ist es denn bei uns anders? Ich kenne mich in Berlin recht gut aus und ich kann dir versichern, dass es dort keinen Deut besser ist. Wenn du arm bist, dann geht’s dir überall schlecht, egal in welchem Teil der Welt du lebst. Es sei denn, du erleichterst die Herrschaften von Zeit zu Zeit ein wenig und zweigst etwas von ihrem Reichtum für dich ab. Verstehst du, was ich meine?« Er grinste Charlotte an, doch sie ignorierte ihn. Ihr Blick war finster auf die Türme des Palastes gerichtet.
    »Ich frage mich, was der Gouverneur wohl für ein Mensch ist«, fragte Eliza. »Und was er von uns will.«
    »Nun, das werden wir bald herausfinden«, sagte Humboldt und deutete nach vorn. »Wir sind gleich da.«
    Je näher sie kamen, desto mehr Details konnte man erkennen. Der Palast lag inmitten einer weitläufigen Parkanlage, die von Palmen gesäumt war. Umgeben wurde sie von einer etwa vier Meter hohen Steinmauer, deren einziger Durchgang aus einem breiten, schmiedeeisernen Tor bestand.
    Als die Kutsche sich näherte, trat ein Wachposten aus einem Holzhäuschen und öffnete das Tor. Er wechselte ein paar Worte mit ihrem Fahrer, dann ließ er sie passieren. Ein Schnalzen mit der Zunge und die Droschke setzte sich wieder in Bewegung. Sie hatten das Anwesen von Gouverneur Alvarez erreicht.

15
     
     
    Der Kutscher lenkte die Droschke auf die breite, mit weißem Kies bestreute Auffahrt vor dem Haus. Oskar sah sich verblüfft um. Der Park war bevölkert mit exotischen Tieren. Pfauen liefen vor ihren Füßen her, Rehe und Antilopen grasten auf den Wiesen und in den Bäumen krächzten Papageien. Es war fast wie im Tierpark daheim in Berlin, wären da nicht die imposanten Berge im Hintergrund gewesen.
    Alfonso sprang vom Kutschbock und öffnete

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